Zwischenstation Gegenwart (German Edition)
Dankes an ihn gerichtet, doch er war schon zu seinem Fach gegangen, hatte seine Unterlagen geholt und ging eiligen Schrittes zum Unterricht. Wie auf ein unsichtbares Signal besannen sich auch die anderen und verließen das Lehrerzimmer.
Ich hatte keinen Unterricht, meine Vorbereitungen waren abgeschlossen, Arbeiten hatte ich auch keine zu korrigieren und darum beschloss ich, dass mir ein wenig frische Luft nicht schaden konnte. Alles war besser als im Lehrerzimmer zu bleiben, ich zog mir Schal, Mütze und Jacke an und begab mich auf den Weg nach draußen, um einen kleinen Spaziergang zu unternehmen. Ein strammer Marsch in der Kälte würde mir sicherlich gut tun und meinem Kopf vielleicht zu klareren Gedanken verhelfen.
Ich war erst ein paar Minuten unterwegs, als ich spürte, dass ich nicht mehr alleine war. Eilige Schritte drangen an mein Ohr und bei einem Blick über meine Schulter stellte ich fest, wer mich da verfolgte. Warum war ich eigentlich nicht überrascht darüber, dass es Phil war? Abhauen ging schlecht, also blieb ich stehen und wartete, bis er mich eingeholt hatte.
»Solltest du nicht im Unterricht sein?«, fragte ich ihn, als er an meiner Seite angekommen war.
»Ich habe eine Freistunde. Ich wollte den Kollegen nur einen schönen Abgang bieten, hat doch gewirkt, oder?« Spitzbübisch schaute er mich an und ich konnte nicht anders, als sein Lächeln zu erwidern. Aber dann wurde ich daran erinnert, dass etwas zwischen uns geschehen war, was er mir nicht mitteilen wollte, oder konnte, wie er sich ausdrückte, und wurde schlagartig ernst. Trotzdem konnte ich nicht umhin, ihm zu danken.
»Danke, dass du mich den Kollegen nicht zum Fraß vorgeworfen hast«, unbeirrt setzte ich meinen Spaziergang fort und er folgte mir. Etwas anderes hatte ich ehrlich gesagt nicht erwartet, er hatte sich in letzter Zeit zu einer ziemlichen Klette entwickelt.
»Warum sollte ich das tun, es gibt keinen Grund dafür. Hör zu, Samstagabend ist nicht so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt habe. Um ehrlich zu sein, ist es ziemlich danebengegangen.« Das war noch eine Untertreibung, ich hatte schon eine Menge schlechter Dates gehabt, aber dieses würde sicherlich Platz eins der Top Ten bekommen.
»Vielleicht wäre es besser gelaufen, wenn du mir gesagt hättest, was du mir verheimlichst. Dann hätte der Abend wesentlich angenehmer verlaufen können. Ach, und auf deinen Angriff auf Sven hätte ich gut und gerne verzichten können.« Bei der Erinnerung an die Vorkommnisse des Abends verzog er kurz das Gesicht.
»Es tut mir leid, dass ich so reagiert habe, aber der Kerl hat dich beleidigt, sollte ich ihm das durchgehen lassen?«
»Wir sind nicht mehr im Mittelalter, wo du jeden zum Duell auffordern kannst, der mich beleidigt. Ein Wunder, dass du Corinna nicht zur Schnecke gemacht hast, sie war vorhin nicht gerade nett zu mir.«
»Ja, mir gehen manchmal die Pferde durch, was ich zutiefst bedauere. Gib mir noch eine Chance und ich verspreche dir, dass alles gut wird.«
»Wie kann ich dich denn besser kennenlernen, wenn dich diese Klatschreporter die ganze Zeit über verfolgen? Selbst vor mir haben sie nicht haltgemacht, hast du meine Nachricht nicht bekommen? Man kann sich nirgends mehr sicher sein, wohin man auch geht. Ich bin froh, dass dieses Blatt nicht im Heimatort meiner Eltern verkauft wird. Das Geschrei, wenn sie erfahren, dass ihre Tochter in so einer Zeitung ist, könnte man bestimmt ohne Verstärker noch bis hierher hören.«
»Doch, ich habe deine Nachricht erhalten, aber ich war gestern den ganzen Tag unterwegs. Und als ich dazu kam , sie abzuhören, war es schon zu spät für einen Rückruf. Die Reporter werden weder dich noch mich weiter verfolgen, dafür habe ich gesorgt«, erwiderte er fast heiter.
» Und wie?«, fragte ich. Ich konnte mir kaum vorstellen, wie er das angestellt hatte.
»Erst hatte ich mir überlegt, dass ich nachgeben werde und ihnen das Exklusiv-Interview gebe, das sie die ganze Zeit von mir wollten. Ich wäre bereit gewesen Rede und Antwort zu stehen, unter der Voraussetzung, dass es keine weiteren Berichte oder Bilder von mir oder den Menschen, die mir nahe stehen, gibt.« Er machte eine kurze Pause, blieb stehen und blickte mich ernst an. Auch ohne Worte wusste ich, wen er damit meinte. Rührung stieg in mir auf, bis ich bemerkte, dass er nicht gesagt hatte, diese Idee in die Tat umsetzen zu wollen.
»Aber das tust du jetzt nicht, weil ...?«
»Hätte ich nachgegeben, wäre ich
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