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Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)

Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)

Titel: Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie West
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Verhalten?
    „Declan.“ Ihre klare ruhige Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.
    Sie stand in der Tür, adrett wie immer in blütenweißer Bluse, schmalem Rock und flachen Slippers, das rotblonde Haar zum Pferdeschwanz gebunden. Ein wenig Mehlstaub klebte an ihrer Wange, so, als hätte sie gerade Teig geknetet.
    Ihr Teint war so auffallend blass, dass die feinen Sommersprossen deutlich hervortraten. Declan hielt das für ein Zeichen ihres schlechten Gewissens, genau wie die dunklen Ringe unter ihren Augen. Dennoch musste er sich zwingen, ihr nicht zärtlich über die ernste Stirn zu streichen.
    „Wir müssen reden“, erklärte sie mit hocherhobenem Kopf.
    Er straffte die Schultern.
    „Wie du willst.“ Sie hat recht, dachte er. Wir sind noch nicht fertig miteinander.
    „In der Küche gibt es Kaffee und Zimtschnecken.“
    Tatsächlich, jetzt roch er es. In das Aroma frisch aufgebrühten Kaffees mischte sich der köstliche Duft von selbst gemachtem Hefegebäck. Was sollte das werden, ein gemütlicher Kaffeeklatsch? Wollte Chloe ihn mit ihren Backkünsten verführen?
    Unbeirrt nahm er Kurs auf das Arbeitszimmer und verschanzte sich hinter seinem Schreibtisch. Sie folgte ihm zögernd.
    „Ich höre.“ Er legte die Fingerspitzen aneinander und wartete.
    Ihre Augenbrauen zuckten, aber sie hielt das Kinn stolz erhoben.
    „Ich muss dir erklären, was wirklich zwischen mir und deinem Bruder passiert ist.“
    Sein Puls beschleunigte sich. Das Letzte, was er hören wollte, waren Einzelheiten über die Beziehung der beiden.
    „Gestern Abend wolltest du nicht zuhören, und ich …“ Ihr Blick glitt zum Fenster, das auf den Dachgarten hinaus zeigte. „Ich war zu verwirrt, um weiterzureden.“
    Er schwieg.
    Als sie ihn wieder ansah, hatte er das Gefühl, in ihren schönen grün schimmernden Augen versinken zu können. Ihr Blick war so klar und unschuldig, dass niemand einen Hauch von Falschheit dahinter vermutet hätte.
    Sie war die erste Frau, der er rückhaltlos vertraut hatte. Von der er mehr gewollt hatte als eine kurze Affäre – viel mehr.
    Er verfluchte sich dafür, dass er immer noch wünschte, es wäre alles nicht wahr.
    „Anfangs hatten Adrian und ich nicht viel Kontakt“, begann sie bitter lächelnd. „Ich war ja nur die Haushälterin. Aber er brauchte wohl jemanden zum Reden.“
    Sofort überkamen Declan Schuldgefühle. Hätte er geahnt, wie schlecht es um seinen Bruder bestellt war, hätte er alles stehen und liegen gelassen und ihn in Carinya willkommen geheißen. Doch Adrian hatte ihm wiederholt versichert, es gehe ihm gut und er freue sich auf etwas Ruhe und Erholung.
    „Mein Bruder hatte Freunde“, rechtfertigte er sich. „Er war immer unter Leuten.“ Das konnte man wohl sagen, bei dem regen Gesellschaftsleben, das ihre Eltern bis zu ihrem frühen Tod geführt hatten.
    Chloe zuckte mit den Schultern. „Ich habe ihn als sehr zurückgezogen erlebt. Die einzigen Leute, von denen er sprach, waren Bekannte aus London. Eine Diana, zum Beispiel, seine Geschäftspartnerin. Von der sprach er ziemlich oft.“
    „Und weil er so einsam war, hast du beschlossen, ihm Gesellschaft zu leisten.“
    Sie sah ihn nur stumm an.
    „Erzähl weiter.“ Er lechzte nach jeder Einzelheit, die ihm Aufschluss über Adrians Gemütszustand geben konnte. Weder am Telefon noch in seinen Mails hatte sein Bruder seelisch oder geistig verwirrt gewirkt. Etwas zerstreut vielleicht, aber war das nicht normal für jemanden, der gerade bankrottgegangen war?
    Wieder schweifte ihr Blick ab. „Er fand keine Ruhe, wurde mit jedem Tag nervöser, aufgedrehter.“ Das Thema schien ihr unangenehm zu sein, wohl weil sie wusste, dass sie nicht so leicht davonkommen würde. „Er suchte immer öfter meine Nähe.“
    Chloe schien seine Skepsis zu spüren, denn sie warf ihm einen zornigen Blick zu.
    „So war es, glaub mir. Er erzählte mir ständig von seiner Firma und von einer genialen Geschäftsidee, mit der er ganz groß herauskommen wollte.“
    Declan runzelte die Stirn. Das ergab keinen Sinn. Adrians Firma war nicht mehr zu retten gewesen. Er selbst hatte ihn seit Monaten finanziell unterstützt und ihm sogar einen Job in seinem eigenen Unternehmen angeboten.
    Adrian musste seiner Freundin seine finanzielle Misere gebeichtet haben, und deshalb hatte sie ihn verlassen.
    „Und er veränderte sich“, fuhr sie fort. „Wann immer ich einen Raum betrat, schien er schon auf mich zu warten. Er fing an, mich zu beobachten.“
    „Du meinst, er

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