Zwischenstation Gegenwart (German Edition)
was ist denn aus deinen guten Vorsätzen fürs neue Jahr geworden? Meinst du nicht, dass es an der Zeit ist, Nägel mit Köpfen zu machen? Egal was Phil jemals für dich empfunden hat, er wird bestimmt nicht ewig warten wollen, bis du dich bequemst , ihm die Wahrheit zu sagen«, eröffnete Marie das Gespräch und nahm einen großen Schluck ihres Caipirinhas. Wir saßen in einem gemütlichen Thai-Restaurant, das nicht nur für das gute Essen, sondern auch für seine Cocktails bekannt war. So hatten wir uns zu unseren scharfen Currys auch leckere, nicht alkoholfreie Cocktails bestellt. Unsere Autos hatten wir an diesem Abend wohlweislich zu Hause gelassen. Ich verfluchte mich selbst dafür, dass ich mich Marie in jenem schwachen Moment anvertraut hatte. Wie ich sie kannte, würde sie nicht eher Ruhe geben, bis ich mich endlich noch einmal mit Phil traf. Sarah, die bisher noch nichts von meiner Offenbarung der Silvesternacht mitbekommen hatte, schaute mich mit offenem Mund an.
»Gibt es vielleicht etwas, was ich wissen müsste?« Bevor ich jedoch den Mund öffnen konnte, um ihr zu antworten, übernahm Marie das Wort:
»Laura hat Gefühle für Phil. Sie weiß aber noch nicht, wie sie es ihm beibringen soll.« Interessante Kurzfassung, die sie da abgab. Ich hätte das zwar komplett anders formuliert, aber ich wagte es nicht, mich mit Marie auf eine Diskussion über meine Gefühle einzulassen. Zweifelsohne würde ich den Kürzeren ziehen.
»Aber ich dachte, dass du nichts mehr mit ihm zu tun haben willst? Nach eurem verhunzten Date wolltest du ihn nur noch von hinten sehen. Und wenn ich euch so in der Schule sehe, kommt mir nicht der Gedanke, dass du dich vor Sehnsucht nach ihm verzehrst. Du versuchst ihm eher aus dem Weg zu gehen.« Sarah schaute ein wenig ratlos in die Runde.
»Das ist ja das Problem! Ich will nichts mit ihm zu tun haben, aber ich kann machen, was ich will, er taucht immer wieder in meinen Gedanken auf. Aber sobald ich ihn sehe, frage ich mich, ob ich mir das nicht nur einbilde. Ja, wir hatten vermutlich etwas miteinander, aber es muss irgendetwas geschehen sein, was er mir nicht sagen will. Und was ist, wenn ich herausfinde, dass es etwas Schlimmes war? Ich will nicht verletzt werden.«
»Bist du dir wirklich sicher, dass er etwas vor dir verheimlicht?«, fragte Marie. Ich ging unser Date im ›Oxford‹ noch einmal in Gedanken durch und musste mir eingestehen, dass er nur von einem Streit zwischen uns gesprochen hatte. Und dass es zu kompliziert und zu früh sei, alles zu erklären, da ich es nicht verstehen würde. Von mehr war eigentlich nicht die Rede gewesen. Und warum wurde ich dann das Gefühl nicht los, dass er doch irgendetwas vor mir verheimlichte? Oder bildete ich mir das nur ein? Spielte ich verrückt, weil mein Gehirn nicht ganz so funktionierte, wie ich es wollte? Nicht nur, dass ich immer noch Gedächtnislücken hatte. Nein, auch die komischen Visionen, die ich immer wieder von Phil und mir hatte, ließen mich ganz deutlich wissen, dass etwas mit mir nicht stimmte.
»Ich weiß, dass ich Klarheit zwischen uns schaffen muss. Ich bin es dermaßen leid , dauernd nur rumzuzicken, und verstehe mich noch nicht mal selbst. Komischerweise mag ich ihn und trotzdem würde ich ihn am liebsten nur von hinten sehen.«
»Was willst du denn noch? Dass er auf Knien angekrochen kommt und dir einen Antrag macht?«, fiel Marie mir ins Wort. Auch wenn die Vorstellung für einen kurzen Moment reizvoll war, war es gewiss nicht das, was ich wollte.
»Nein, bestimmt nicht. Ich weiß doch selbst nicht, was ich will.«
»Manchmal bist du echt unmöglich. Da liegt dir einer der begehrtesten Junggesellen des Landes zu Füßen und du steigst über ihn, nicht ohne ihm vorher noch einen Fußtritt verpasst zu haben. Bist du denn noch bei Sinnen?«
»Ja, bin ich, und ich weiß, was ich tue. Und können wir jetzt endlich das Thema wechseln? Ich bin hier, um Spaß zu haben, wenn ich einen Seelenklempner brauche, dann lege ich mich nächste Woche bei ihm auf die Couch!« Ich trank meinen Cocktail leer und bestellte im selben Atemzug den nächsten. Aus dem Augenwinkel bekam ich mit, wie Marie und Sarah besorgte Blicke miteinander austauschten.
»Was ist?«, gab ich genervt von mir.
»Totschweigen hilft auch nicht unbedingt, weißt du?«, setzte Marie behutsam an. Ein böser Blick meinerseits ließ sie stoppen.
»Ich will es nicht totschweigen, aber ich möchte heute Abend einfach nicht an Phil erinnert werden,
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