Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)
Zeit weihten wir Robert, zunächst mit großer Vorsicht, in unsere Absichten ein. Er hieß sie sofort gut und trat unserer Verschwörung begeistert bei. Es gab keinen weiteren Sklaven dem wir vertrauten. Sie waren in Angst und Ignoranz aufgewachsen und man konnte kaum abschätzen, wie unterwürfig sie vor den Augen eines weißen Mannes sein würden. Es war nicht sicher, so ein großes Geheimnis mit ihnen zu teilen und so beschlossen wir drei alleine die Verantwortung für den Versuch zu übernehmen.
Nachts wurden wir, wie schon beschrieben, in den Frachtraum gesperrt und die Luke verrammelt. Die erste Schwierigkeit, die sich uns stellte, war das Erreichen des Decks. Am Bug der Brigg hatte ich ein kleines Boot erspäht, das dort mit dem Kiel nach oben lag. Ich glaubte, dass man uns nicht vermissen würde, wenn wir uns darunter versteckten solange die Menge für die Nacht nach unten getrieben wurde. Ich wurde auserwählt das Experiment zu wagen und auszuprobieren ob dies funktionierte. Also wartete ich am nächsten Abend, nach dem Essen, auf eine günstige Gelegenheit und versteckte mich schnell darunter. Fest auf dem Deck liegend konnte ich genau erkennen was um mich herum vor sich ging und am nächsten Morgen, als die Menge wieder hochkam, konnte ich ohne beobachtet zu werden aus meinem Versteck schlüpfen. Das Ergebnis war mehr als zufriedenstellend.
Der Kapitän und der Maat schliefen in der Kabine des Erstgenannten. Von Robert, der in seiner Eigenschaft als Kellner dort immer wieder auftauchen und beobachten konnte, kannten wir die genaue Position ihrer Kojen. Er informierte uns auch darüber, dass auf dem Tisch immer zwei Pistolen und ein Entermesser lagen. Der Koch schlief in der Kombüse auf Deck, einer Art Vehikel auf Rädern, das dahin bewegt werden konnte wo es gerade gebraucht wurde; die Matrosen, deren Anzahl gerade mal sechs war, schliefen entweder im Vorderdeck oder in ihren Hängematten in der Takelage.
Endlich waren alle Vorbereitungen abgeschlossen. Arthur und ich sollten uns leise zur Kabine des Kapitäns schleichen, dort die Pistole und das Entermesser ergreifen und uns so schnell wie möglich der beiden Bewohner erledigen. Robert stand mit einem Schläger bewaffnet an der Tür, die vom Deck hinunter zur Kabine führte. Er sollte im Notfall die Matrosen zurückschlagen bis wir ihm zu Hilfe eilen konnten. Danach sollte es den jeweiligen Umständen entsprechend weitergehen. War der Angriff so überraschend und effektiv, dass es keinen Widerstand gab, hätten wir die Luke verschlossen gelassen; im gegenteiligen Fall wäre sie geöffnet und die Sklaven nach oben gerufen worden; im Gemenge und der allgemeinen Konfusion hätten wir entweder unsere Freiheit wieder erlangt oder den Tod gefunden. Mein Platz wäre schlussendlich am ungewohnten Steuerhorn gewesen und ich hätte das Schiff unter guten Windverhältnissen nordwärts in die Gefilde der Freiheit gesteuert.
Der Name des Maats war Biddee. An den des Kapitäns kann ich mich nicht mehr erinnern obwohl ich selten einen Namen vergesse, den ich einmal gehört habe. Der Kapitän war ein kleiner, zierlicher Mann, aufrecht stehend und schlagfertig. Er sah aus wie der personifizierte Mut und wirkte sehr stolz. Sollte er noch leben und diese Zeilen lesen wird er etwas erfahren das nicht im Logbuch seiner Fahrt von Richmond nach New Orleans im Jahr 1841 steht.
Wir waren alle vorbereitet und warteten ungeduldig auf die Gelegenheit, unseren Plan zur Ausführung zu bringen, als uns ein trauriges und unvorhergesehenes Ereignis einen Strich durch die Rechnung machte. Robert wurde krank. Man teilte uns mit, dass er die Pocken habe. Es ging ihm schlechter und schlechter und vier Tage vor unserer Ankunft in New Orleans starb er. Einer der Matrosen nähte ihn in seine Decke und befestigte einen großen Stein als Ballast an seinen Füßen. Man legte ihn auf den Niedergang, hob diesen mit Flaschenzügen über die Reling und übergab Roberts armen Körper den weißen Fluten des Golfs.
Wir alle waren von Panik erfüllt wegen des Auftretens der Pocken. Der Kapitän ordnete neben weiteren Vorsichtsmaßnahmen an, dass man Kalk im Frachtraum verteilen sollte. Roberts Tod und die Gegenwart der Krankheit hatten mich hingegen traurig und bedrückt gemacht und ich schaute mit untröstlichem Blick hinaus auf die große Wasserwüste.
Ein oder zwei Abende nach Roberts Begräbnis lehnte ich in der Nähe des Vorderdecks am Niedergang und gab mich
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