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Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Titel: Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Solomon Northup
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Lage war, so viel Aufsehen auf der Straße zu erregen, wie er an diesem Tag auf seinem braunen Maultier.
     
    Die liebevollen Geschöpfe überhäuften mich mit ihren mitfühlenden Worten und sagten, dass Tibeats ein harter, grausamer Mensch sei und dass sie hofften, dass mich "Massa Ford" wieder zurückkaufen könne. So verging die Zeit; immer aufs Neue diskutierte, plauderte oder ereiferte man sich über diesen aufregenden Tag – bis Chapin plötzlich an der Tür stand und mich rief.
     
    "Platt", sagte er, "du wirst heute Nacht auf dem Boden im "großen Haus" schlafen; nimm deine Decke mit."
     
    Ich stand auf so schnell es ging, nahm meine Decke und folgte ihm. Auf dem Weg meinte er, dass es ihn nicht wundern würde, wenn Tibeats noch vor dem Morgen wiederkäme – dass er mich töten wolle – und dass es ihm egal wäre, ob es Zeugen gab oder nicht. Selbst wenn er mir vor hundert Sklaven mitten ins Herz gestochen hätte, kein einziger der Anwesen hätte ihn gemäß den Gesetzen von Louisiana belasten können.
     
    Ich legte mich im "großen Haus" auf den Boden und versuchte zu schlafen. Es war das erste und einzige Mal in meinen zwölf Jahren als Sklave, dass ich einen so prächtigen Schlafplatz hatte. Gegen Mitternacht schlug der Hund an und bellte. Chapin stand auf und schaute durchs Fenster, konnte aber nichts erkennen. Schließlich gab der Hund Ruhe. Als Chapin in sein Schlafzimmer zurückkehrte sagte er:
     
    "Ich glaube, dass dieser Schurke irgendwo auf dem Gelände herumschleicht, Platt. Wenn der Hund nochmals anschlägt und ich es nicht höre, weck mich."
     
    Ich versprach ihm das. Nach etwa einer Stunde begann der Hund erneut zu toben und rannte einige Male wild bellend zum Tor und wieder zurück.
     
    Chapin war aufgestanden ohne dass ich ihn rufen musste. Dieses Mal ging er hinaus auf den Vorplatz und blieb dort eine beträchtliche Zeit stehen. Es gab aber immer noch nichts zu sehen und auch der Hund war wieder zu seinem Zwinger marschiert. In dieser Nacht gab es keine weitere Ruhestörung. Meine unglaublichen Schmerzen und die Angst vor der aufziehenden Gefahr ließen mich aber keine Ruhe finden. Ob Tibeats in dieser Nacht wirklich versucht hat, mich in der Plantage zu finden und seinen Rachedurst an mir zu stillen, weiß nur er allein. Ich hatte damals den Eindruck, und glaube das heute noch, dass er da war. Er hatte sich immer als Meuchler gezeigt – vor den mutigen Worten eines Mannes einknickend, aber jederzeit bereit sein hilfloses oder unvorbereitetes Opfer in den Rücken zu schießen. Was sich später noch bewahrheiten sollte.
     
    Bei Tagesanbruch stand ich auf, immer noch wund und erschöpft und ohne Schlaf. Nichtsdestotrotz ging ich nach dem Frühstück, das Mary und Eliza für mich in der Hütte bereitet hatten, rüber zur Weberei und nahm meine Arbeit wieder auf. Chapin hatte die Gewohnheit, wie viele andere Aufseher auch, gleich nach dem Aufstehen sein Pferd zu besteigen, das immer gesattelt und gezäumt vor der Tür stand, und raus zu reiten in die Felder. An diesem Morgen kam er hingegen zu mir in die Weberei und fragte mich, ob ich Tibeats schon gesehen hätte. Ich verneinte dies und er bemerkte, dass irgendetwas mit diesem Burschen nicht stimmte – dass er böses Blut in sich trug – und dass ich sehr auf der Hut sein müsse vor ihm, dass er mir nicht an dem Tag, an dem ich es am wenigsten erwarten würde, übel mitspielte.
     
    Noch während er sprach ritt Tibeats herein, pflockte sein Pferd fest und ging ins Haus. Ich hatte keine Angst vor ihm, solange Chapin und Ford in der Nähe waren, aber das konnten sie ja nicht immer sein.
     
    Oh! wie schwer die Last der Sklaverei doch auf mir lag. Ich musste jeden Tag hart arbeiten, Beschimpfungen, Hohn und Spott über mich ergehen lassen, auf dem harten Boden schlafen und die einfachste Kost essen; aber nicht nur das, ich lebte bei einem blutrünstigen Unhold, vor dem ich in Zukunft in ewiger Angst und Furcht sein musste. Warum war ich nicht schon in meiner Jugend gestorben, bevor Gott mir meine Kinder gab, für die ich lebte und die ich so liebte? Wie viel Unglück, Leid und Angst hätte vermieden werden können. Ich lechzte nach Freiheit; aber die Kette der Sklaverei war an mir festgemacht und ich konnte sie nicht abschütteln. Ich konnte nur sehnsüchtig meinen Blick nach Norden richten und an die Tausende Meilen denken, die zwischen mir und dem Reich der Freiheit lagen, dessen Grenzen kein schwarzer Mann jemals überqueren

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