Zwischenstation Gegenwart (German Edition)
lass mich auf Zeitreise gehen. Ich glaube nicht, dass ich in Gefahr bin. Meine Erinnerungen kommen immer dann zurück, wenn ich an irgendetwas erinnert werde, was während unserer Reisen geschehen ist. Als du damals Sven gedroht hast, habe ich gesehen, wie du in der Vergangenheit einem Mann auf ähnliche Art gedroht hast. Die Tanzschritte kamen wieder, weil ich sie tanzen musste . Ich könnte die Liste fortführen, ich glaube, du verstehst auch so, was ich meine. Bitte, nimm mich mit!« Flehentlich sah ich ihn an. Er schwieg, schien sich das Ganze durch den Kopf gehen zu lassen, bevor er nach einer Weile antwortete:
»Einen Versuch ist es vielleicht wert, aber ich habe Angst, dass es dir schaden könnte.« Seine Antwort zauberte mir ein glückliches Lächeln ins Gesicht, immerhin hatte er nicht gleich Nein gesagt. Ich war mir sicher, dass meine Erinnerungen wiederkehren würden, sobald ich in der Vergangenheit war. Ich näherte mich ihm und küsste ihn liebevoll und zärtlich.
»Wenn du mich so küsst, kann ich dir fast keinen Wunsch abschlagen!« Mit vor Leidenschaft verklärten Augen blickte er mich an und mir wurde ganz anders in der Magengegend. Ich durfte mich jetzt nicht ablenken lassen, wenn er weitermachte, würde ich bald nackt vor ihm liegen und würde nicht das kriegen, was ich wollte. Das durfte ich in diesem Moment auf keinen Fall zulassen. Er setzte Geld ein, ich ging andere Wege.
»Wenn ich dich so dazu bekomme, dass ich auf Zeitreise gehen darf, ist mir fast jedes Mittel recht!«
»Ich muss aufpassen, dass du mich nicht komplett um den kleinen Finger wickelst, du bist ziemlich geschickt darin. Na gut, du sollst deinen Willen bekommen, aber nicht mehr heute. Es ist schon spät und du solltest dir das alles noch einmal durch den Kopf gehen lassen, ob du es wirklich möchtest.« Es war lange nach zehn, aber ich war hellwach. An Schlaf war nicht zu denken – wie sollte ich das auch können, da ich doch wusste, dass ich in die Vergangenheit reisen würde?
»Ich glaube nicht, dass ich die Augen zumachen kann. Erst wirfst du mir diesen Happen hin und dann soll ich ins Bett gehen? Bitte , Phil, lass es uns noch heute tun!« Bittend sah ich ihn an. Zum wiederholten Male an diesem Abend seufzte Phil.
»Du lässt mir keine andere Wahl. Also gut, du Quälgeist, ich werde noch einmal in die Vergangenheit reisen und dir passende Kleidung besorgen.« Er gab mir einen Abschiedskuss und erhob sich vom Bett. Wieder holte er sein Handy hervor und war kurz darauf verschwunden. Kopfschüttelnd blickte ich auf die Stelle, an der er gerade noch gestanden hatte. Es war total irre und eigentlich unmöglich, aber doch wahr. Wir waren Zeitreisende! Und wenn ich mit meiner Vermutung recht behielt, würde ich in kürzester Zeit mein Gedächtnis wiederhaben. Was für ein großartiger Tag!
Nach einer Minute kehrte Phil mit der versprochenen Kleidung für mich zurück. Ich staunte, als ich die vielen Kleidungsstücke sah, und konnte gar nicht glauben, dass das alles für mich sein sollte. Doch nachdem Phil mir beim Ankleiden behilflich war, sah ich ein, dass ich mich geirrt hatte. Es passte alles zusammen und ergab ein stimmiges Gesamtbild. Ich trat vor den Spiegel und betrachtete mich darin. Ich sah aus wie auf dem Foto, das mich auf meiner ersten Reise zeigte und von dem ich bis vor Kurzem geglaubt hatte, dass es auf einer Halloweenparty aufgenommen worden sei.
»Nur was deine Haare angeht, bin ich dir leider keine Hilfe. Hier, zieh die auf, dann wird es gehen.« Mit diesen Worten reichte er mir eine Haube, unter der ich meine Locken versteckte.
»Können wir?«, fragte ich aufgeregt. Ich war nur wenige Augenblicke davon entfernt, mein Gedächtnis wiederzubekommen.
»Gleich, ich habe nur eine Bitte. Da ich nicht weiß, was passiert, möchte ich, dass du einen Zettel schreibst. Auf dem soll stehen, dass wir ein Paar sind. Schlecht wäre es auch nicht, wenn du noch aufschreibst, dass wir Zeitreisende sind und du mir in allen Dingen vertrauen kannst.« Bei seinen letzten Worten blickte ich mit spöttisch nach oben gezogenen Augenbrauen zu ihm.
»Kann ich das? Du hast mir in den letzten Wochen ziemlich viele Lügen aufgetischt, also ich weiß ja nicht ...« Lachend ließ ich den Satz unbeendet. Seine Idee war brillant, denn sollte der Super-GAU eintreffen, würde ich meine eigene Schrift wiedererkennen. Die Gefahr, dass sich das Drama wiederholte, war damit von vorneherein eliminiert. Ich ging zum Schreibtisch und
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