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Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Titel: Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Solomon Northup
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alarmieren und sie zu bitten, ihm zu Hilfe zu eilen. Daher hat er wohl nach dem Prinzip gehandelt, dass "Umsicht der bessere Teil des Mutes" sei und ist uns ferngeblieben.
     
    Aber welche Beweggründe den feigen und böswilligen Tyrannen geleitet haben ist eigentlich ganz egal. Ich stand immer noch in der gleißenden Mittagsonne und stöhnte vor Schmerzen. Meine letzte Brotkrume hatte ich lange vor Tagesanbruch zu mir genommen. Langsam wurde mir schwindlig vor Schmerz, Durst und Hunger. Nur einmal am Tag, während der größten Hitze, wagte Rachel es zu mir zu kommen und hielt mir einen Becher Wasser an die Lippen. Sie hatte wohl zu viel Angst, gegen die Wünsche des Aufsehers zu handeln. Das demütige Geschöpf hat die Segenswünsche, die ich für sie ob dieses Balsamtranks ausgesprochen habe, nie gehört – noch hätte sie sie verstanden. Sie sagte nur "Oh, Platt, du tust mir so leid", dann eilte sie zurück zu ihrer Küchenarbeit.
     
    Noch nie hat die Sonne so lange auf ihrem Weg durch den Himmel gebraucht, nie hat sie so glühende und feurige Strahlen auf die Erde geschickt als an diesem Tag. So kam es mir zumindest vor. Ich werde hier nicht versuchen zu beschreiben, worüber ich an diesem Tag sinnierte, was die unzähligen Gedanken, die mein gepeinigtes Hirn durchzogen, mir sagten. Es muss genügen, dass ich an diesem unseligen Tag nicht ein einziges Mal auf den Gedanken gekommen wäre, dass der Sklave des Südens, gefüttert, gekleidet, ausgepeitscht und beschützt von seinem Herrn, ein glücklicheres Leben führt als der freie farbige Bürger des Nordens. Zu diesem Schluss bin ich übrigens nie gelangt. Allerdings gibt es in den Nordstaaten durchaus viele wohlwollende und gut betuchte Bürger, die dies anders sehen und alle möglichen Argumente finden, um diese Vermutung zu unterstützen. Aber wehe ihnen! Sie haben nie aus dem bitteren Becher der Sklaverei getrunken, wie ich das getan habe.
     
    Bei Sonnenuntergang machte mein Herz einen Satz vor unbändiger Freude: Ford kam in den Hof geprescht - sein Pferd hatte Schaum an den Lippen. Chapin erwartete ihn an der Tür und nach einer kurzen Unterhaltung kam er rüber zu mir.
     
    "Armer Platt, du siehst schrecklich aus", war das einzige, was seinen Lippen entfleuchte.
     
    "Gott sei Dank!", sagte ich, "Gott sei Dank, Master Ford, dass sie endlich da sind."
     
    Er zog ein Messer aus seiner Tasche und schnitt voller Entrüstung das Seil von meinen Handgelenken, Armen und Knöcheln. Dann zog er die Schlingen von meinem Hals herunter. Ich versuchte zu gehen, schwankte aber wie ein Betrunkener und wäre fast hingefallen.
     
    Ford kehrte sofort zum Haus zurück und ließ mich allein. Als er den Vorplatz erreichte, ritten Tibeats und seine beiden Kumpane in den Hof. Es folgte eine lange Konversation. Ich konnte den Klang ihrer Stimmen hören, Fords sanfte Töne und die bellenden Laute von Tibeats – aber ich konnte nicht wahrnehmen, wer was sagte. Dann trennten sich die drei und man sah sofort, dass sie alle nicht erfreut waren.
     
    Ich versuchte den Hammer zu heben und wollte Ford damit zeigen, wie willig ich war, weiterzuarbeiten. Aber er fiel aus meiner gefühllosen Hand. Bei Dunkelheit kroch ich in die Hütte und legte mich auf den Boden. Bald waren auch die Helfer von den Feldern zurück. Eliza und Mary brieten mir ein Stück Bacon, aber ich hatte keinen Appetit. Dann mörserten sie etwas Maismehl und setzten Kaffee auf. Alle versammelten sich um mich und stellten viele Fragen über meine Probleme mit Tibeats an diesem Morgen. Sie wollten genauestens wissen, was den Tag über passiert war. Dann kam Rachel herein und erzählte die Geschichte mit ihren einfachen Worten. Sie wiederholte und schwelgte besonders in dem Tritt, der Tibeats zu Boden gehen ließ – woraufhin ein großes Kichern unter den Zuhörern einsetzte. Dann beschrieb sie wie Chapin mit den Pistolen herauskam und mich rettete und wie mir Master Ford voller Wut die Fesseln mit seinem Messer durchschnitt.
     
    Zu dieser Zeit war auch Lawson wieder da. Er erzählte begeistert von seinem Ritt nach Pine Woods - wie das braune Maultier ihn so schnell wie ein Blitz getragen hatte – wie erstaunt alle waren, als er vorbeiflog – wie Master Ford sofort aufbrach – wie er sagte, dass Platt ein guter Nigger sei und dass man ihn nicht umbringen dürfe. Er schloss seine Ausführungen mit der Andeutung, dass es wohl außer ihm kein anderes menschliches Wesen auf diesem Planeten geben dürfte, das in der

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