Zwischenstation Gegenwart (German Edition)
tot und du sprichst immer noch von ihm. Ich glaube, ich muss dich um den Verstand küssen, damit du ihn endlich vergisst!«, knurrte er, während er mit aufreizender Langsamkeit begann, meine Bluse aufzuknöpfen.
»Tu, was du nicht lassen kannst!«, war das Letzte, was ich sagen konnte, bevor er mich hochhob und ins Schlafzimmer trug, wo er seinen Worten Taten folgen ließ.
20. Kapitel
»Und du kannst dich wirklich nicht an das Gesicht desjenigen erinnern, der dir das angetan hat?«, fragte Richard mich, als wir am nächsten Tag in seinem Büro saßen.
»Nein, ich weiß noch nicht einmal, ob es ein Mann oder eine Frau war. Es ging alles so schnell, tut mir leid«, erwiderte ich bedauernd.
»Das muss dir doch nicht leidtun. Hauptsache, du hast deine Erinnerungen zurück. Ich bin froh, dass es so gekommen ist, ich muss zugeben, dass ich nur ungern auf meinen besten Mann verzichtet hätte.« Bei diesen Worten warf er seinem Neffen einen bedeutsamen Blick zu, den dieser kalt erwiderte. Zwischen den beiden gab es wohl auch noch einiges, was es zu klären galt.
»Aber um ehrlich zu sein, kann ich ihn gut verstehen. Vermutlich hätte ich das Gleiche für die Liebe meines Lebens gemacht«, schob er hinterher und lächelte uns nachsichtig an.
»Genug Gefüh lsduselei, okay? Wie geht es nun weiter?«, mischte sich Phil, dem das Gerede über seine Gefühle sichtlich peinlich war, missmutig ein.
»Wie soll es schon weitergehen? Wir haben keine Ahnung, wer für Lauras Zustand verantwortlich ist. Im Grunde genommen könnte es jeder von uns sein. Uns bleibt nichts anderes übrig, als so zu tun, als wäre nichts geschehen. Niemand außer Dr. Schmitzke und Silvia wissen, was mit dir geschehen ist, vielleicht wird derjenige sich ja unabsichtlich verraten? Wer weiß?«, antwortete Richard auf Phils Frage. Richards Optimismus in Ehren, doch ich hatte meine Zweifel, was das Thema anging. Ich glaubte nicht, dass jemand so dämlich war, sich unabsichtlich zu verraten, nachdem er sich solche Mühe gegeben hatte, seine Identität zu verschleiern. Es war wahrscheinlicher, dass die Person irgendwo im stillen Kämmerlein saß und sich ins Fäustchen lachte, dass sie unentdeckt geblieben war. Aber mit einer Sache hatte Richard wohl recht: Es konnte jeder gewesen. Ich schloss Phil und Richard aus, aber ansonsten? Von wem konnte man sagen, dass er absolut vertrauenswürdig war? Selbst Richards bester Freund hatte sich im Nachhinein als regelrechte Canaille herausgestellt. Warum also nicht ein sonstiger Mitarbeiter des Büros? Im Prinzip konnte es wirklich jeder gewesen sein. Und die Frage, die sich uns allen immer noch stellte, war: Warum? Nachdem sich geklärt hatte, dass nur Richard den Radierer programmieren konnte, hatte ich meine Theorie bezüglich der negativen Darstellung von Phil ad acta gelegt. Vielleicht war es auch nur Zufall gewesen. Warum also ich? Bisher war ich von allen immer nett und freundlich behandelt worden, mit Ausnahme von Silvia. Aber sollte ich sie deswegen zum Sündenbock erklären und sie als Verräterin brandmarken? Nein, das wäre zu einfach gewesen. Von dem Verdacht, dass sie es trotzdem gewesen sein könnte, sprach es sie aber nicht frei.
»Du glaubst nicht allen Ernstes, dass jemand so dumm ist und sich verrät«, sagte Phil, der wohl den gleichen Gedankengang wie ich gehabt hatte.
»Wer weiß, wenn die Person sich allzu sicher fühlt ... Doch darauf, dass das passiert, können wir uns nicht verlassen. Ihr werdet nun einfach wie bisher weitermachen und warten, bis ich euch euren nächsten Auftrag zuteile.« Richard erhob sich von seinem Sessel, was wir als Aufforderung verstanden, es ihm gleichzutun. Er verabschiedete sich von uns und brachte uns zur Tür, die in den Vorraum und somit in Silvias Büro führte.
»Weißt du , Laura, irgendwie hatte ich gedacht, dass du uns, nachdem was dir passiert ist, verlässt. Aber anscheinend bist du aus härterem Stoff gemacht, als ich dachte«, gab sie völlig unvermutet von sich. Für einen kurzen Augenblick schaute ich sie verblüfft an. Das war ja so etwas wie ein Kompliment, und das aus dem Munde der Frau, die bisher nichts, aber rein gar nichts getan hatte, damit ich mich im Büro wohlfühlte.
»Äh ... danke. Aber du weißt ja, was uns nicht umbringt, macht uns härter. Und es gehört schon viel mehr dazu, mich loszuwerden. Viel mehr!« Sollte sie tatsächlich diejenige sein, die mir meine Erinnerungen genommen hatte, hatte ich ihr hiermit offen den
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