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Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Titel: Zwischenstation Gegenwart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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meiner Seite.
    »Wir sind nicht zusammen, er hatte mich gefragt, ob ich mit ihm essen gehen mag und ich habe ja gesagt.« Hoffentlich schluckte sie meine Geschichte, jedenfalls für den Moment. Ich bereute es, dass ich sie über meinen wahren Zustand im Ungewissen gelassen hatte. Sie war nicht nur eine Kollegin, sondern auch eine Freundin, und als solche hatte sie ein Anrecht darauf, zu wissen, was hier gespielt wurde. Ich beschloss, ihr bei nächster Gelegenheit reinen Wein einzuschenken.
    »Komisch!«, lautete ihre einzige Antwort.
    »Weil ich mit ihm ausgegangen bin? Er hat gefragt, ich bin Single, er ist Single, da kann man auch mal unter Kollegen etwas zusammen unternehmen. Das heißt ja nicht gleich, dass wir ein Paar sind«, verteidigte ich mich heftiger als beabsichtigt.
    »Erinnerst du dich nicht mehr an das Gespräch, das wir kurz vor deiner Blinddarmentzündung hatten? Als ich festgestellt habe, dass er frisch liiert sein muss, weil er keiner Frau einen zweiten Blick schenkt? Und nun geht er mit dir aus? Das ist schon merkwürdig, oder?« Und wieder ein Grund mehr, warum sie wissen musste, was mit mir los war.
    »Vielleicht haben sie sich ja getrennt?« War ich tatsächlich die Frau gewesen, wegen der er alle anderen hatte links liegen lassen? Das Gefühl, das sich in mir bei diesem Gedanken ausbreitete, war weit davon entfernt, unangenehm zu sein. Egal wie schlecht ich derzeit auf Phil zu sprechen war.
    »Er hatte in den letzten Wochen auch oft richtig schlechte Laune, was passen würde, wenn seine Beziehung zu Ende gegangen ist. Laura, pass auf, nicht dass er dich als Lückenfüllerin nimmt, denn das hättest du echt nicht verdient.« Mitleidig schaute Sarah mich an. Na prima, jetzt glaubte sie auch noch, dass er nur mit mir ausging, weil er sich ablenken wollte.
    »Keine Angst, ich pass auf mich auf. Und ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass wir noch mal ausgehen werden. Das Ganze lief nicht so rund, wie es hätte laufen sollen!«
    »Wegen des anderen Manns?«
    »Unter anderem, aber ich möchte hier nicht weiter darüber reden. Zu viele neugierige Ohren, vielleicht können wir das mal unter vier Augen bequatschen«, sagte ich und wies mit meinem Kinn unauffällig in Corinnas Richtung, die versuchte, unsere Unterhaltung zu belauschen.
    »Ich verstehe. Was hältst du davon, wenn wir mal wieder einen schönen Abend zusammen verbringen , und dann können wir uns alles erzählen!« Dankbar für ihr Verständnis, nickte ich begeistert. Das würde mir auch die Gelegenheit geben, ihr alles zu sagen, auch wenn ich selbst nicht alles verstand.
    »Das ist eine gute Idee, wir sollten gleich diesen Samstag festhalten, in Ordnung?«
    »Einverstanden! Das wird bestimmt prima!« Ein Lächeln überzog Sarahs Gesicht und man konnte ihre Vorfreude merklich spüren. Auch ich merkte, dass ich mich auf den Abend mit ihr freute, die Abwechslung konnte ich nach der Aufregung vom Wochenende mehr als gut gebrauchen. Vor allen Dingen konnte ich mir sicher sein, dass ich nicht heulend die Verabredung vorzeitig beenden würde.
     
    Ob Phil die aktuelle Ausgabe der Zeitung bereits kannte und er weiteres Aufsehen vermeiden wollte, oder ob er Angst davor hatte, mir zu begegnen, wusste ich nicht. Jedenfalls tauchte er vor Schulbeginn nicht im Lehrerzimmer auf. Vielleicht war es ganz gut, dass wir den Kollegen nicht gemeinsam begegneten, es musste nicht noch mehr Wasser in die Mühlen gegossen werden. Vielleicht hatten sich die Gemüter bis zur großen Pause beruhigt und wir würden nicht mehr für so großes Aufsehen sorgen. In den Klassen hingegen sah die Situation anders aus. Sobald ich mich zur Tafel drehte, hörte ich sofort Getuschel und spürte die neugierigen Blicke der Schüler in meinem Rücken.
    In der Hoffnung , etwas Ruhe im Lehrerzimmer zu finden, betrat ich in der großen Pause genervt den Raum. Kaum war ich zur Tür hereingekommen, schoss eine Furie namens Corinna auf mich zu und versperrte mir den Weg. Erschrocken hielt ich inne. Sie sah aus wie eine Walküre auf dem Weg nach Walhalla, fehlten nur noch die Waffen.
    »Das sieht dir mal wieder ähnlich«, zischte sie mich an. Was hatte ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht?
    »Was ist los?«, fragte ich unschuldig, ich war mir keiner Schuld bewusst.
    »Kaum weißt du, dass der Kollege Berger kein armer Schlucker ist, wirfst du dich ihm an den Hals. Weißt du, wie voll ich die Schnauze von dir habe? Kommst hier vor drei Jahren reingetanzt, machst lieb Kind mit allen

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