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Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Titel: Zwischenstation Gegenwart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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genau hier musste ein Auto direkt auf mich zufahren! Der Alptraum eines jeden Autofahrers wurde für mich zur Realität. Mir blieb nichts anderes übrig, ich musste die Spur wechseln, wenn ich nicht wollte, dass wir aufeinanderprallten. Die Reaktion des anderen Fahrers auf meinen Spurwechsel ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Anstatt wie erwartet auf der falschen Spur weiterzufahren, wechselte auch er die Spur und kam mit erschreckend hoher Geschwindigkeit auf mich zu. Das war kein besoffener Fahrer, der tat das mit Absicht! Nun drehte er auch noch das Fernlicht auf und blendete mich. Wenn ich nicht wollte, dass ich frontal mit dem anderen Wagen zusammenknallte, blieb mir nur eines übrig: Ich musste ausweichen! Panisch riss ich das Lenkrad zur Seite und fuhr in Richtung Straßenrand. Leider hatte ich bei dieser Aktion nicht die Straßenverhältnisse bedacht, meine Räder schlitterten und verloren die Haftung. Das andere Fahrzeug passierte mich und fuhr ungerührt weiter, während ich ungebremst die Böschung hinabrollte und an Geschwindigkeit zunahm. Zu spät erkannte ich, dass ich auf eine Baumgruppe zufuhr. Alle Versuche, noch zu bremsen, waren sinnlos. Schon im nächsten Moment traf mein Auto mit einem heftigen Knall auf einen der Bäume. Noch während der Airbag sich löste, verlor ich das Bewusstsein und die Welt um mich herum wurde schwarz.

21. Kapitel
     
    Als ich aufwachte, war alles in tiefe Dunkelheit gehüllt und ich konnte nur Umrisse erkennen. Ich lag mit dem Gesicht auf dem Lenkrad, dessen Airbag sich gelöst und meinen Sturz abgefedert hatte. Vorsichtig versuchte ich mich zu bewegen, aber ein scharfer Schmerz in der Rippengegend raubte mir den Atem und zwang mich dazu, still zu bleiben. Es war kalt, so schrecklich kalt. Warum hatte ich nur meine Jacke vorhin ausgezogen? Ich hatte nur meinen Pullover an und die Kälte kroch in mich hinein. Ich versuchte von meiner Position aus durch das Fenster zu schauen, doch das Einzige, was ich sah, war eine dicke Schneeschicht. Die Kälte ließ mich müde werden und ich spürte, wie meine Augen erneut zufielen. Schlafen war eine gute Idee, ging mir durch den Kopf und ganz langsam schwand mein Bewusstsein aufs Neue.
    In meinem Traum glaubte ich Phils Stimme zu hören, der mir etwas zurief, was ich jedoch nicht verstand, er war viel zu weit weg. Ich wollte mich zu ihm hindrehen und mich enger an ihn herankuscheln, aber es ging nicht. Schmerzende Fesseln schienen in mein Fleisch zu schneiden. Dann halt nicht, dachte ich erschöpft und sank wieder in meinen Traum. Dort war es wenigstens warm und nicht so kalt. Hatte Phil etwa das Fenster im Schlafzimmer aufgelassen? Er wusste doch, dass ich das nicht mochte. Ich würde ihm am Morgen wohl sagen müssen, dass ich es bevorzugte, bei geschlossenem Fenster zu schlafen.
     
    »Frau Simon, können Sie mich hören?«, drang eine mir unbekannte, männliche Stimme wie durch dichten Nebel an mein Ohr. Nur mit Mühe konnte ich die Augen öffnen und schloss sie sogleich wieder. Das grelle Licht, das auf meine Pupillen traf, verursachte Schmerzen und Übelkeit. Ich hörte, wie die Stimme etwas von normal weiten Pupillen faselte, und ich nahm das Geräusch von Klettverschlüssen wahr. Im nächsten Moment spürte ich, wie etwas kaltes meinen Oberarm umschlang und ich fröstelte noch mehr, als ich es ohnehin schon tat. Wieso war mein Arm eigentlich frei? Ich war doch im Auto gewesen, hatte einen dicken Pullover angehabt. Langsam kehrte meine Erinnerung zurück. Ich war dem entgegenkommenden Fahrzeug ausgewichen und dabei gegen einen Baum gefahren. Mein Auto! Ruckartig wollte ich mich aufrichten, doch starke Hände hielten mich unten.
    »Alles in Ordnung, Frau Simon. Bitte bleiben Sie liegen«, versuchte mich die gleiche Stimme zu beruhigen. Wenn alles in Ordnung war, wieso war mir so übel und warum hatte ich das Gefühl , ich läge in der Kajüte eines Schiffs, so sehr schaukelte es. Noch einmal versuchte ich die Augen zu öffnen, dieses Mal etwas langsamer. Vorsichtig wartete ich ab, wie mein Körper damit zurechtkam, und als ich feststellte, dass mir nicht gleich wieder schlecht wurde, wagte ich es, die Augen etwas weiter zu öffnen. Ich lag auf dem Rücken und schaute direkt in das Deckenlicht über mir. Langsam registrierte ich, dass ich wohl in einem Krankenwagen liegen musste, an meiner Seite saß ein Sanitäter. Ich versuchte zu sprechen, doch ich brachte nur ein Krächzen hervor. Ich räusperte mich und

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