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Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Titel: Zwischenstation Gegenwart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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strapazieren meine Geduld gewaltig. Zu Beginn des Schuljahrs wollte Frau Simon keinen Moment länger als nötig mit Ihnen arbeiten. Die Gründe dafür sind mir nicht bekannt, aber ich glaube, sie hätte lieber sechs Wochen lang Klassenfahrten unternommen, als mit Ihnen die Projektwoche zu leiten. Und nun, nur einige Monate später, muss ich durch die Klatschzeitungen herausfinden, dass Sie beide anscheinend mehr sind als nur Kollegen. Da draußen geht es zu wie in einem Ameisenhaufen, alle sind kopflos und Sie sind der Auslöser dafür. Was zum Teufel haben Sie sich dabei gedacht?«, donnerte er schließlich los. Ich wechselte einen betroffenen Blick mit Phil, er nickte mir aufmunternd zu.
    »Herr Schuhmann, Frau Simon trifft keinerlei Schuld. Wenn Sie jemanden suchen, den Sie zur Verantwortung ziehen können, dann bin ich es. Ich hatte die Kollegin zum Essen eingeladen, darin sehe ich absolut nichts Verwerfliches. Es kam zu einem unschönen Zwischenfall mit dem Mann auf dem Foto. Ich bedauere sehr, was dort geschehen ist, aber ich kann es leider nicht mehr rückgängig machen«, ergriff Phil für uns beide das Wort. Verwundert sah ich zu ihm hin. Dieser ruhige und besonnene Mann war derselbe, der am Samstagabend Sven noch an die Gurgel hatte gehen wollen? Hatte ich es hier mit Dr. Jekyll und Mr. Hyde zu tun?
    »Gut, dafür habe ich Verständnis. Wie aber wollen Sie sicherstellen, dass nicht jeden Tag ein Bericht über Sie in diesem Klatschblatt steht? Wir sind eine Schule und kein Yachtclub. Ich muss eine gewisse Ordnung hier reinbringen, Ihre andauernden Eskapaden sind nicht förderlich für den harmonischen Ablauf.« Herr Schuhmann hatte recht; selbst wenn ich mich nicht mehr mit Phil traf und ich nicht mehr auf den Titelblättern dieses Schundblatts landete, so hieß das noch lange nicht, dass die Paparazzi Phil nicht mehr verfolgten.
    »Seien Sie sich sicher, es werden keine weiteren Schlagzeilen mehr folgen, dafür habe ich gesorgt«, gab Phil gelassen von sich. Wie konnte er sich da so sicher sein? Was hatte er getan, damit sie darauf eingingen? Ihnen Geld geboten? Mir fiel ein, dass ich immer noch nicht wusste, welche Firma es war, der er es verdankte, dass er nicht jeden Cent zweimal umdrehen musste.
    »Das sind doch mal erfreuliche Nachrichten. Dann kehrt hoffentlich in ein paar Tagen wieder Ruhe ein. Sie können jetzt gehen, ich denke, wir haben die Angelegenheit zu unser aller Zufriedenheit geklärt!« Wir verabschiedeten uns und verließen gemeinsam den Raum, um zurück ins Lehrerzimmer zu gehen. Dort waren alle anwesenden Augenpaare nur auf uns gerichtet, an ein Entrinnen war nicht zu denken. Phil ging schnurstracks in die Mitte des Raumes und stellte sich für alle Anwesenden gut sichtbar hin. Was hatte er denn jetzt bitte vor? Wollte er eine Pressekonferenz über unsere nicht vorhandene Beziehung geben?
    »Liebe Kolleginnen und Kollegen, nun stehe ich innerhalb kürzester Zeit schon zum zweiten Mal vor Ihnen und muss Ihnen Auskunft über mein Privatleben geben. Etwas, was ich in den letzten Monaten tunlichst zu vermeiden versucht habe. Bevor Sie sich jedoch alle den Mund zerreißen und in jedem Gespräch zwischen Frau Simon und mir mehr sehen, als es möglicherweise ist, möchte ich auch etwas zu diesem Thema sagen.« Er hielt für einen kurzen Moment inne, als wolle er die Spannung erhöhen. Was würde er den Kollegen sagen? Nervös knetete ich meine Hände. Was, wenn er mich in die Enge trieb und allen erzählte, dass wir ein Paar waren? Wie sollte ich dann reagieren?
    »Ich war mit Frau Simon essen, weil ich sie als Menschen und Kollegin sehr schätze. Was nicht unbedingt heißen muss, dass wir mehr als Kollegen sind. Wir beide sind erwachsen und das letzte Mal, als ich in die Schulordnung geschaut habe, habe ich nicht gesehen, dass Abendessen unter Kollegen verboten sind. Und nun noch ein abschließendes Wort zu dem Bild in der Zeitung. In unserer heutigen Zeit ist es mehr als einfach , Bilder so darzustellen, wie man sie gerne präsentieren möchte. Genauso ist es in diesem Moment geschehen, eine Montage, die meiner Person schaden soll. Das wäre alles, ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und nun entschuldigen Sie mich, mein Unterricht und auch Ihrer beginnt gleich!« Erleichtert atmete ich nach seiner Rede aus, aus Anspannung hatte ich die Luft angehalten und war mehr als froh darüber, dass er mich, so weit es ging, aus der Sache herausgehalten hatte. Gerne hätte ich noch ein Wort des

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