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Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Titel: Zwischenstation Gegenwart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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Gesprächsstoff gehabt hätten.
    »Wir sollten das unbedingt wiederholen, wenn du von der Klassenfahrt zurück bist«, sagte er zum Abschied an der Tür.
    »Unbedingt. Noch gestern hätte ich mir das nicht vorstellen können, aber ich hatte einen wirklich schönen Abend mit dir!« Seine blauen Augen verschmolzen mit meinem Blick, hielten mich fest und hypnotisierten mich. Die Luft zum Atmen wurde spürbar dünner. Er beugte sich zu mir herunter und erwartungsvoll schloss ich die Augen. Doch statt mich auf den Mund zu küssen, streiften seine Lippen nur sanft über meine Wange.
    »Gute Nacht, Laura. Wir sehen uns nachher in der Schule!« Er drehte sich um und schlich sich auf leisen Sohlen durchs Treppenhaus nach draußen.

13. Kapitel
     
    Zum ersten Mal seit Wochen konnte ich an einem Montag endlich in die Schule gehen, ohne mich davor zu fürchten, Phil über den Weg zu laufen oder in eine sonstige Katastrophe hineinzugeraten. Ganz im Gegenteil, ich freute mich fast darauf, ihn wiederzusehen. Zu meinem Bedauern fanden wir in den Tagen vor meiner Abreise kaum Gelegenheit, uns in Ruhe zu unterhalten.
    Und ich war traurig, als ich mich am Mittwochmorgen in aller Herrgottsfrühe von Marie zum Flughafen nach Hahn fahren ließ. Wäre ich nicht auf Klassenfahrt gegangen, hätte ich mich am Wochenende sicherlich erneut mit Phil verabredet, aber so musste ich mit meiner Oberstufe nach England fliegen. Komisch, wie schnell sich meine Haltung nach nur einem gelungenen Abend geändert hatte. Noch immer hatte ich Restzweifel, etwas an ihm störte mich, aber was es genau war, konnte ich nicht benennen. Es war nur ein merkwürdiges Gefühl, das sich einfach nicht vertreiben ließ.
    Im Terminal warteten bereits einige der Schüler auf mich und nach und nach trudelten auch die restlichen ein. Wer allerdings fehlte, war mein Kollege Christian Wagner. Er sollte mich auf dieser Klassenfahrt begleiten und das Boarding rückte immer näher. Aber von Christian keine Spur. Nervös blickte ich mich um, in der Hoffnung, ihn irgendwo entdecken zu können, doch nichts dergleichen geschah. Ein Anruf auf seiner Mobilnummer führte mich direkt zu seiner Voicemail. Na prima, eine Festnetznummer hatte ich nicht. Ich begann eine SMS an ihn zu schreiben, als ich plötzlich aufgeregtes Getuschel von meiner Gruppe vernahm. Ich hob den Kopf, blinzelte und schaute noch einmal hin, nur für den Fall, dass ich mich getäuscht hatte. Aber es war keine Fata Morgana, es war Philemon Berger höchstpersönlich, der freudestrahlend auf mich zukam.
    »Was machst du hier?«, zischte ich ihn nicht gerade freundlich an. Sein plötzliches Auftauchen überraschte und verwirrte mich, meine Reaktion darauf war unfreundlicher als beabsichtigt. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte.
    »Dir auch einen wunderschönen guten Morgen. Ich bin dein Ersatz für den Kollegen Wagner«, erwiderte er fröhlich. Zu fröhlich für meinen Geschmack.
    »Was ist mit Christian?«
    »Kann nicht kommen, da er mit Verdacht auf Windpocken krankgeschrieben ist«, antwortete er.
    »Und da gab es keinen anderen als dich, der hätte einspringen können?« Ich war skeptisch, irgendwie waren mir das zu viele Zufälle. Kaum war ich bereit, ihm eine zweite Chance zu geben, und er erfuhr, dass ich auf Klassenfahrt ging, war mein gestern noch sehr gesunder Kollege Christian krank geworden.
    »Anscheinend nicht. Herr Schuhmann rief mich gestern Abend an und fragte mich, ob ich kurzfristig einspringen könnte. Und wie es der Zufall wollte, standen keine Termine auf meinem Kalender, also habe ich doch gleich zugesagt. Wie könnte ich mir denn eine Reise nach London entgehen lassen und dann auch noch mit dir?« Ich hatte zugestimmt, dass wir es noch einmal miteinander versuchen könnten, aber die Fahrt nach London bedeutete, dass wir unentwegt zusammen sein würden , und das für mehrere Tage! So hatte ich mir das Ganze nicht vorgestellt. Ich hatte eher an harmlose Verabredungen am Wochenende gedacht und nicht an das hier! Ich runzelte die Stirn, man sah mir meinen Missmut wohl ziemlich deutlich an, denn Phils fröhliche Miene wurde mit einem Mal ebenfalls ernst. Hoffentlich dämmerte es ihm, dass ich mich mit dieser Aktion etwas unter Druck gesetzt fühlte. Wenn wir uns wieder in die Haare bekamen, würde ich keine Chance haben, mich zurückzuziehen. Und um des lieben Friedens willen würde ich gute Miene zum bösen Spiel machen müssen. In diesem Moment war ich keineswegs bereit, noch einmal

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