Zwischenstation Gegenwart (German Edition)
Doch dann bahnte sich die kleine Stimme der Vernunft ihren Weg nach oben, machte sich in meinem Kopf bemerkbar und holte mich auf den Boden der Tatsachen zurück.
»Ich denke, du hattest deine Chance. Gute Nacht!« Ich riss mich von ihm los, eilte zum Ausgang, wo ich in meinen Mantel schlüpfte und nach draußen zu meinem Auto flüchtete. Ununterbrochen liefen mir dabei die Tränen übers Gesicht und ich verfluchte mich selbst dafür, dass ich so dämlich gewesen war, dieser Verabredung zuzustimmen.
8. Kapitel
»Er hat was?«, tönte Maries Stimme schrill durchs Telefon und zwang mich dazu, den Hörer einen halben Meter vom Ohr entfernt zu halten. Ich hatte sie gleich am nächsten Morgen nach einer durchwachten Nacht angerufen, um sie auf den neuesten Stand zu bringen. Ich musste dringend mit jemandem über die Ereignisse des Vortags reden, bevor ich noch wahnsinnig wurde.
»Danke, das war mein Lieblingsohr. Meinst du nicht, dass es reicht, dass ich mich an nichts mehr erinnern kann? Ich muss nicht noch auf einem Ohr taub werden«, versuchte ich ihr in Erinnerung zu rufen, dass ich durchaus in der Lage war, dem Gespräch auch auf einer leiseren Ebene zu folgen.
»Sorry, aber das ist nicht dein Ernst, oder?« Wenn noch nicht im Flüstermodus, so war Maries Stimme nun doch um einiges leiser und angenehmer für mein Ohr geworden.
»Du hast schon richtig gehört, irgendetwas ist zwischen uns vorgefallen und er kann es mir nicht verraten, weil er meint, dass es noch zu früh sei!«
»Vielleicht hat er dich für irgendwelche abartigen Sexspielchen benutzt und du hast Gefallen daran gefunden. Jetzt muss er erst mal wieder dein Vertrauen zurückgewinnen, damit ihr da weitermachen könnt, wo ihr aufgehört habt.« Manchmal war Maries Fantasie einfach zu blühend. Sex mit Phil? Das war natürlich ein naheliegender Gedanke, aber irgendwelche Rollenspiele oder anderes waren ganz gewiss nicht mein Fall.
»Ich glaube, dass du etwas zu viel Reality-TV schaust. Sexspielchen, wie kommt du denn darauf?«
»Na ja, es war das Erste, was mir eingefallen ist. Vielleicht hat er auch mit schmutzigen Geschäften zu tun. Weißt du, warum er so reich ist? Was ist, wenn da nicht alles koscher ist? Was auch immer geschehen ist, es kann nicht unbedingt astrein sein.« Damit hatte sie absolut recht. Aber was war derart schrecklich, dass er es mir jetzt nicht sagen konnte, sondern mich erst darauf vorbereiten musste? Zumal er weiterhin vorgab, Gefühle für mich zu haben. Ich musste irgendetwas mitbekommen haben, was unter keinen Umständen bekannt werden durfte. Vielleicht irgendwelche schmutzigen Geschäfte wie Drogen oder Geldwäsche?
»Ach Marie, ich weiß einfach nicht mehr weiter. Der Abend war eine absolute Katastrophe und trotzdem war da was Besonderes zwischen uns. Ich fühle mich blödsinnigerweise zu ihm hingezogen, wie noch nie zuvor zu einem Mann. Aber mein Verstand sagt mir ganz klar, dass er nicht gut für mich ist!«, seufzte ich laut in den Hörer.
»Habe ich dir nicht verboten , auf deinen Verstand zu hören, und dir nahegelegt, auch mal dein Herz sprechen zu lassen?«
»Ja, aber wie kann ich das, da ich weiß, dass er mir nicht die Wahrheit sagen will? Das Beste wird sein, wenn ich ihn ganz schnell wieder vergesse.«
»Das wird bestimmt supereinfach, du siehst ihn ja nur morgen in der Schule!«, erwiderte Marie ironisch. Verdammt, daran hatte ich gar nicht gedacht. Wie sollte ich das denn bewerkstelligen? Ich konnte doch nicht schon wieder wegen eines Kerls die Schule wechseln. Einmal ja, aber noch einmal? Und wenn man mich dann in irgendein Kaff im hintersten Winkel Deutschlands steckte? Na danke!
»Und was schlägst du vor, soll ich tun?«
»Das , meine Liebe, musst du selbst entscheiden. Wenn du wissen willst, was geschehen ist, wirst du ihm noch eine Chance geben müssen, andernfalls sehe ich schwarz, dass du es je herausbekommst. Ich kann dir nur raten, auf dein Herz zu hören. Du hast es damals bei Oliver nicht getan und sieh, wie es geendet hat.« Was Oliver anging, hatte sie recht. Bei Phil jedoch sah die Lage anders aus. Nach den Ereignissen des gestrigen Abends war ich weit davon entfernt, mich noch ein zweites Mal mit ihm zu verabreden.
»Vielleicht trifft ihn ja der Blitz und das Problem löst sich von alleine. Dann muss ich ihn nicht wiedersehen und egal was passiert ist, es wird mich nicht mehr interessieren«, scherzte ich nicht besonders überzeugend.
»Ja, und an Weihnachten kommt der
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