Zwischenstation Gegenwart (German Edition)
unbedingt schön, das kann ich dir verraten. Ich bin noch nicht ganz glücklich mit der Idee, aber ich wollte ihn dazu überreden, uns noch einmal in die Vergangenheit zu schicken. Allerdings konnte ich ihn nicht davon überzeugen, dass wir es mit der von dir vorgeschlagenen Desensibilisierung versuchen, was zur Folge hatte, dass ich meinen einstweiligen Rücktritt eingereicht habe.« Er hatte was? War er denn völlig von Sinnen?
»Warum das? Du bist Zeitreisender durch und durch. Warum tust du so etwas Bescheuertes?«, entfuhr es mir überrascht.
»Weil ich dich liebe und weiterhin mit dir zusammen sein will. Darum wollte ich, dass wir deine Idee ausprobieren. Da Richard sich aber komplett querstellte, habe ich nur noch einen Ausweg gesehen. Wenn dein Partner nicht mehr reist, sehe ich keinen Grund mehr, warum du noch reisen solltest.« Mit einem Mal verstand ich: Es hatte nichts damit zu tun, dass er mein Leben bestimmen wollte. Nein, er sorgte sich um mich, weil er mich liebte. Er hatte mich beschützen wollen und dafür war er sogar bereit etwas aufzugeben, was von jeher ein Teil seines Lebens war.
»Nur für mich?« Mit leiser Stimme stand ich auf und blickte zu ihm nach oben. Er nickte und fuhr mit seiner Hand liebevoll über mein Gesicht. Es fühlte sich so zärtlich und unglaublich innig an. Hoffentlich würde er sich auch noch so benehmen, wenn er in Kürze die ganze Wahrheit erfuhr.
»Ich befürchte nur, dass daraus nichts wird!« Er stutzte und hielt in seiner Bewegung inne.
»Warum?«
»Zuerst möchte ich, dass du weißt, dass mich dein Angebot tief berührt und ehrt. Du bist wirklich einzigartig, aber ich kann es nicht annehmen. Du wirst dein Leben nicht für mich aufgeben. Momentan mag es dir vielleicht wie die richtige Wahl vorkommen, aber was glaubst du, wie lange du es ohne Zeitreisen aushältst? Und erzähl mir nicht, dass du in den letzten Wochen nicht auf Einsätzen warst, das nehme ich dir nicht ab.« Zerknirscht verzog er das Gesicht, ich hatte mit meiner Vermutung voll ins Schwarze getroffen. Es war die Erinnerung an den Abend, an dem ich das Bild von mir entdeckt hatte, das mich auf die richtige Spur gebracht hatte. Er hatte so müde und erschöpft ausgesehen wie nach einem kompletten Arbeitstag und nicht so, wie man nach einem gemütlichen Sonntag zu Hause aussah.
»Ja, du hast recht, ich habe Aufträge angenommen, aber nur ganz kleine.« Ich wollte den Mund öffnen, um ihn zu fragen, ob er sich bewusst gewesen war, welcher Gefahr er sich ausgesetzt hatte, doch Phil ließ mich nicht zu Wort kommen.
»Bevor du etwas sagst, ich war immer darauf vorbereitet, auf Klaus zu treffen. Er hätte mich nicht so einfach in seine Finger bekommen. Ich kann dir nicht sagen, wie es sein wird, wenn ich nicht mehr reise. Ich habe noch nie eine längere Pause gemacht, vielleicht suche ich mir einen neuen Job. Ich meine, immerhin habe ich tatsächlich Geschichte studiert, da wird sich bestimmt etwas finden. Es ist ja auch nicht gesagt, dass es für die Ewigkeit ist. Aber du bist mir wichtiger als alles andere, will das nicht in deinen Dickschädel hinein?« Seine Worte beschämten mich und ich verstand nicht, warum ich das Glück hatte, dass er mich liebte, so wie ich mich benahm.
»Ich weiß gar nicht, wie ich dich verdient habe. Ich bin eine egoistische Ziege, die nur an sich denkt , und du bist bereit alles aufzugeben. Ich hoffe, du denkst gleich immer noch so darüber.« Es gab nun kein Zurück mehr und ich holte noch einmal tief Luft, bevor ich weitersprach:
»Du bist nicht der Einzige, der sich als Paketbote ausgegeben hat, wie ich seit heute weiß. Derjenige, der mich geblitzdingst hat, hat es auch getan. Gut, dass er sich nicht als Zeuge Jehovas oder Spendensammler fürs Rote Kreuz ausgegeben hat. Das wäre vielleicht ein Chaos geworden, dann hätte ich meinen Erinnerungen für immer adieu sagen können.« Meine Hoffnung war es, dass er sich durch mein Geplapper ablenken ließ, doch weit gefehlt. Phil ließ mich los und bedachte mich mit einem zornigen Blick.
»Heißt das, dass du dich wieder an alles erinnern kannst? Und wenn ja, wann hättest du dich denn bequemt, mir das zu sagen?«, schleuderte er bitter hervor. Genau mit dieser Reaktion hatte ich gerechnet, ich wäre vermutlich sogar enttäuscht gewesen, wenn es doch anders gekommen wäre.
»Ich wollte bis morgen warten und es dir dann sagen. Ehrenwort! Aber du musst verstehen, ich war so wütend auf dich, weil du dir anmaßen wolltest,
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