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Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Titel: Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Solomon Northup
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schlecht und steif fühle, und dass mir mein Fuß weh tat von den Dornen und Wurzeln, über die ich getaumelt war; aber ich dachte es sei eine gute Übung, die mich nicht belasten und eine so gute Herrin erfreuen würde. Daraufhin kehrte sie ins Haus zurück und ich arbeitete drei Tage emsig im Garten. Ich reinigte die Wege, jätete die Beete und zog das Efeu, das meine sanftmütige und großzügige Schutzherrin als Bewuchs der Hauswand vorgesehen hatte, unter dem Nachtjasmin hervor.
     
    Am vierten Morgen war ich vollkommen erfrischt und erholt und Master Ford befahl mir, mich bereit zu machen und ihn ins Bayou zu begleiten. Es gab nur ein gesatteltes Pferd auf dem Gelände, alle anderen und die Maultiere waren auf der Plantage. Ich sagte, dass ich laufen könne, verabschiedete mich von Sally und John und verließ das Gelände neben dem Pferd her trottend.
     
    Das kleine Paradies in den Great Pine Woods war die Oase in der Wüste, an die sich mein Herz während der Jahre der Sklaverei immer wieder gern erinnerte. Ich ging nun mit dem Gefühl des Bedauerns und der Angst; als ob man mir verraten hätte, dass ich nie wieder hierher zurückkehren würde.
     
    Master Ford drängte mich immer wieder, den Platz auf dem Pferd mit ihm zu tauschen und auszuruhen; aber ich lehnte ab und sagte, dass ich nicht müde wäre und es besser wäre, wenn ich laufe statt ihm. Er sagte mir viele freundliche und aufmunternde Dinge während der Reise und ritt langsam, damit ich mit ihm Schritt halten konnte. Gottes Güte, erklärte er mir, hat sich während meiner wundersamen Flucht aus dem Sumpf offenbart. Genau wie Daniel unverletzt dem Löwenkäfig entstieg und Jonas im Bauch des Wales kein Leid geschah, genau so wurde ich durch den Allmächtigen vom Bösen erlöst. Er befragte mich in Bezug auf die verschiedenen Ängste und Gefühle, die ich während des Tags und der Nacht erfahren hatte, und ob ich zu irgendeiner Zeit das Bedürfnis verspürt habe, zu beten. Ich erklärte ihm, dass ich mich von der Welt verlassen fühlte und im Geist die ganze Zeit gebetet habe. In so schweren Zeiten, sagte er, wendet sich das Herz des Menschen instinktiv zu seinem Schöpfer. Wenn es ihm gut geht, und es nichts gibt was ihn verletzen oder ängstigen kann, erinnert er sich nicht an Ihn, und verleugnet Ihn sogar; aber setze ihn einer großen Gefahr aus, beraube ihn jeder menschlichen Hilfe oder lass ihn in sein Grab blicken - dann, in der Zeit des Trübsals, wendet sich der Spötter und Ungläubige an Gott und fleht um Hilfe in der Gewissheit, dass es keine andere Hoffnung, Sicherheit oder Schutzort gibt als in seinen schützenden Arm.
     
    So sprach dieser gütige Mann auf unserer gemeinsamen Reise die Straße nach Bayou Boeuf entlang von diesem Leben und dem Leben danach, von der Güte und Macht Gottes und von der Nichtigkeit irdischer Dinge.
     
    Als wir etwa fünf Meilen von der Plantage entfernt waren sahen wir in der Ferne einen Reiter, der uns entgegen galoppierte. Als er näher kam sah ich dass es Tibeats war! Er schaute mich einen Moment an, sprach aber nicht mit mir. Dann wendete er sein Pferd und ritt an Fords Seite weiter. Ich trottete weiter neben dem Pferd her und hörte ihrer Unterhaltung zu. Ford erzählte ihm von meiner Ankunft in Pine Woods vor drei Tagen, von der Misere in der ich war und den Schwierigkeiten und den Gefahren, denen ich ausgesetzt gewesen war.
     
    "Nun", sagte Tibeats und vermied in Fords Gegenwart seine sonst übliche Flucherei, "ich habe noch nie jemanden so rennen sehen. Ich würde hundert Dollar darauf setzen, dass er jeden Nigger in Louisiana schlägt. Ich bot John David Cheney fünfundzwanzig Dollar, wenn er ihn erwischen würde, tot oder lebendig, aber er ist den Hunden in einem ehrlichen Rennen entkommen. Aber Cheneys Hunde sind auch Mist. Dunwoodies Hunde hätten ihn zur Strecke gebracht noch bevor er die Palmettos erreicht hätte. Irgendwie haben die Hunde die Fährte verloren und wir mussten die Jagd aufgeben. Wir ritten soweit es ging und gingen dann zu Fuß bis das Wasser einen Meter hoch stand. Die Jungs meinten er sei ersoffen, ganz sicher. Verdammt, ich wollte ihn so gerne vor das Gewehr kriegen. Die ganze Zeit bin ich das Bayou rauf und runter geritten, hatte aber immer weniger Hoffnung, ihn zu erwischen – dachte, er sei bestimmt tot. Oh, verflucht sei er, so rennen zu können – dieser Nigger ist verflucht!"
     
    Tibeats redete in dieser Art fort und beschrieb immer wieder seine Suche im Sumpf

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