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Zwischen Wind und Wetter

Zwischen Wind und Wetter

Titel: Zwischen Wind und Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Straeter
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das Dollbord geholt.
Das Boot stößt bei dem vierten Mann an Land, gemeinsam ziehen sie die Schlinge
zu.
    Unter Wasser
ist Bewegung, die Männer werden nervös, noch können die Fische herausspringen.
Endlich liegt der zappelnde, nach Luft schnappende Fang in den Kieseln. Vier
silbrigglänzende Lachse und eine dunkelbraune Scholle. Um die Scholle kümmert
sich niemand, die Lachse werden im Wasser gesäubert und auf einen Haufen
gelegt. Schon wird das Netz wieder sorgsam aufeinander gestapelt und im Boot
verstaut, der Hund wimmert und fliegt zu seiner Freude wieder ins Boot, es geht
noch einmal los.
    Die Zuschauer
laufen auseinander, die Frauen sind bereits gegangen, sie haben nichts gekauft.
    Three men and a dog in a boat in Ballybunion.
     
    Die Iren
sind nicht fischbegeistert. Viel mehr interessieren sich für die hiesigen
Lachse, Hechte und Forellen die deutschen Angler, die im Urlaub Flußufer und
Seen bevölkern. Von der Mitgliedschaft in der Europäischen Gemeinschaft hatte
man sich endlich das Geld für eine eigene, moderne Fischfangflotte und für den
Ausbau der Häfen erhofft. Beliefern wollte man den übrigen europäischen Markt.
Die sogenannten Marktmechanismen bewirkten das Gegenteil. In den irischen
Hoheitsgewässern tummeln sich die modernen Flotten der Deutschen, Dänen und
Holländer.
    Und wieder
einmal wird die grüne Insel kolonialisiert, diesmal durch Preisabsprachen und
Fangquoten vom grünen Tisch aus. Experten befürchten, daß der in Brüssel
abgesegnete ‘Papierfisch’ aus der Irischen See bald eine Wüste der Weltmeere
macht. Wenn nicht vorher Fangverbote ausgesprochen werden müssen, wie schon
geschehen, weil die englische Atomanlage Sellafield, früher Windscale, durch
ihre radioaktiv belasteten Abwässer die ganze Irische See verseucht.
    Leider ist
Fisch für die Iren anscheinend immer noch kein verteidigungswürdiges Kulturgut,
so daß sie sich das Wolfsgesetz des ‘catch as much as you can and get away with
it’ (nimm so viel, wie du kriegen kannst und hau ab damit) gefallen lassen.
    Auch wir
haben heute keinen Fisch gekauft, essen keinen Fisch im Zelt, sondern
Spargelcremesuppe, Ham and Eggs und Joghurt mit Früchten.
     



UNTER DEM MILCHWALD * )
     
     
    Wir haben
das County Clare verlassen, um nach Kerry zu ziehen. Am Wetter ändert das
nichts.
    ‘It’s cloudy
and drizzling.’
    Die Nässe
hängt in der Luft und löst sich in Tropfen auf.
    Vier mal
vier Pfund kosteten die vier Nächte im Vorgarten. Wir starten in Richtung Kerry
Head, über Ballyduff nach Ballyheigue über Land, einige Male überqueren wir den
Feale und seinen Zufluß, den Brick. Wenig Steigungen.
Rechts und links geht es zu Altertümern, den Resten von Rattoos, Rundtürmen aus
grauer Vorzeit.
    Die
Jetztzeit erscheint uns ebenso grau. In der Ferne wälzen sich dicke, dunkle
Wolkenmassen über die langgestreckten Berge der Dingle-Halbinsel, fransen nach
unten aus oder bilden scharfe Kanten, unter denen die lichten Streifen hellerer
Wolkenschichten fast den Eindruck von Sonnenschein erwecken. Hellgrün, wie
unterirdisch beleuchtet, liegt die Landschaft unter dem Milchwald.
    Nach knapp
dreißig Kilometern erreichen wir Ballyheigue an der Küste unterhalb des Kerry
Heads. Erfreulicherweise, denke ich, steht am Kerry Head kein Light House, so
haben wir den direkten Weg zum heutigen Ziel genommen. Wir sind am frühen
Nachmittag da und verzehren unsere Unterwegsbrote im Zelt auf einem
Caravanplatz, der für solch seltsame Leute wie uns eine Wiese zum
Zeltaufschlagen bereithält.
    Nach den
Butterbroten verspeisen wir noch eine ganze Packung gemein leckerer irischer
Plätzchen, sogenannte Hob Nobs.
     
    Ein langer,
schmaler Strandstreifen, durch einen Kieselsteinwall abgegrenzt, bot sich zum
Laufen an. Die Goretex-Regenjacken, wir können sie bald nicht mehr leiden, fest
um uns geschlungen, darunter den dickeren der jeweils beiden Pullover, die wir
mitgenommen haben, stürzen wir uns in den zunehmenden Milchwald.
    Graugrün lag
bleiern das Meer, Tangreste auf dem Sand wickelten sich um unsere Füße. It
could be worse, es könnte schlimmer sein, dieser Spruch aus der Grafschaft Mayo
kam uns in den Sinn, wir lächelten, doch er half. Er half in Irland immer.
    Als der
Nebel zu dicht wurde, kehrten wir um. Das auflaufende Meer verdrängte uns vom
Strand, wir mußten auf der Krone des Kieselsteinwalls laufen.
    Nach vorn,
nach hinten, zur Seite war bald außer der weißen Milchsuppe nichts mehr zu
sehen wir konzentrierten

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