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Zwischen zwei Nächten

Zwischen zwei Nächten

Titel: Zwischen zwei Nächten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
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beleidigende Wort, alle Kränkungen und Demütigungen, die er mir zugefügt hat. Ich kann sie mir jederzeit wieder ins Gedächtnis rufen. Wann immer ich schwankend wurde, las ich in meinen kleinen, schwarz-roten Büchern und sofort verlor ich meine Zweifel. Alfred hat keine Ahnung von meinen Plänen, und ich werde mich hüten, ihm davon zu erzählen. Nicht weil ich befürchte, er könnte mich umstimmen – obwohl er es bestimmt versuchen würde –, sondern weil ich den endlosen Streitereien aus dem Weg gehen will. Er besitzt keinerlei Macht mehr über mich, dennoch fürchte ich seinen Jähzorn. In eine Scheidung würde er nie einwilligen. Für ihn steht zuviel auf dem Spiel. Wenn ich einfach abhaue, so wie ich es vorhabe, gilt das dann als böswilliges Verlassen? Ich muß unbedingt meinen Anwalt fragen, ob seelische Grausamkeit als Scheidungsgrund anerkannt wird. Bestimmt werde ich bei der Scheidung ordentlich draufzahlen, aber für Dummheit muß man eben bezahlen. Verzeih, ich will dich jetzt nicht mit diesem juristischen Kram langweilen, das schaffe ich schon allein. – Oder auch nicht“, fügte sie leise hinzu.
    „Anna hat mich ebenso gebraucht wie ich sie. Sie wollte nicht für immer wegbleiben. Ich weiß nicht, was sie zu dir gesagt hat, aber wir haben uns darauf geeinigt, daß sie für ein halbes Jahr zu dir fahren sollte, danach hätten wir weitergesehen. Sie hat dringend ein bißchen Abstand von allem gebraucht. Ihr Zustand ist in letzter Zeit sehr kritisch gewesen. Eine neue Umgebung, Tapetenwechsel, wie man so schön sagt, kann Wunder bewirken. Selbst die Arbeit hat ihr keinen Spaß mehr gemacht. Die Geschäfte sind nicht besonders gut gegangen. Ich habe versprochen, den Laden während ihrer Abwesenheit wieder auf Vordermann zu bringen.“
    „Aber Paul hat gesagt …“
    „Was sagt Paul?“
    Seine Frage klingt beinahe wie eine Drohung.
    „Paul hat mir von dem Vertrag erzählt. Der Verkauf des Büros ist doch nahezu so gut wie perfekt gewesen.“
    „Ach du meinst diese leidige Geschichte. Auch in diesem Punkt bist du nur unvollständig informiert. Die ganze Angelegenheit ist viel komplizierter als du denkst.“
    Er scheint ziemlich ungehalten, sucht offensichtlich nach einer plausiblen Erklärung.
    „Also, wo sind wir stehengeblieben? Ich weiß schon, das Büro. Es stimmt, wir haben eine Zeitlang mit dem Gedanken gespielt, es aufzugeben. Um ehrlich zu sein, mir ist es nie sehr ernst damit gewesen. Ich habe nur eingewilligt, um Anna bei Laune zu halten. Im Stillen habe ich mir vorgenommen, die ganze Angelegenheit mit Paul zu regeln, sobald Anna weg gewesen wäre – von Mann zu Mann, sozusagen. Denkst du nicht auch, daß dies nur wieder eine von ihren verrückten Ideen war? Sie wäre bestimmt heilfroh gewesen, wenn sie bei ihrer Rückkehr ein intaktes Büro vorgefunden hätte. Aber laß uns jetzt gehen, ich bin müde. Es hat gut getan, mit dir zu reden. Wir können es uns noch zu Hause gemütlich machen. Ich ertrage jetzt keine fremden Gesichter mehr um mich, ich fühle mich so leer, richtig ausgelaugt.“
    „Ich langweile mich nicht man kann sich doch nur langweilen wenn es Hoffnung Hoffnung welcher Art auch immer gibt aus Prinzip hoffnungslos habe ich nur selten das Gefühl etwas zu versäumen wenn die Langeweile stirbt existiert auch keine Sehnsucht mehr Endstation die Tage schleppen sich dahin ein Tag vergeht wie der andere die Nächte sind flau zu nichts Besserem gut als verschlafen zu werden auch schlaflose Nächte sind wertlose Geschenke die nicht benützt werden denn die Angst verfolgt mich auch des Nachts die Angst das Haus zu verlassen mich den Blicken und Begierden auszuliefern jeder Weg wird zu einem unfreiwilligen Abenteuer on the road again ziellos laufe ich durch die Straßen die im Dreck ersticken der Gestank der Kanäle vermischt sich mit nur allzu menschlichen Ausdünstungen und dem Geruch von ranzigem Fett Staub und Hundescheiße bestimmen das Bild der Stadt Bilder meiner Kindheit Ekel schnürt mir die Kehle zu mein einziges Parfüm ist der Rauch der Zigaretten der mich einhüllt wie eine Tarnkappe auf den geschichtsträchtigen Plätzen tanzen nachts die Ratten vielleicht tanzten sie immer schon dort für mich ist kein Platz in dieser Stadt der Ratten der Boden droht unter meinen Füßen zu versinken ich spüre meine Beine nicht mehr Ameisen klettern an ihnen hoch Vorboten eines langsamen Todes kommt der Tod plötzlich so geht er mich nichts mehr an geht mich überhaupt etwas an

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