Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)
und die irrwitzige Geschwindigkeit, mit der ich vor den Hunden geflohen bin. Als er fertig war erwiderte Master Ford, dass ich bei ihm immer sehr gewillt und treu gewesen war; dass es ihm leid tut, dass er soviel Ärger hatte; dass ich meinen Ausführungen nach unmenschlich behandelt wurde und dass Tibeats selbst schuld sei. Mit Beilen und Äxten auf Sklaven loszugehen war beschämend und sollte verboten sein, bemerkte er. "Dies ist keine Art, mit ihnen umzugehen, wenn sie in unserem Land sind. Es wird einen schädlichen Einfluss haben und sie alle zur Flucht veranlassen. Die Sümpfe werden voll von ihnen sein. Ein bisschen Freundlichkeit ist ein viel effektiveres Mittel der Zähmung und Anlass zu Gehorsam als der Einsatz tödlicher Waffen. Jeder Pflanzer im Bayou wird solche Unmenschlichkeit missbilligen. Es ist in unser aller Interesse, sich gut zu verhalten. Es ist augenscheinlich, Mr. Tibeats, dass sie und Platt nicht gemeinsam leben können. Sie verabscheuen ihn und würden nicht zögern, ihn zu töten; und da er das weiß, wird er vor Angst um sein Leben erneut weglaufen. Nun, Tibeats, ihr müsst ihn verkaufen oder zumindest ausleihen. Wenn ihr das nicht tut, werde ich Maßnahmen ergreifen, um ihn aus eurem Besitz auszulösen."
In diesem Sinn sprach Ford für den Rest des Weges. Ich sagte kein Wort. Als wir die Plantage erreichten betraten sie das "große Haus", während ich mich zu Elizas Hütte zurückzog. Die Sklaven, die vom Feld zurückkehrten, waren sehr erstaunt, mich zu sehen, glaubte man doch ich sei ertrunken. Auch in dieser Nacht versammelten sie sich in meiner Hütte, um von meinen Abenteuern zu erfahren. Sie sahen es als sicher an, dass man mich aufs Heftigste auspeitschen würde; die übliche Strafe für einen Fluchtversuch waren fünfhundert Hiebe.
"Armer Kerl", sagte Eliza und nahm mich bei der Hand, "es wäre besser für dich gewesen, wenn du ertrunken wärst. Du hast einen grausamen Herrn und ich glaube dass er dich doch noch töten wird."
Lawson meinte, dass es gut sein könnte, dass Aufseher Chapin ernannt werden würde, um die Strafe auszuführen. Dann würde es wohl nicht ganz so schlimm werden. Woraufhin Mary, Rachel, Bristol und ein paar anderen einfiel, dass es Master Ford sein solle und dass es dann überhaupt keine Auspeitschung geben würde. Sie bedauerten mich und versuchten mir Trost zu spenden. Außer Kentucky John waren sie alle betrübt von den Aussichten, die mich erwarteten. Letzter lachte, als ob es kein Morgen gäbe; er hielt sich den Bauch aus Angst, dass er explodieren würde und fand es so lustig, wie ich den Hunden entkommen war. "Ich wusst' die würn ihn nicht fangen, als er über de Plantage rannt'. Wenn die Hund' da warn wo er war, war er scho' wieder weg – ha, ha, ha! Oh allmächt' Herr!" – und dann verfiel er wieder in einen seiner lauten Lachanfälle.
Früh am nächsten Morgen verließ Tibeats die Plantage. Im Lauf des Vormittags, während ich mich in der Nähe des Entkörnungshauses verweilte, kam ein großer, gutaussehender Mann zu mir und erkundigte sich, ob ich Tibeats' Junge war – ein Ausdruck, mit dem Sklaven willkürlich bezeichnet wurden selbst wenn sie über vierzig waren. Ich nahm meinen Hut ab und bejahte die Frage.
"Wäre es dir recht, wenn du für mich arbeiten würdest?", fragte er.
"Oh, ja, sehr sogar", antwortete ich in der plötzlichen Hoffnung, von Tibeats wegzukommen.
"Du hast unter Myers bei Peter Tanner gearbeitet, nicht wahr?"
Ich beantwortete auch das mit "Ja" und fügte ein paar lobende Bemerkungen hinzu, die Tanner bezüglich meiner Arbeit gemacht hatte.
"Gut, Junge", sagte er, "ich habe dich nämlich bei deinem Herrn ausgeliehen um für mich in der Big Cane Brake, ungefähr achtunddreißig Meilen von hier den Red River hinunter, zu arbeiten.
Der Mann war Mr. Eldret, der unterhalb von Ford auf der gleichen Seite des Bayou lebte. Ich begleitete ihn zu seiner Plantage und brach gleich am nächsten Morgen mit seinem Sklaven Sam, einer Wagenladung Vorräte und vier Maultieren zum Big Cane auf. Eldret und Myers waren bereits vorgeritten. Sam war in Charleston geboren, wo er Mutter, Bruder und Schwester hatte. Er "räumte ein" – ein sowohl bei Schwarzen als auch bei Weißen geläufiges Wort – dass Tibeats ein gemeiner Kerl war und hoffte wie ich, dass sein Herr mich kaufen würde.
Wir fuhren das südliche Ufer des Bayou hinunter und überquerten es bei Careys Plantage; von dort ging
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