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Zwischenwelten (German Edition)

Zwischenwelten (German Edition)

Titel: Zwischenwelten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mariëtte Aerts
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»Und was sind das für Türme?«
    »Schornsteine?«, überlegt Ayse.
    »So große?«
    »Fabriken. Ich glaube, da kommt Dampf oben raus. Siehst du die Wolken?«
    »Es sieht aus wie ein großes Industriegebiet«, sagt Tio. »Ich verstehe nicht, wie die Runji in einer so grauen Stadt wohnen mögen.« Er kratzt sich am Kopf. »Es bringt wahrscheinlich eine Menge Geld ein. Das haben die Runji immer schon am wichtigsten gefunden. Reichtum und Macht.«
    »Genau wie echte Menschen«, spottet Ayse.
    Widerwillig gehen sie durch die tristen Straßen der grauschwarzen Stadt.
    »Und sie konnten mal so schön bauen«, bemerkt Tio seufzend.
    Ayse schüttelt den Kopf. »Nein, schön war es, bevor sie anfingen, so zu bauen. Als sie noch gezimmert haben, da haben sie schöne Sachen gemacht! Die wunderbaren schwimmenden Häuser, die schwankenden Brücken und all die Schnitzereien.«
    »Offenbar haben sie das verlernt.«
    »Oder es interessiert sie nicht mehr.« Ayse blickt an einem enorm großen Gebäude hoch. Sie muss den Kopf in den Nacken legen, um die Dachkante sehen zu können. »Was um Himmels willen ist das denn? Doch nicht etwa ein Wohnhaus?« Sie geht zu einer mächtigen Stahltür, die offen steht und den Durchgang zu etwas freigibt, das wie ein kahler Innenhof aussieht. »Früher hätten sie zumindest noch Wasserpflanzen und Bänke hingestellt.«
    Der Innenhof ist rechteckig und leer. Sie sehen lediglich blaue Hinweise aus Metall, mit denen das Gebäude ausgeschildert ist.
    »Die sind auf Runji«, meint Ayse, »das kann ich nicht lesen. Die Pfeile zeigen den Weg, das begreife ich, aber was ich nicht verstehe, ist …«
    Sie wird von einer barschen Stimme unterbrochen und dreht sich erschrocken um.
    Eine Frau in einem dunkelblauen Gewand kommt auf sie zugeeilt. Was sie in der Sprache der Runji sagt, ist eindeutig unfreundlich.
    »Tut mir leid, ich verstehe kein Runji«, sagt Ayse. »Wir sind nur mal kurz …«
    »Die Ausweise«, schnauzt die Frau. »Eure Berechtigungsausweise.« Sie streckt ihnen die Hand hin.
    Tio und Ayse sehen sich verdutzt an.
    »Nein? Das hab ich mir schon gedacht.« Die Frau legt ihnen die Hände auf die Schultern und schiebt sie durch den Durchgang und die Stahltür wieder auf die Straße. »Die Bücherbanken sind für Nicht-Studisten verboten. Müssen wir euch die Vorschriften denn immer wieder von Neuem vorbeten? Wenn ihr schon zu dumm seid, eine einfache Vorschrift zu behalten, was habt ihr dann überhaupt in einer Bücherbank verloren?«
    Ayses Wangen nehmen sofort die Farbe blutroter Tinte an. Hell empört protestiert sie.
    Tio, dem klar ist, dass es keinen Sinn hat aufzumucken, fällt ihr ins Wort. »Eine Bücherbank«, will er von der Frau in dem düsteren Kleid wissen, »ist das dasselbe wie eine Bibliothek?«
    Die Frau schaut ihn verständnislos an. »Das ist die Bücherbank der Wissensgesellschaft Nummer sieben für Wasser- und Dampfenergie.«
    »Wie viele Gesellschaften gibt es eigentlich?«, fragt Tio weiter.
    »Dutzende. Hunderte.« Die Frau runzelt die Stirn. »Wo kommt ihr denn her?«
    »Von Bühne«, sagt Tio, der keine Lust hat, es genauer zu erklären. »Das ist ziemlich weit weg von hier.« Dann fragt er weiter: »Und was für Gesellschaften sind das?«
    »Für Wasser- und Dampfenergie, für Mineralstoffe, für Fischzucht, für …« Die Frau klappt plötzlich den Mund zu und sieht Tio böse an. »Schlag das in deinem Führer für Touristen nach. Ich vergeude hier nur meine kostbare Zeit!« Sie dreht sich um und kehrt an ihre ohne Zweifel höchst wichtige Arbeit im Seminar zurück. Aber über die Schulter fügt sie noch drohend hinzu: »Und ich rate euch gut, keines der Seminare oder eine der Banken zu betreten. Das ist aufs Strengste verboten, und jeder, der dagegen verstößt, auch wenn er nur ein Tourist ist, muss mit einer schweren Strafe rechnen.«
    Ayses Gesicht zeigt deutlich, wie wütend sie ist. »Ja, und dann schmeißt ihr sie alle ins Gefängnis, das macht ihr doch sicher immer noch, wenn jemand …«
    »Ayse«, unterbricht Tio ihr giftiges Fauchen. Er legt ihr den Arm um die Schultern und führt sie durch die graue Straße, bis sie die Bücherbank weit hinter sich gelassen haben. Dabei ist sie keinen Augenblick still, schimpft und wettert ununterbrochen weiter.
    Als sie auf einem belebten Platz stehen bleiben, schaut sie sich verwirrt um. »Wo sind wir überhaupt?«
    »Im Zentrum, glaube ich.« Tio zeigt auf die Glasfassaden riesiger Kaufhäuser.
    Ayse mustert die

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