Zwischenstation Gegenwart (German Edition)
flüsterte:
»Was ist mit meinem Auto?«
»Sie erinnern sich? Das ist gut. Nicht selten kommt es vor, dass Patienten durch den Schock alles vergessen. Sie haben Glück gehabt, der Baum, gegen den sie gefahren sind, war sehr alt und morsch. Danken Sie Ihrem Schutzengel, dass der Baum gleich umgeknickt ist. Es hätte auch ganz anders ausgehen können.« Wenn ich den Worten des Sanitäters glauben durfte, war ich dem Tod gerade so von der Schippe gesprungen. Hatte es der Fahrer des anderen Fahrzeugs darauf ankommen lassen? Hatte er jemanden in den Tod schicken wollen? Die Frage, die sich mir stellte, war die, ob ich nur ein zufälliges Opfer war. Doch ich hatte in den letzten Wochen zu viel erlebt, als dass ich noch an Zufälle glauben konnte.
»Wie viel Uhr haben wir eigentlich?«, fragte ich plötzlich.
»Fast fünf Uhr morgens. Sie haben lange in der Kälte gelegen, bis man Sie gefunden hat. Sie sind ziemlich unterkühlt. Aber auf den ersten Blick sieht es so aus, als hätten sie keine schwerwiegenden Verletzungen. Sie hatten wirklich richtig Glück«, erklärte der Sanitäter. Fünf Uhr? Ich war mit Phil verabredet gewesen, er würde vor Sorge umkommen, wenn er nicht bald etwas von mir hörte.
»Mein Freund, jemand muss meinem Freund Bescheid sagen, dass ich einen Unfall hatte. Geben Sie mir mein Handy, ich muss ihn anrufen«, krächzte ich aufgeregt.
»Wenn Herr Berger Ihr Freund ist, dann seien Sie beruhigt. Er war derjenige, der Sie gefunden und uns alarmiert hat. Im Augenblick fährt er hinter uns her, Sie werden ihn im Krankenhaus wiedersehen.« Erleichterung durchflutete mich, dann hatte ich nicht fantasiert, sondern seine Stimme tatsächlich gehört. Wie hatte er mich gefunden? Hatte er etwa alles abgesucht, als er gemerkt hatte, dass es viel zu spät geworden war? Nachdenken fühlte sich unglaublich anstrengend an; ich spürte, wie die Müdigkeit mich abermals überkam , und ich schloss erneut die Augen.
Als ich wieder wach wurde, lag ich in einem Krankenhausbett. Ich schaute an mir herunter und stöhnte. Schon wieder trug ich eines dieser supererotischen Nachthemden. Im Gegensatz zum letzten Mal wusste ich dieses Mal wenigstens den genauen Grund für meinen Aufenthalt. In diesem Augenblick öffnete sich leise die Tür und ein zerzauster, völlig übernächtigter Phil kam herein. Er sah zum Fürchten aus, Ringe unter den Augen, die Haare standen in alle Richtungen ab und der Schatten seines Barts war weit davon entfernt, sexy zu wirken.
»Da lässt man dich einen Abend allein und schon lässt du dich gehen«, zog ich ihn auf und versuchte mich aufzusetzen, doch ein stechender Schmerz im Brustkorb hielt mich davon ab. Sofort eilte er an mein Bett und betrachtete mich mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck, der zwischen besorgt und glücklich schwankte. Er ließ sich auf dem Bett nieder, beugte sich zu mir und gab mir einen langen Kuss.
»Was ist passiert?«, fragte er ernst, als er sich von mir löste. Mit kratziger Stimme erzählte ich ihm, was geschehen war und seine Miene wurde finster.
»Das gefällt mir nicht, Laura. Es kann doch kein Zufall sein, dass du einen Tag, nachdem du dein Gedächtnis zurück erlangt hast, einen Autounfall hast, der weit davon entfernt ist, normal zu sein. Du könntest tot sein!« Phil sprach das aus, was mir bereits durch den Kopf gegangen war.
»Meinst du, dass Klaus dahintersteckt?« Zum ersten Mal wagte ich es, das Gespräch in diese Richtung zu lenken. Zu abwegig erschien mir der Gedanke, dass sein Arm bis in die Gegenwart reichen sollte.
»Momentan scheint es mir die einzig vernünftige Erklärung zu sein. Doch dann frage ich mich, wie er es anstellt, und warum hat er es nur auf dich abgesehen? Er wollte uns beide umbringen! Wobei du diejenige warst, die ihn hintergangen hat. Mich will er nur umbringen, weil ich Richards Neffe bin!«, versuchte er zu scherzen. Sein Gesichtsausdruck war jedoch weit davon entfernt, spaßig zu wirken.
»Vielen Dank auch!«, erwiderte ich böse und warf ihm einen giftigen Blick zu.
»Sorry. Manchmal ist Galgenhumor das Einzige, was in einer solchen Situation hilft. Erinnerst du dich noch an die Nachricht, die Lars für mich hatte?«
»Du sollst genauso leiden wie er? Meinst du das? Ich verstehe bis heute nicht, was er damit gemeint haben könnte. Es kann nichts mit seiner Verkrüppelung und Richards angebliche m Verrat zu tun haben, sonst würde er dich angreifen und nicht mich.« Eine Weile schwiegen wir beide,
Weitere Kostenlose Bücher