Zwischen Wind und Wetter
daß der Ball mit möglichst wenig Schlägen über, neben und durch die Schikanen zum Loch getrieben werden muß. So,
wie das leere Pint zum Zapfhahn drängt. Und daß Bernhard Langer... Stopp, wir
wollen noch nicht alles verraten, was wir wissen.
Zunächst
denken wir an nichts Böses. Wir wandern los, parallel zur Küste, um später über
den Strand zurückzukehren. Unterwegs kommen wir an einem ehemaligen Büro für
die drahtlose Telegraphie zwischen Irland (Ballybunion) und
Kanada/Neuschottland (Cape Breton Island) vorbei, das in den Jahren 1912 bis
1922 in Betrieb war. Die erste Station des Funkpioniers Marconi soll 1907 im
Moor bei Clifden in Connemara eröffnet worden sein. Auch das berühmte
Transatlantikkabel, das bis zur Satellitenzeit die Kommunikation zwischen
‘alter und neuer Welt’ mehr schlecht als recht herstellte, kam unweit von hier,
weiter südlich bei Valencia Island, an.
Drahtlos
oder nicht, unser Drang zum Strand wird gestoppt durch den hohen Drahtzaun
einer Golf-Anlage, deren Ausmaße wir kaum ermessen können. Der Course liegt
zwischen uns und dem Meer. Keine schlechte Lage. Immer noch denken wir an
nichts Böses, wandern frohgemut am Zaun entlang, irgendwann wird er zuende
sein.
Wir wandern,
wir wandern...
Die Sonne
scheint unvermindert, wir geraten ins Schwitzen, eine seltene Angelegenheit
bisher. Bald hört der Platz auf, sicher bald. Doch die Gewißheit verläßt uns,
wir denken wohl eher in Fußballplatzdimensionen. Schließlich kommen wir uns wie
Hühner vor, die ziel- und planlos das Loch im Zaun suchen. Drei oder vier
Kilometer weit haben wir jetzt schon die Maschen gezählt, das Paradies ist
weit, müssen unsere Füße bitter erfahren.
Das muß
einer der weltberühmten Plätze sein! Endlich, nach fünf Kilometern, ist zwar
längst nicht das Ende des Golfplatzes erreicht, aber das Tor zum Paradies, der
Eingang. Mitsamt einem pompösen Empfangsgebäude. Edle Autos stehen davor, edle
Menschen im Golf-Dress schlendern, zu Paaren meist, mit ihrem Caddy über den
Platz.
‘For members
only!’
Das hätten
wir uns denken können. Nachdem man die Vorhölle und das Fegefeuer glücklich
überstanden hat, steht am Paradies sicher ‘Nur für Mitglieder!’.
»Sir, ich
erkläre Euch hiermit förmlich in allen Ehren zum ‘Member of the Golf Link’«,
verkündet Ilse feierlich.
»My Lady,
ich erkläre Euer Ehren ebenfalls zur ‘Member of the Golf Link’«, repetiere ich
mit einer leichten Verbeugung.
Mit
Rucksäcken auf dem Buckel, Notizblock und Malpinsel in den Händen, tun wir ganz
so, als hätten wir den Schläger dabei und zögen unseren Caddy über das Grün.
Schleichen uns an dem Prachtneubau vorbei, betreten feinsten geschnittenen
Rasen, der sich wie Moos anfühlt und wie Kunststoffteppich aussieht, gar nicht
wie lebende Flora.
Durch zwei
Spielfelder hindurch, mit eingezogenen Köpfen — Golfbälle sind hart! — geht es
über Höhen und durch Täler, an Sandbuchten vorbei und kreisrunden Rasenstücken,
die noch feiner als fein geschnitten sind. Ab und zu beobachten wir fasziniert
einige Spieler, doch auf die Dauer wirkt Zuschauen beim Golf langweilig.
Plötzlich tauchen hinter einem Hügel mehrere Golfer auf. Schnell schliddern wir
den Hang hinunter, um dem nächsten Pitch zu entgehen. Zielbewußt haben wir die
Richtung zur Küste eingehalten und erreichen endlich die Felskante. Wieder hält
uns ein Drahtgitter auf. Es ist niedriger als jenes an der Straße, von hier
erwartet man den Feind wohl nicht. Wir überwinden den Zaun, ein letzter Blick
zurück im Zorn, dann klettern und rutschen wir den Abhang zum Strand hinunter.
Oben rollt
der Ball neben Loch 18. Knapp daneben ist auch vorbei. Bernhard Langer, der
deutsche Champion, kann es sicher bestätigen. Drei Wochen später werden wir im
‘Cork Examiner’ auf der Sportseite über die Carrols Irish-Open in Mount Juliet
lesen: an erster Stelle liegt der Ire Mc Henry mit 67,70, dicht gefolgt von
Bernhard Langer mit 68,69. John Mc Henry hofft auf einen ersten Heimsieg seit
elf Jahren bei dieser Irish-Open. Doch der Spanier Olzabal, der Schwede
Johansson und der Frenchman Farry sind gefährliche Gegner. Bernhard Langer hat gerade
vorher die US-Masters gewonnen. Langer ist halbseitig
im Examiner abgebildet, konzentriert hat er gerade geschlagen, ‘he hits to the
9th green during the Carrols Irish-Open in Mount Juliet yesterday.’ Yeah, pitch and putt.
Old golfers never die, they only loose their balls. Klar, daß
sie
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