Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)
seiner Mutter, ein Traum aus sattgrünen Smaragden, glitzernden Diamanten und sanft schimmernden Perlen.
Wenn Chloe auf schnellen Reichtum aus war, wieso gab sie dann ein Schmuckstück zurück, das mehrere Millionen Dollar wert war?
Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Er hatte einen furchtbaren Fehler gemacht.
Chloe hastete durch das in Marmor und Glas gehaltene Foyer. Wie immer an ihrem freien Tag wollte sie den Frühzug in die Berge nehmen, um Ted in der Reha zu besuchen.
Als sie auf den Bürgersteig trat, blieb sie überrascht stehen. Direkt vor dem Eingang parkte eine chromblitzende Limousine. Lässig dagegen gelehnt, in Jeans und schwarzer Lederjacke, stand Declan. Er sah aus wie der Held aus einem Abenteuerfilm – stark, attraktiv und von einem Hauch Gefahr umweht.
Sie blinzelte, wandte sich ab und marschierte los. Warum bekam sie jedes Mal Herzklopfen bei seinem Anblick?
„Halt, warte.“ Mit wenigen Schritten war er bei ihr und verstellte ihr den Weg. Es war die kurze Unsicherheit in seinen Bewegungen, die Chloe dazu brachte, stehen zu bleiben. Er ließ alle Welt glauben, er sei wieder ganz gesund, aber manchmal machte sein Bein noch Probleme.
„Was willst du, Declan?“
„Ich fahre nach Carinya. Ich könnte dich zu deinem Pflegevater mitnehmen. Mit dem Auto bist du in einer Stunde da, das erspart dir viel Zeit.“
Er hatte recht. Die Fahrt mit der Regionalbahn dauerte wesentlich länger.
„Außerdem muss ich mit dir reden.“
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Nur zu.“
„Nicht hier.“ Er wich einer Frau aus, die ihre Pudel spazieren führte, dann einer Joggerin. „In Ruhe, unter vier Augen.“
Die Vorstellung, eine Stunde lang neben Declan in seiner Luxuslimousine sitzen und seinen vertrauten Duft einatmen zu müssen, machte sie kribbelig vor Nervosität. Seit Wochen lebten sie wie Fremde nebeneinanderher, und das war schon schwer genug zu ertragen.
„Chloe.“ Es klang wie eine Bitte.
Ihr Puls raste. Was wollte Declan von ihr? Ihr sagen, dass er endlich die Wahrheit über sie und Adrian erkannt hatte? Schön wär’s. So schnell konnte er seinen Schmerz und seinen Groll nicht überwunden haben. Niemand wusste das besser als sie.
Aber vielleicht war er stärker, als sie damals nach Marks Tod gewesen war. Und wenn er sie hasste, warum hatte er dann den Mann, der sie belästigt hatte, aus der Wohnung geworfen?
„Bitte, Chloe.“ Sein dunkler, eindringlicher Blick ließ ihren Widerstand dahinschmelzen.
Vielleicht würde er ihr nun endlich glauben. Oder war sie schon wieder hoffnungslos optimistisch?
Sie sehnte sich so sehr nach dem Mann, in den sie sich verliebt hatte. Und Liebe war ein zu kostbares Gefühl, um es einfach wegzuwerfen.
Sie war sich und ihm einen letzten Versuch schuldig.
Widerstrebend stieg sie in den Wagen.
Erst als sie die Stadt längst hinter sich gelassen hatten und die Limousine leise surrend über die Autobahn glitt, ergriff Declan das Wort.
„Danke, dass du dich um Sophia gekümmert hast.“
„Kein Problem.“
Sophia war am Morgen nach der Dinnerparty verschlafen und zerzaust aus einem der Gästezimmer aufgetaucht, lange nachdem Declan zur Arbeit gefahren war. Sie hatte sich sehr dafür geschämt, dass sie am Vorabend zu viel getrunken und hemmungslos geflirtet hatte, um ihren Exfreund eifersüchtig zu machen.
„Sie ist nicht immer so … impulsiv.“
„Schon klar.“ Chloe wusste inzwischen, dass er Sophias Avancen sanft, aber bestimmt zurückgewiesen und sie in eins der Gästezimmer verfrachtet hatte, wo sie ihren Rausch und ihren Liebeskummer ausschlafen konnte.
Nicht alle Männer hätten so nobel gehandelt, das war ihr klar.
Sie hatte die Lobeshymnen noch im Ohr, die Sophia beim Frühstück über ihn angestimmt hatte. Überhaupt schienen ihn alle für einen Ehrenmann zu halten, privat wie geschäftlich.
Nur ihr, Chloe, gegenüber kehrte er offenbar seine schlechten Seiten hervor. Sie zu verführen, Gefühle und Hoffnungen in ihr zu wecken, die jahrelang brachgelegen hatten, und sie dann eiskalt zurückzuweisen …
„Trotzdem danke.“
Er warf ihr einen kurzen rätselhaften Blick zu, bevor er sich wieder auf die Straße konzentrierte, die jetzt in Serpentinen in die Berge hinauf führte. Chloe stellte verwundert fest, dass sie sich nie sicherer gefühlt hatte als hier mit ihm in diesem schnellen Wagen, der mühelos jede Steigung nahm.
„War das alles, worüber du mit mir sprechen wolltest?“
„Natürlich nicht.“ Er
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