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Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Titel: Zwischenstation Gegenwart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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rauskommen.
    »Die hübsche Freundin hat kein Interesse und möchte mit Marie alleine sein. Sucht euch Frauen in eurem Alter, die ihr nerven könnt , und lasst uns in Ruhe«, rief ich laut genug, damit sie mich verstanden. Schlagartig wurde es still um uns.
    »Kommt , Jungs, mit so einer frustrierten Zicke müssen wir uns echt nicht abgeben. Schade, Marie, wäre bestimmt nett mit dir geworden, aber die da geht gar nicht!«, ließ schließlich einer aus der Gruppe verlauten. Ich und frustriert? Wenn die wüssten; mir war es im ganzen Leben fast nie besser gegangen und das wollte ich meiner Freundin auch mitteilen, aber alleine! Mir lag noch eine bissige Bemerkung auf der Zunge, die ich aber dann lieber runterschluckte. Mit angetrunkenen Männern eines Junggesellenabschieds legte man sich besser nicht an. Marie nickte nur, schwieg aber und ließ die Jungs abziehen.
    »Puh, was bin ich froh, dass du endlich da bist. Die wurden richtig lästig. Also warum hat es so lange gedauert?«, waren ihre ersten Worte, als wir endlich unter uns waren. Ich strahlte sie freudig an:
    »Weil ich mich wieder an alles erinnern kann! Ist das nicht fantastisch?« Statt zu antworten, ließ Marie nur einen kleinen Freudenschrei von sich und umarmte mich stürmisch.
    »Weißt du auch, warum es passiert ist? Bitte sag nicht, dass Phil doch schuld daran ist!«, fragte sie ernst. Das war das Dumme an der Sache: Ich wusste, dass mich jemand geblitzdingst hatte, der als Paketbote verkleidet gewesen war. Leider war alles so schnell gegangen, dass ich nicht wusste, wer es gewesen war. Ich konnte noch nicht einmal sagen, ob es ein Mann oder eine Frau war, die Schirmmütze und die unförmige Uniform machten es schier unmöglich. Das konnte ich Marie schlecht mitteilen und ich musste wohl oder übel erneut zu einer Lüge greifen, die ich mir bereits im Auto überlegt hatte.
    »Es war ein simpler Stromschlag, mein Wasserkocher scheint zu spinnen. Ich wollte mir vorhin einen Tee kochen und da habe ich wieder einen bekommen. Plötzlich war alles da, Phil hat nichts damit zu tun!«, versicherte ich ihr.
    »Siehst du? Ich hatte recht, und du dumme Nuss wolltest ihn laufen lassen!«, empörte sie sich. Ich wollte ihr eine passende Antwort geben, wurde aber durch ein bekanntes Gesicht, das ich gerade entdeckt hatte, abgelenkt. Jemand, der mir erst seit wenigen Stunden wieder bekannt war, hatte das Lokal betreten.
    »Tom?«, rief ich und der Gerufene drehte sich suchend in meine Richtung um. Als er mich erkannte, verwandelte sich sein Gesicht und er kam freudestrahlend auf mich zu.
    »Laura, wie schön, dich wiederzusehen. Wir haben uns ewig nicht mehr gesehen, alles in Ordnung bei dir?« Sein Blick fiel auf Marie und eine Wandlung ging mit ihm durch. Er starrte sie an, als hätte er eine Fata Morgana gesehen, und konnte nicht aufhören, in ihre Richtung zu blicken. Und auch Marie schien wie vom Blitz getroffen und starrte Tom ebenfalls an. Beide hatten meine Anwesenheit völlig vergessen. Ich räusperte mich, doch sie nahmen keinerlei Notiz von mir. Ich beschloss, dass es an mir war, die beiden miteinander bekannt zu machen.
    »Darf ich vorstellen? Tom, das ist Marie, meine beste Freundin. Marie, das ist Tom, äh …« Wie konnte ich ihr Tom nur vorstellen? Als meinen Schneider, der meine Kleider für die Zeitreisen schneiderte, wohl kaum. Ich überlegte fieberhaft, bis ich mich für die einfachste Lösung entschied und ihn mit den Worten »ein Freund von Phil« vorstellte. Wie in Trance gingen die beiden aufeinander zu, schüttelten sich die Hände, schwiegen weiterhin, konnten aber den Blick nicht voneinander lassen. Ich spürte, dass ich komplett fehl am Platz war und sie mich nicht vermissen würden, wenn ich den Rückzug antrat. Wie hypnotisierte Kaninchen schauten sie sich an und lächelten verlegen.
    »Ach du Schande!«, rief ich plötzlich aus. Es dauerte einen Moment, bis Marie merkte, dass ich gesprochen hatte.
    »Was ist denn los?«, fragte sie, ohne in meine Richtung zu schauen.
    »Ich glaube, ich habe vergessen das Bügeleisen auszumachen. Habt ihr was dagegen, wenn ich euch alleine lasse? Einen Wohnungsbrand kann ich gerade gar nicht gebrauchen.« Ein Blick in die Gesichter der beiden reichte aus, mich davon zu überzeugen, dass sie ganz und gar nichts dagegen hatten, dass ich sie alleine ließe. Mir drängte sich fast der Verdacht auf, dass sie froh waren, dass ich ging. Ob Maries Bestellung an das Universum doch erfolgreich war, fragte ich

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