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Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Titel: Zwischenstation Gegenwart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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etwas mit ihm anzufangen, ganz im Gegenteil.
    »Damit eins klar ist: Das ist eine Klassenfahrt und keine Vergnügungsreise. Da ich das Ganze nicht mehr ändern kann, werden wir uns im Flieger zusammensetzen, damit wir gemeinsam das Programm für die Fahrt durchgehen können.« Er nickte und ich wandte mich an meine Schüler.
    »Hört mal zu. Wie ich soeben erfahren habe, ist Herr Wagner leider krank geworden, stattdessen wird uns Herr Berger nach London begleiten. Und da wir nun vollständig sind, lasst uns endlich einchecken, bevor der Flieger ohne uns geht!« Freudiges Gejohle und Pfiffe folgten auf meine Ankündigung. Sie schienen von der Planänderung begeisterter zu sein als ich.
    »Hast du eigentlich ein Ticket?«, fragte ich ihn auf unserem Weg zum Schalter.
    »Wagners Ticket wurde gestern Abend auf mich umgeschrieben!«
    »Und das haben die ohne Probleme gemacht?« Bisher hatte diese Billigairline nicht den Eindruck auf mich gemacht, besonders flexibel und kundenfreundlich zu sein. Ich erinnerte mich an meinen eigenen Versuch vor wenigen Jahren, Wochen vor dem Abflug ein Ticket umschreiben zu lassen. Es hatte fast bis zum Tag des Abflugs gedauert, bis die Airline sich bereit erklärte, die Umschreibung gegen enorme Kosten vorzunehmen. Hatten die sich neue Servicelevels gesetzt oder warum war das nun so problemlos verlaufen? Phil schwieg für einen Augenblick, was mich stutzig machte, und ich blieb abrupt stehen, sodass er nur im letzten Moment abbremsen konnte, um nicht in mich hineinzulaufen.
    »Wie hast du es angestellt?« Sein Schweigen hatte nichts mit Servicelevels oder Kundenzufriedenheit zu tun, es war eindeutig anderer Natur. Er druckste etwas herum, bevor er mir antwortete:
    »Na ja, die Firma meines Onkels ist ein wenig an dieser Airline beteiligt. Und da war es nicht ganz so schwer, die Umschreibung zu bekommen. Ein Anruf bei der richtigen Stelle und ich habe ein neues Ticket bekommen.« Ich wollte gar nicht wissen, wie viele Anteile die ›Lerfra‹ wirklich an dieser Fluggesellschaft hatte. Es war auch so furchteinflößend genug. Mir wurde wieder einmal bewusst, dass wir uns in völlig unterschiedlichen Welten bewegten. Ihm gehörte praktisch die gesamte Airline und er war es gewohnt, im Privatjet irgendwohin zu fliegen, und ich war diejenige, die mit diesen Airlines in der absoluten Holzklasse in den Urlaub flog.
    »Und es macht dir nix aus, mit diesem fliegende n Reisebus unterwegs zu sein? Ich meine, du wirst doch Besseres gewohnt sein?« Irritiert schaute er mich an, bis ihm einfiel, was ich damit gemeint hatte.
    »Keine Angst, es wird mich nicht umbringen, mal nicht erster Klasse zu fliegen. Komm jetzt, die anderen warten schon.« Mit diesen Worten nahm er mich am Arm und führte mich zum Schalter, wo wir zusammen mit den Schülern eincheckten. Mal nicht erster Klasse fliegen! Das einzige Mal, dass ich die erste Klasse zu Gesicht bekommen hatte, war beim Aussteigen nach einem Flug gewesen! Und für ihn gehörte das zum Alltag. Worauf hatte ich mich eigentlich eingelassen , als ich mich bereit erklärt hatte, ihm eine zweite Chance zu geben?
    Nach einem unspektakulären Flug erreichten wir am späten Morgen den Flughafen in Standsted und fuhren mit dem Zug in die Innenstadt zu unserem Hostel. Wir bezogen unsere Zimmer und trafen uns kurz darauf wieder vor dem Eingang. Ich besprach mit meinen Schülern noch schnell den Plan für den Tag, händigte ihnen die Wochenkarten für die Bahn aus und gemeinsam machten wir uns auf den Weg nach Westminster. Was war ich froh, dass es U-Bahnen gab und man nicht mehr alles zu Fuß und per Fähre erledigen musste, dachte ich kurz. Ich schüttelte den Kopf, wie war ich denn jetzt darauf gekommen, und warum die Fähre? In meinem Kopf herrschte für meinen Geschmack noch viel zu viel Durcheinander, als dass ich mich als normal bezeichnen würde.
    Der Tag flog nur so an uns vorüber, wir gingen von Westminster Abbey zu den Houses of Parliament. Von dort führte unser Weg zur Downing Street und zum Buckingham Palast, um nur ein paar der Sehenswürdigkeiten aufzuzählen, die wir besichtigten. In London gab es so viel zu sehen, dass die wenigen Tage, die uns zur Verfügung standen, nicht ausreichten und unser Programm war mehr als vollgepackt.
     
    »Frau Simon, ist denn jetzt endlich Schluss? Meine Füße tun mir weh«, jaulte eine der Schülerinnen, als wir auf dem Rückweg durch den St. James Park gingen.
    »Anna-Lena, was hast du auch für Schuhe an? Wir sind

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