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Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Titel: Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Solomon Northup
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haut ab!"
     
    Cook und Ramsay bestiegen ohne ein weiteres Wort ihre Pferde und ritten weg. Tibeats schlich wenige Minuten später wie der  Feigling, der er war, hinterher, bestieg sein Pferd und folgte ihnen. Er war offensichtlich eingeschüchtert von Chapins entschlossenem Ton.
     
    Ich blieb dort stehen wo ich war – immer noch gefesselt und den Strick um den Hals. Sobald sie weg waren rief Chapin nach Rachel und befahl ihr, zu den Feldern zu laufen und Lawson ohne Verzug zum Haus zu bringen und auch das braune Maultier mitzunehmen – ein Tier, das für seine ungewöhnliche Schnelligkeit bekannt war. Der Junge erschien im nächsten Moment.
     
    "Lawson", sagte Chapin, "du musst nach Pine Woods reiten. Sag deinem Master Ford, dass er sofort herkommen muss – ohne jede Verzögerung. Sag ihm, dass man versucht, Platt umzubringen. Beeilung Junge, Beeilung. Du kannst es bis Mittag schaffen, wenn du das Maultier antreibst."
     
    Chapin trat ins Haus und schrieb einen Pass. Als er zurückkam stand Lawson auf dem Maultier sitzend vor der Tür. Er nahm den Pass und gab dem Maultier geschickt die Peitsche. So ritt er in schnellem Galopp den Hof hinaus und raus ins Bayou – er war in weniger Zeit verschwunden als es mich gekostet hat, diese Szene zu schildern.
     
     
Kapitel 9
     
    Als die Sonne an diesem Tag den Zenit erreichte wurde es unerträglich heiß. Ihre heißen Strahlen versengten den Boden. Die Erde verbrannte fast den Fuß, der sich auf ihr bewegte. Ich hatte weder Jacke noch Hut und war der brennenden Glut barhäuptig ausgesetzt. Große Schweißtropfen rollten mein Gesicht hinunter und tränkten die spärliche Kleidung, die ich anhatte. Am Zaun, nicht weit weg, warfen die Pfirsichbäume ihren köstlichen Schatten auf das Gras. Ich hätte nur zu gerne ein langes Jahr meiner Dienste für die Möglichkeit gegeben den Glutofen, in dem ich stand, gegen einen kühlen Stuhl unter ihren Ästen zu tauschen. Aber ich war immer noch gefesselt, hatte den Strick um den Hals und stand exakt da, wo Tibeats und seine Kumpane mich verlassen hatten. Ich konnte mich keinen Zentimeter bewegen, so eng hatte man mich gebunden. Wenn ich mich wenigstens gegen die Weberei hätte lehnen können, wäre das schon ein Luxus gewesen. Aber das Gebäude war weit außerhalb meiner Reichweite und doch nur fünf oder sechs Meter weg. Der Boden war glühend heiß und ausgedörrt und machte meine Lage nicht gerade besser. Wenn ich meine Position nur etwas verändern hätte können, nur ein ganz kleines bisschen, wäre das schon einer unermesslichen Linderung gleich gekommen. Aber die heißen Strahlen der südlichen Sonne, die den ganzen langen Sommertag auf meinen Kopf brannten, waren nicht halb so schlimm wie die Schmerzen in meinen Gliedern. Meine Hand- und Fußgelenke und die Sehnen in meinen Beinen und Armen begannen anzuschwellen und gruben das Seil, das sie einschnürte, immer tiefer ins wunde Fleisch.
     
    Chapin lief den ganzen Tag auf der Veranda hin und her, aber kam nicht ein einziges Mal zu mir. Er war die Nervosität in Person und schaute ständig zu mir und dann wieder zur Straße, als ob er jeden Moment jemanden erwarten würde. Er ging nicht wieder auf die Felder, wie er es sonst tat. Sein Gebaren verhieß mir, dass er offensichtlich damit rechnete, dass Tibeats mit mehr und besser bewaffneter Unterstützung zurückkehren und den Kampf wieder aufnehmen würde; genau so klar war, dass er sich dazu entschlossen hatte, mein Leben zu verteidigen, koste es was es wolle. Warum er mich nicht erlöst hat, warum er mich dazu verdammte, den ganzen langen Tag diesen Qualen ausgesetzt zu sein, ich habe es nie erfahren. Sicher ging es ihm nicht um meine Sympathie. Vielleicht wollte er, dass Ford den Strick um meinen Hals und die brutale Art meiner Fesselung sah; vielleicht war die ihm nicht zustehende Einmischung in den Besitz eines anderen eine Gesetzesübertretung, für die er sich vor Gericht würde verantworten müssen. Auch warum Tibeats den Rest des Tages fernblieb war ein Mysterium, das sich mir nie erschlossen hat. Er wusste nur zu gut, dass Chapin ihn nicht verletzen würde, solange er nicht weiter darauf aus wäre, mich fertig zu machen. Lawson hat mir später erzählt, dass er die drei auf der Plantage von John David Cheney gesehen hat und dass sie sich umgedreht haben, als er vorbeigeprescht ist. Ich denke, dass Tibeats der Annahme war, dass Lawson von Aufseher Chapin ausgesandt worden war um die benachbarten Pflanzer zu

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