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Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Titel: Zwischenstation Gegenwart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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ein Kostüm wie ich. Du hast ihre Hand geküsst und ihr wirktet auch sonst recht vertraut. Dann habe ich eine Erinnerung, in der du mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht wischst. In der ist alles verschwommen, habe ich geweint, weil du mit der Frau geflirtet hast? Und dann ist da noch eine Szene, wie du einen gut aussehenden Mann am Arm hältst und ihm zu drohen scheinst. Was ist da geschehen? Ich war wirklich kurz davor, zu glauben, dass ich durchdrehe, und nun scheinen wir einfach nur auf einer richtig wilden Fete gewesen zu sein. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie froh ich bin.« Ein Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus und auch Phil konnte ich damit ein Lächeln entlocken.
    »Und ich erst! Weißt du, was das heißt? Deine Erinnerungen sind nicht komplett weg, nur verschüttet. Das ist großartig!« Mir wurde bewusst, dass ich ihn viel früher darauf hätte ansprechen sollen, ich hätte mir damit einige Grübeleien ersparen können. Ich konnte mich zwar nicht an die Geschehnisse erinnern, sondern sah immer nur kurze Bilder, aber er hatte mit seiner Vermutung recht. Es war nicht alles weg, es gab noch Hoffnung für die Rückkehr meiner Erinnerungen.
    »Darauf sollten wir unbedingt später noch einmal zurückkommen, aber da gibt es noch etwas, worüber ich zuerst mit dir reden möchte.« Ich konnte das, was am Vortag passiert war, nicht mehr rückgängig machen, aber ich wollte meinen Fauxpas so schnell es ging zur Sprache bringen und deshalb sprach ich rasch weiter, bevor mich erneut der Mut verließ.
    »Ich habe mich gestern Abend ziemlich danebenbenommen und bin dir mehr als dankbar dafür, dass du die Situation nicht ausgenutzt hast. Ich weiß nicht, ob andere auch so gehandelt hätten. Ich fand dein Verhalten großartig und möchte mich bei dir bedanken. Und entschuldigen, dass ich einen solchen Blödsinn gemacht habe.« Endlich hatte ich es gesagt und es fühlte sich gut an. Eine Art innerer Frieden breitete sich in mir aus und ich atmete erleichtert aus.
    »Entschuldigung angenommen, wobei ich zugeben muss, dass ich es heute bereue, dein gestriges Angebot nicht angenommen zu haben.« Bei diesen Worten grinste er mich so unverschämt an, dass ich rot wurde. Und ein kleiner Teil in mir bereute es ebenfalls. Es war zum Verrücktwerden! Auf der einen Seite hatte ich Angst vor ihm und den Gefühlen, die er in mir auslöste , und auf der anderen Seite wollte ich ihm so nahe sein, wie es nur ging. Was war mit mir los? Ich hatte mich noch nie so sehr hin- und hergerissen gefühlt. Sonst wusste ich immer, ob ich mit jemandem zusammen sein wollte oder nicht. Aber in seinem Fall war es unmöglich. Manchmal fühlte ich mich, wenn es um ihn ging, wie fremdgesteuert.
    »Tja, Chance vertan, würde ich sagen«, erwiderte ich so unbekümmert wie nur möglich. Hoffentlich bekam er nicht mit, was gerade in meinem Kopf vorging, ich befürchtete fast, dass er mit seinem unergründlichen Blick meine Gedanken lesen konnte. Wenn er mich weiterhin so ansah, war ich vermutlich verloren. Meine Schutzwand, die ich gegen ihn aufgebaut hatte, war in diesem Augenblick dünn und bröckelig. Wenn er nur die richtigen Worte wählte, würden meine gesamten Einwände, warum es besser war, nicht mit ihm zusammen zu sein, wie Seifenblasen zerplatzen.
    »Wie geht es weiter mit uns?«, fragte er jedoch nur. Los, spring jetzt endlich über deinen Schatten, glaubte ich Sarah und Marie rufen zu hören.
    »Ich weiß nicht. Gib mir noch etwas Zeit, ja?« Er nickte verständnisvoll und schenkte mir einen Blick, der einer Liebkosung gleichkam. Schnell wandte ich die Augen ab, bevor es noch intimer wurde. Ich konnte die Seifenblasen schon platzen hören.
    »Du willst mir doch noch eine zweite Chance geben?« Hoffnung schwang im Tonfall seiner Stimme mit.
    »Ich denke, ja. Ich schulde dir wohl eine weitere Entschuldigung. Ich war in den letzten Wochen verdammt zickig und auch nicht immer ganz fair zu dir. Ich benehme mich momentan ziemlich untypisch für mich und kann manchmal selbst nicht verstehen, warum ich so einen Blödsinn mache. Aber ich bitte dich, im Hinterkopf zu behalten, dass es auch sein kann, dass wir nur gute Freunde werden. Ich möchte dir nichts versprechen, von dem ich noch nicht einmal selbst weiß, ob ich es einhalten kann.«
    »Immerhin ist es mehr, als du bereit warst, mir in den letzten Wochen zuzugestehen. Das war auch der Grund, warum ich mich zurückgezogen habe. Ich habe gemerkt, dass das alles zu viel für dich wurde

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