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Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Titel: Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Solomon Northup
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aufgetakelt und fast ausschließlich mit Tabak beladen. Um fünf Uhr waren wir alle an Bord. Burch brachte jedem von uns einen Becher und einen Löffel. Wir waren vierzig Mann an Bord der Brigg was, Clem ausgenommen, der kompletten Besatzung des Stalls entsprach.
     
    Mit einem kleinen Taschenmesser, das man mir gelassen hatte, begann ich die Initialen meines Namens in die Tasse zu ritzen. Die anderen standen im Nu um mich herum und baten mich, auch ihre Tassen in ähnlicher Weise zu kennzeichnen. Nach und nach erfüllte ich allen ihren Wunsch, was ihnen anscheinend in Erinnerung blieb.
     
    Als es Nacht wurde sperrte man uns im Frachtraum weg und verrammelte die Luke. Wir legten uns auf Kisten oder wo immer gerade genug Platz war, um unsere Decken auszurollen.
     
    Burch begleitete uns nicht weiter als bis nach Richmond und kehrte nun mit Clem zurück in die Hauptstadt. Es dauerte zwölf Jahre, um genau zu sein bis letzten Januar, bis ich ihn wieder in einem Polizeirevier in Washington zu Gesicht bekam.
     
    James H. Burch war ein Sklavenhändler; er kaufte Männer, Frauen und Kinder zu Ramschpreisen und verdiente an deren Verkauf. Er war ein Spekulant, der in menschlichem Fleisch machte – ein schändlicher Begriff – und als solcher im Süden bekannt. Er wird nun für einige Zeit aus diesem Bericht verschwinden, aber vor dessen Ende erneut auftauchen. Aber dann nicht als Menschen auspeitschender Tyrann, sondern als inhaftierter, winselnder Angeklagter in einem Prozess, der ihm keine Gerechtigkeit widerfahren ließ.
     
     
Kapitel 5
 
    Nachdem wir alle an Bord waren setzte sich die Orleans in Bewegung und fuhr den James River hinunter. Wir passierten die Chesapeake Bay und erreichten am nächsten Tag die Stadt Norfolk. Während wir vor Anker lagen näherte sich ein Leichter aus der Stadt und brachte vier weitere Sklaven. Frederick, ein Junge von achtzehn Jahren, war als Sklave geboren worden genau wie Henry, der ein paar Tage älter war. Sie waren beide Hausdiener in der Stadt gewesen. Maria war ein ziemlich vornehm aussehendes Mädchen mit einer makellosen Figur, aber ziemlich unwissend und extrem eingebildet. Der Gedanke, nach New Orleans zu kommen, erschien ihr sehr verlockend. Sie war von sich und ihrem außerordentlich positiven Eindruck sehr überzeugt. Mit hochnäsigem Gesichtsausdruck erklärte sie ihren Gefährten, dass sie keinen Zweifel daran hatte, dass nicht sofort nach ihrer Ankunft von einem reichen, alleinstehenden Gentleman mit gutem Geschmack gekauft werden würde!
     
    Der herausragende Neuzugang war ein Mann namens Arthur.  Als sich der Leichter näherte lieferte er sich ein beherztes Handgemenge mit seinen Wächtern. Er konnte nur mit roher Gewalt an Bord der Brigg gezogen werden. Er protestierte lautstark gegen die Behandlung und verlangte, freigelassen zu werden. Sein Gesicht war geschwollen und mit Wunden und Narben übersät. Eine Seite war bereits komplett wund und man sah rohes Fleisch. Eilig wurde er den Niedergang hinunter in den Frachtraum gezwungen. Ich bekam an diesem Abend einen Abriss seiner Geschichte, die er mir später in allen Details erzählte: Er hatte lange in der Stadt Norfolk gelebt und war ein freier Mann. Seine Familie lebte dort und er war von Beruf Zimmermann. Als er eines Tages länger aufgehalten worden war und erst spät abends in sein Haus in einem Vorort der Stadt zurückkehrte, wurde er von einer Bande in einer menschenleeren Straße angegriffen. Er kämpfte, bis ihn seine Kraft verließ. Nachdem man ihn überwältigt hatte wurde er geknebelt, mit Seilen gefesselt und solange geschlagen, bis er ohnmächtig wurde. Mehrere Tage wurde er im Sklavenstall in Norfolk versteckt – anscheinend eine sehr verbreitete Einrichtung in den Städten des Südens. In der vorherigen Nacht hatte man ihn dort abgeholt und an Bord des Leichters gebracht, der am Ufer auf unsere Ankunft gewartet hatte. Lange Zeit wiederholte er seine Proteste und ließ sich nicht beruhigen. Nach einiger Zeit wurde er dann still. Er versank in eine nachdenkliche und düstere Stimmung und schien mit sich selbst Rat zu halten. In dem entschlossenen Gesicht des Mannes sah ich plötzlich so etwas wie Verzweiflung.
     
    Nachdem wir Norfolk verlassen hatten wurden uns die Handschellen abgenommen und wir durften tagsüber auf Deck bleiben. Der Kapitän ernannte Robert zu seinem Kellner und ich wurde auserwählt, die Küche und die Verteilung von Nahrung und Wasser zu beaufsichtigen. Ich hatte drei

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