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Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Titel: Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Solomon Northup
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Beschimpfungen und dem Spott eines Weißen zu widersetzen, zu rechtfertigen. Ich versuchte zu beten – versuchte meinen Himmlischen Vater anzuflehen mich in meiner extremen Notlage zu unterstützen; aber meine Emotionen erstickten das Gebet und ich konnte nur noch meinen Kopf in meine Hände legen und weinen. Ich blieb ungefähr eine Stunde in dieser Lage und fand nur Trost in meinen Tränen. Als ich schließlich aufschaute nahm ich Tibeats wahr der, von zwei anderen Reitern begleitet, den Bayou runterkam. Sie ritten in den Hof, sprangen von ihren Pferden und kamen mit großen Peitschen auf mich zu. Einer trug sogar eine große Seilrolle.
     
    "Kreuze deine Hände", kommandierte Tibeats und begleitete dies mit einem derart blasphemischen Fluch, dass ich ihn hier nicht widergeben kann.
     
    "Ihr müsst mich nicht fesseln, Master Tibeats. Ich bin bereit, überall mit Ihnen hinzugehen", sagte ich.
     
    Einer seiner Kumpane trat vor und schwor, dass er mir beim geringsten Widerstand den Kopf spalten würde – mir Arm um Arm ausreißen würde – meine schwarze Kehle durchschneiden und vieles mehr antun würde. Ich sah, dass jede Antwort hier fehl am Platz war, kreuzte meine Hände und ergab mich demütig in was auch immer sie mit mir vorhatten. Daraufhin band mir Tibeats die Handgelenke zusammen und zog das Seil mit allergrößter Kraft zu. Die Fußgelenke wurden in der gleichen Weise gefesselt. In der Zwischenzeit hatten die anderen zwei ein Seil hinter meine Ellbogen geführt und dieses am Rücken festgezurrt. Es war mir komplett unmöglich weder Hände noch Füße zu bewegen. Mit dem restlichen Seil fertigte Tibeats unbeholfen eine Schlinge und legte sie um meinen Hals.
     
    "Gut", sagte einer von Tibeats' Kumpanen, "wo sollen wir den Nigger aufknüpfen?"
     
    Einer schlug den Ast eines Pfirsichbaums vor, der nicht weit entfernt von uns stand. Sein Kamerad war dagegen und hatte Angst, dass der Ast brechen würde. Er schlug einen anderen vor, unter den sie dann die Leiter stellten.
     
    Während der ganzen Unterredung und auch während der Zeit, in der sie mich gefesselt hatten, sprach ich kein einziges Wort. Aufseher Chapin sah dem Treiben vom Vorplatz aus zu und ging dort hektisch hin und her. Rachel stand weinend in der Küchentür und Mrs. Chapin schaute immer noch aus dem Fenster. Die Hoffnung hatte mich verlassen. Meine Zeit war gekommen. Ich würde keinen weiteren Tag mehr erleben, nie wieder die Gesichter meiner Kinder sehen – die süße Erwartung, die mir soviel Kraft zum Leben gegeben hatte. Noch in dieser Stunde würde ich die schrecklichen Qualen des Todes erleiden! Niemand würde um mich trauern, niemand würde mich rächen. Bald würde mein Körper in diesem fremden Land vor sich hin modern oder gar den schleimigen Reptilien in den ruhenden Wassern des Bayou zum Fraße vorgeworfen werden! Tränen liefen meine Wangen hinunter und gaben meinen Henkern nur einen weiteren Grund, mich mit beleidigenden Kommentaren zu bedenken.
     
    Nach kurzer Zeit, als sie mich in Richtung des Baums zogen, kam Chapin, der für kurze Zeit vom Vorplatz verschwunden war, aus dem Haus und uns entgegen. Er hatte in jeder Hand eine Pistole und sprach, so gut ich das noch in Erinnerung habe, mit fester, entschlossener Stimme die folgenden Sätze:
     
    "Gentlemen, ich habe ein paar Worte zu sagen. Und ihr solltet mir gut zuhören. Wenn einer von euch diesen Sklaven auch nur einen Zentimeter weiter bewegt ist er ein toter Mann. Erstens verdient er diese Behandlung nicht. Es ist eine Schande, ihn so ermorden zu wollen. Ich habe nie einen getreueren Jungen gesehen als Platt. Du, Tibeats, hast einen Fehler begangen. Du bist ein echter Gauner, das weiß ich, und hattest diese Tracht Prügel redlich verdient. Zweitens: ich bin nun seit sieben Jahren Aufseher auf dieser Plantage und, in Abwesenheit von William Ford, der Herr hier. Es ist meine Pflicht, seine Interessen zu wahren und  das tue ich hiermit. Du bist nicht verantwortlich, du bist ein ehrloser Geselle. Ford hält eine Hypothek auf Platt in Höhe von vierhundert Dollar. Wenn ihr ihn hängt, ist diese Schuld wertlos. Bis diese nicht gelöscht ist hast du kein Recht, ihm das Leben zu nehmen. Dazu hast du überhaupt kein Recht. Es gibt für Sklaven genau so Rechte wie für den weißen Mann. Du bist auch nicht besser als ein Mörder.
     
    "Und ihr", sprach er zu Cook und Ramsay, die Aufseher auf benachbarten Plantagen waren, "haut ab! Wenn ihr auch nur etwas auf euer Leben gebt,

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