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Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Titel: Zwischenstation Gegenwart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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auf seine Seite gezogen haben könnte. Wobei ich noch nicht ganz überzeugt von der Idee war. Denn woher sollte Klaus etwas von Phils Gefühlen zu mir wissen? Er wusste nur, dass ich Phil liebte, das hatte ich ihm ins Gesicht gesagt, als ich geglaubt hatte, Phil getötet zu haben. Zu diesem Zeitpunkt hatte noch nicht einmal ich etwas von den Gefühlen Phils zu mir gewusst. Er hatte mir erst danach seine Liebe gestanden. Und egal was Phil sagte, Silvia war noch nicht von der Liste der Verdächtigen gestrichen. Kurz bevor ich einschlief, kam mir der Name einer Person in den Sinn, den noch keiner von uns ausgesprochen hatte. Je länger ich darüber nachdachte, umso logischer klang es. Warum konnte es nicht Lars gewesen sein? Warum hatte Phil ihn nicht in Betracht gezogen? Über diesem Gedanken schlummerte ich schlussendlich ein und versank in einen unruhigen und von wirren Träumen geprägten Schlaf.
     
    Ich wurde erst wieder wach, als mich gegen Mittag zwei Polizeibeamte aufsuchten. Sie nahmen mit grimmiger Miene meine Anzeige gegen unbekannt auf und teilten mir mit, ich solle mir nicht allzu viel Hoffnung machen, dass sie mit meinen vagen Aussagen viel anfangen konnten. Zu ungenau waren meine Angaben zum Unfallverursacher. Dass sie meine Aussage überhaupt als glaubwürdig ansahen, war der Tatsache geschuldet, dass mein Blut- und Drogentest negativ gewesen war. Die Beamten waren noch nicht richtig zur Tür heraus, da kamen meine Eltern ins Zimmer hereingestürmt. Aufgeregt kam meine Mutter auf mich zu und wollte mich an sich drücken, als ich sie aufhielt.
    »Stopp! Ich habe mir meine Rippen geprellt, das wäre keine gute Idee, Mama!« Sie sah ein, dass ich recht hatte, und beschränkte sich darauf , mir einen Kuss zu geben. Mein Vater tat es ihr gleich, nahm zwei der Besucherstühle und stellte sie in unmittelbarer Nähe des Betts auf.
    »Ach Kind, erzähl, wie ist das passiert?« Ich gab eine etwas abgeschwächtere Version der Geschichte zum Besten. Sie mussten nicht wissen, dass derjenige es vermutlich absichtlich getan hatte, sie waren so schon entsetzt genug. Was sollte ich ihnen auch erzählen? Vor allen Dingen, wie sollte ich ihnen erklären, dass ich einen wahnsinnigen Zeitreisenden gegen mich aufgebracht hatte, der anscheinend alles daran setzte, mich umzubringen? Wenn ich nicht wollte, dass sie mich von dieser Station direkt in eine geschlossene Anstalt brachten, sollte ich dieses Thema ihnen gegenüber besser unter den Tisch fallen lassen. Stattdessen erzählte ich ihnen irgendetwas von einem lebensmüden Geisterfahrer, ihrer Besorgnis mir gegenüber tat das keinerlei Abbruch. Nur mit Mühe konnte ich sie davon abbringen, dass sie sich selbst für meinen Unfall verantwortlich fühlten. Immerhin hatten sie mich in der Nacht noch fahren lassen, obwohl doch ein Gästezimmer zu meiner Verfügung gestanden hatte. Ich versicherte ihnen, dass ich die Strecke schon mehrfach des Nachts gefahren war und bisher nichts geschehen sei. Ich war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen. Die Idee beruhigte sie etwas, wenn auch nicht ganz. Sie blieben nicht allzu lange, da sie merkten, dass ich ziemlich müde war und mir während ihres Besuchs immer wieder die Augen zufielen.
     
    Phil kehrte am späten Nachmittag ins Krankenhaus zurück. Hatte er am Morgen noch zum Fürchten ausgesehen, hatte er die Zeit tagsüber dazu genutzt, sich wieder in den Mann zu verwandeln, den ich kannte, lediglich die dunklen Ringe unter seinen Augen waren noch vorhanden. Alles andere erinnerte kaum noch an den Mann, der am Morgen an meinem Bett gesessen hatte.
    »Tut mir leid, dass es so spät geworden ist, aber nachdem ich ausgeschlafen hatte, bin ich zu Richard gefahren«, begrüßte er mich. Er setzte sich zu mir aufs Bett und küsste mich lang und zärtlich.
    »Ehrlich gesagt bin ich froh, dass es so spät geworden ist. Ich weiß nicht, welche Tabletten die mir hier geben, aber sie machen unglaublich müde. Ich habe fast nur geschlafen. Was hat Richard gesagt?« Bei meiner Frage verdüsterte sich seine Miene schlagartig und er wurde sehr ernst.
    »Nichts! Er behauptet , nicht zu wissen, was die Nachricht von Klaus meint. Laura, ich weiß, dass er mich angelogen hat!« Ich konnte die Verzweiflung in seiner Stimme hören, und der Schmerz über die Tatsache, dass sein Onkel anscheinend die Unwahrheit sagte, war ihm deutlich anzusehen.
    »Bist du dir eigentlich sicher mit deiner Theorie? Ich habe noch einmal darüber nachgedacht und

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