Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)
Besitzerstolz.
Plötzlich hatte sie Schmetterlinge im Bauch. Sie dachte daran, was er nach der Party gesagt hatte und was ihr seither nicht mehr aus dem Kopf ging: „Du hast deine Rolle so gut gespielt, dass ich mich tatsächlich in dich …“
Vielleicht empfand er doch etwas für sie.
„Er hat beobachtet, wie Daniel mich belästigt hat“, sagte sie zerstreut.
„Sehen Sie? Er ist einer von den Guten. Nur schade, dass ich nicht sein Typ bin.“
Declan blickte sie immer noch unverwandt an. Ihr Ärger verrauchte, als hätte es ihn nie gegeben.
Das geheimnisvolle Band zwischen ihnen war nicht gekappt. Es war stärker als jedes Misstrauen. Sie hatte gehofft, dass Declan irgendwann in der Lage wäre, die Wahrheit zu erkennen. War es nun so weit?
„Er sieht zu uns rüber“, raunte Sophia. „Vielleicht sollte ich mal überprüfen, ob ich ihm nicht doch gefalle.“ Alle Blicke folgten der kurvigen Brünetten, als sie hüftschwingend auf Declan zusteuerte.
Chloe stürzte sich blindlings in irgendeine Unterhaltung, wurde aber immer nervöser, als der Raum sich zu leeren begann und Sophia nicht von Declans Seite wich.
Während Chloe die Gäste verabschiedete, verlorene Handtaschen und Schals aufspürte und dann anfing, die Küche aufzuräumen, bildete sich ein harter Knoten in ihrem Magen. Eifersucht?
Sie wollte gerade in den Wohnbereich zurückkehren, als sie wie angewurzelt stehen blieb. Declan und Sophia. Sie küssten sich. Sophia hatte die Arme um Declans Nacken geschlungen, er hob sie hoch und trug sie mit großen Schritten in Richtung Schlafzimmer.
Mühsam unterdrückte Chloe ein entsetztes Keuchen.
Declan hatte das Ende des dunklen Korridors erreicht, stieß eine Tür auf und verschwand mit Sophia auf den Armen in dem dahinter liegenden Raum. Mit leisem Klicken fiel die Tür hinter ihm zu.
Wie benommen starrte Chloe auf die lila Stilettos, die Sophia unterwegs verloren hatte. Halt suchend lehnte sie sich gegen die Wand und legte fröstelnd die Arme um sich. Ihr wurde schlecht bei dem Gedanken, dass Declan jetzt all die wundervollen Dinge mit Sophia tat, die er mit ihr getan hatte.
Ihre Beine gaben unter ihr nach. Sie rutschte an der Wand herab und kauerte mit angezogenen Knien auf dem Boden.
Es half nichts, sich noch länger etwas vorzumachen. Sie war in Declan Carstairs verliebt. Wie sollte sie nur jemals über ihn hinwegkommen?
Sie hatte versucht, ihn zu hassen. Aber sie hatte ihn im Umgang mit Freunden und Kollegen erlebt und wusste, dass er nicht wirklich kalt, gemein und rachsüchtig war.
Nun aber hatte er, ob bewusst oder unbewusst, die perfekte Methode gefunden, Chloe für all die Verbrechen zu bestrafen, die sie nie begangen hatte.
Binnen einer halben Stunde hatte sie ihre Sachen gepackt.
Sie war schon auf dem Weg zum Ausgang, als ein heiserer Schrei die Stille zerriss. Erschrocken blieb Chloe stehen und presste ihre Reisetasche an sich.
Ihr Herz hämmerte in der Dunkelheit. Hatte sie sich den Schrei nur eingebildet? Nein. Aber konnte er denn aus Declans Schlafzimmer gedrungen sein?
Zitternd wandte sie sich dem schwach beleuchteten Korridor zu, wo immer noch Sophias Stöckelschuhe lagen. Declan war also nicht allein.
Da war es wieder, das unheimliche Geräusch. Ein Schrei, der Chloe die Haare zu Berge stehen ließ. Sie ließ die Tasche fallen und lief zu den Schlafzimmern, aber unter keiner der Türen war Licht zu sehen. Wenn etwas passiert wäre …
In diesem Moment drang eine Männerstimme an ihr Ohr, leise und rau. Declan, der mit Sophia sprach?
Mit versteinerter Miene trat sie den Rückzug an. Sie wollte auf keinen Fall das Bettgeflüster der beiden mit anhören. Doch wieder folgte ein markerschütternder Schrei, eindeutig von Declan. Warum unternahm Sophia denn nichts?
Überzeugt, dass sie diesen Schritt bitter bereuen würde, öffnete Chloe leise die Tür zu seinem Schlafzimmer.
Der Vollmond, der durchs Fenster schien, tauchte den Raum in mattsilbernes Licht. In dem breiten Bett, einem wüsten Durcheinander von halb heruntergerutschten Kissen, Decken und zerwühlten Laken, lag kein Liebespaar, sondern nur Declan. Sein mächtiger Brustkorb hob und senkte sich heftig, sein Kopf schlug unruhig hin und her.
„Adrian!“ Diesmal verstand sie, was er schrie. Blitzschnell zog sie die Tür hinter sich zu und trat an sein Bett.
„Nein, Adrian, tu’s nicht!“ Er wand sich wie unter einer unerträglichen Last.
„Psst, schon gut.“ Sie beugte sich über ihn. „Alles ist
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