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Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Titel: Zwischenstation Gegenwart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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so harmlos, wie du vorgibst zu sein?« Ich ging auf sein Spielchen ein und machte den Spaß mit. Wir brauchten dringend etwas mehr Lockerheit in unserer Unterhaltung. Seit Svens Auftauchen hatte der Abend eine merkwürdige Wendung genommen.
    »Ich bin kein Engel. Ich habe auch meine schlechten Seiten und die musstest du bereits kennenlernen.« Was war hier los? Eben noch erzählte er mir, dass er das mit Sven nicht ernst gemeint hatte , und in der nächsten Sekunde quatschte er was von schlechten Seiten?
    »Was meinst du damit? Ich will endlich wissen, was hier vorgeht , und nicht dauernd irgendwelche Andeutungen hören!« Langsam riss mir der Geduldsfaden. Immer wieder machte er Bemerkungen, die mich vor neue Rätsel stellten. Genervt entzog ich ihm meine Hand.
    »Ich kann manchmal ziemlich aufbrausend und ungerecht werden und das habe ich dich deutlich spüren lassen!«
    »So wie eben mit Sven?«, flüsterte ich. Hatte er mich doch geschlagen? Er schaute mich erst ratlos an, dann schien ihm zu dämmern, was ich meinte.
    »Nein, ich habe dich nicht angegriffen, jedenfalls nicht körperlich. Verletzt habe ich dich trotzdem.« Konnte er vielleicht mal präziser werden?
    »Warum sagst du mir nicht, was geschehen ist?« Meine Stimme klang merkwürdig gepresst, nur mit Mühe konnte ich meinen Ärger verbergen.
    »Wir hatten einen ziemlich heftigen Streit, aber das jetzt im Detail zu erklären ist zu kompliziert. Wir haben die Sache aus der Welt schaffen können, was wohl das Wichtigste ist. Ich bitte dich, mir zu vertrauen!« Und wieder setzte er diesen unwiderstehlichen Blick ein, der es mir fast unmöglich machte , ihm böse zu sein.
    »Warum sollte ich das tun?« So ganz hatte mich sein Blick doch nicht überzeugen können, etwas in mir, vermutlich mein Verstand, kämpfte mit aller Macht dagegen an.
    »Weil ich dich darum bitte!«
    »Meinst du nicht, dass das ein etwas dünnes Argument ist?« Glaubte er wirklich, dass das ausreichte? Er schien eine Menge von sich und seiner Wirkung auf das angeblich schwache Geschlecht zu halten.
    »Mir fällt kein besseres ein. Laura, glaub mir, ich würde dir gerne alles erzählen, aber ich glaube, dass es viel zu früh ist.« Moment mal, das klang so, als würde er mehr über die Ursache meines derzeitigen Zustands wissen.
    »Was gibt es, was du mir verschweigst? Weißt du etwa, wieso ich meine Erinnerungen verloren habe? Und du sagst es mir nicht? Wie soll ich dir denn vertrauen können, wenn du das vor mir verheimlichst?« Ich konnte es nicht fassen, er schien zu wissen, was mich zu einem laufenden Sieb gemacht hatte , und schwieg eisern?
    »Auch wenn du es mir nicht glauben magst, ich weiß nicht, wieso du dein Gedächtnis verloren hast. Aber es sind einige Dinge geschehen, die du derzeit nicht verstehen würdest. Gib uns noch etwas Zeit, dann können wir darüber reden.«
    »Und warum nicht jetzt? Was hindert dich daran?« Ich hatte die Schnauze gestrichen voll! Was bildete er sich eigentlich ein, wer er war? Es war mir egal, ob wir mal etwas miteinander hatten oder nicht. So wie er sich mir derzeit präsentierte, konnte er es sich abschminken, dass wir da weitermachten, wo wir aufgehört hatten.
    »Der richtige Zeitpunkt ist noch nicht gekommen. Vertrau mir«, wiederholte er und sah mich flehentlich an. Er konnte mich mit seinen wundervollen Augen so lange anbetteln, wie er wollte, er würde mich nicht umstimmen können.
    »Vertrauen? Wie kann ich dir vertrauen? Du verschweigst etwas vor mir und ich soll die Geduldige spielen? Falls du es vergessen hast, mir fehlen einige Wochen in meiner Erinnerung und du scheinst eine ganze Menge mehr zu wissen, als ich dachte. Glaubst du, dass das mir gegenüber fair ist? Und warum soll ich dir noch mal vertrauen? Ach ja, weil wir schon vor meinem Unfall ein so durchaus harmonisches Verhältnis zueinander hatten. Ich denke nicht. Einen schönen Abend noch! Wir sehen uns am Montag in der Schule wieder.« Aufgeregt stand ich auf und wollte mich in Richtung Ausgang begeben, da sprang auch Phil von seinem Sitz hoch und hielt mich auf, indem er mich am Arm festhielt.
    »Bitte geh nicht! Das hier ist nicht so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt habe. Gib mir bitte noch eine Chance!« Das war nicht fair, er musste mich nur mit seinen unglaublichen Augen ansehen und ich war fast bereit , ihm in allem nachzugeben. Es war wie Magie und nicht mit gesundem Menschenverstand zu erklären. Einen Moment lang war ich versucht, seiner Bitte nachzugeben.

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