Zwischenstation Gegenwart (German Edition)
dass er was mit ihr gehabt hatte. Von allen Frauen musste es ausgerechnet sie sein?
»Nein, uns ist beiden ganz schnell klar geworden, dass es nicht das war, was wir erwartet haben. Silvia kann es nicht sein, dafür lege ich meine Hand ins Feuer«, endete er mit fester Überzeugung in der Stimme. Wenn er sich dabei mal nicht verbrannte. Er mochte sie für unschuldig halten, ich würde sie dennoch künftig noch genauer beobachten.
»Gibt es noch irgendwelche Frauengeschichten, die du mir beichten möchtest, da wir gerade so gemütlich dabei sind?« Der Sarkasmus triefte nur so aus meiner Stimme.
»So viel Zeit haben wir leider nicht!«, erwiderte er völlig ungerührt. Manchmal raubte er mir wirklich den letzten Nerv. Wütend wollte ich das Kissen hinter meinem Rücken hervorziehen und es in seine Richtung werfen, doch schon die kleinste Bewegung brachte mich dazu, vor Schmerzen innezuhalten. Ich stieß einen unterdrückten Schmerzenslaut aus.
»Laura, warum sollte ich dich anlügen? Du weißt, dass es vor dir viele Frauen gegeben hat. Ich kann es auch nicht ungeschehen machen, es ist ein Teil meines Lebens gewesen. Aber du kannst mir dafür jetzt keine Vorwürfe mehr machen, es ist vorbei.« Er ließ sich auf mein Bett sinken, nahm meine Hände zwischen seine und drückte sie fest.
»Ich weiß«, grummelte ich verstimmt. Es bereitete mir noch immer Unbehagen, wenn ich daran dachte, wie viele andere es vor mir gegeben hatte. Frauen, die bestimmt alle wie Silvia ausgesehen hatten. Mit einem Mal fühlte ich mich in meinem unförmigen Krankenhausnachthemd, mit der Beule an meiner Stirn und den schmerzenden Rippen sehr hässlich.
»Und du weißt auch, dass es außer dir keine andere gibt. Ich liebe dich und nur dich!«, fuhr er besänftigend fort.
»Ich weiß. Tut mir leid, aber ich fühle mich gerade ziemlich bescheiden. Nicht nur, dass mich jemand umbringen wollte, nein, ich erfahre auch noch, dass du was mit Silvia hattest. Ich glaube, jetzt kann mich nichts mehr aufmuntern«, antwortete ich matt.
»Sorry, ich wollte dich nicht überfordern. Der Unfall und die Medikamente müssen dich ziemlich fertig machen und ich überfahre dich komplett. Es wäre besser gewesen, wenn ich mit meiner Theorie gewartet hätte, bis es dir wieder besser geht. Ich lasse dich jetzt alleine und gönne dir deinen wohl verdienten Schlaf.«
»Wie hast du mich eigentlich gefunden?«, wollte ich von ihm wissen. Phil war schon aufgestanden und kurz davor, das Zimmer zu verlassen.
»Ganz einfach: Ich habe dich gesucht! Mir war klar, dass irgendetwas nicht stimmte, als es immer später wurde. Und als ich versucht habe dich anzurufen und du nicht an dein Telefon gingst, wusste ich, dass dir etwas zugestoßen sein musste. Es war viel zu spät, als dass du noch bei deinen Eltern hättest sein können. Da ich den Weg kenne, bin ich die Strecke abgefahren. Es dauerte eine Weile, bis ich deinen Wagen im Straßengraben gefunden habe. Du kannst dir vorstellen, dass mir das Herz vor Schreck fast in die Hose gerutscht ist. Es wurde auch nicht besser dadurch, dass ich die Autotür nicht aufbekam und du nicht auf meine Rufe reagiert hast. Du hast mir einen ziemlichen Schrecken eingejagt. Ich bin so froh, dass du so glimpflich davongekommen bist.« Das konnte er laut sagen, außer ein paar geprellten Rippen und einer Beule am Kopf hatte ich mir offensichtlich keine Verletzungen zugezogen. Meine Schutzengel schienen ihren Job äußerst ernst genommen zu haben.
»Was ist mit meinen Eltern?« Sie wussten wohl noch nicht, was mir widerfahren war , und derzeit war ich sehr dankbar dafür. Ich musste erst einmal Phils Idee verdauen und sie in ihre Einzelteile zerpflücken. Etwas störte mich daran, ich war aber zu erschöpft, um darauf zu kommen.
»Ich wollte sie heute Nacht nicht unnötig aufregen. Ich werde sie nachher anrufen und ihnen sagen, was passiert ist. So und jetzt gehe ich wirklich, du brauchst Ruhe.«
»Aye, aye, Boss«, scherzte ich.
»Siehst du, so ist es brav. Ich komme später wieder, versuche zu schlafen.« Er gab mir einen liebevollen Kuss, stand auf und verließ das Zimmer.
Erschöpft schloss ich die Augen, Schlaf war vielleicht nicht die schlechteste Idee. Ich fühlte mich, als hätte mich ein ICE überrollt, und ich war nicht mehr in der Lage, mich auch nur ein bisschen zu bewegen. Doch so müde ich auch war, Schlaf konnte ich keinen finden. Immer wieder kreisten meine Gedanken zu den Ereignissen der Nacht und der Frage, wen Klaus
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