Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)
Meile Entfernung all ihre Artgenossen überragten und den weiten Wald wie Wächter überblickten.
"Die sehe ich", war die Antwort.
"Am Fuß dieser Kiefern verläuft die Texas Road", fuhr er fort, "geh dort nach links und sie wird dich direkt zu Ford bringen."
Ohne weitere Verzögerung eilte ich weiter, so froh über diese Information wie mein Gesprächspartner über die Tatsache, dass ich mich schnell wieder entfernte. Ich traf auf die Texas Road, bog wie angegeben links ab und kam bald an einem großen Holzfeuer vorbei. Ich ging hin und wollte meine Kleidung trocknen; aber das graue Morgenlicht war schon fast verschwunden und ein weißer Mann hätte mich sehen können; nebenbei kam mit der Tageshitze auch das dringende Bedürfnis zu schlafen; ich konnte es mir nicht leisten, mich hier weiter aufzuhalten und setzte meine Wanderung fort. Schließlich erreichte ich Master Fords Haus gegen acht Uhr.
Die Sklaven waren bereits alle an der Arbeit und ihre Quartiere standen leer. Ich ging direkt zum Vorplatz und klopfte an der Tür, die von Mrs. Ford geöffnet wurde. Mein jammervoller Zustand hatte mein Aussehen so verändert, dass sie mich nicht erkannte. Ich erkundigte mich ob Master Ford zuhause wäre und bevor ich die Frage beendet hatte, stand dieser auch schon vor mir. Ich erzählte ihm von meiner Flucht und allen damit verbundenen Ereignissen. Er hörte mir aufmerksam zu, sprach liebevoll und mitfühlend mit mir und brachte mich zur Küche. Dort rief er John und befahl ihm, mir etwas zu essen zumachen. Ich hatte nichts mehr zu mir genommen seit dem letzten Morgen.
Als John mir mein Mahl bereitet hatte kam die Hausherrin heraus mit einer Schüssel Milch und vielen kleinen Leckerbissen, wie sie nur ganz selten den Gaumen eines Sklaven kitzeln. Ich war hungrig und erschöpft, aber weder das Essen noch die Ruhe machten die gesegneten Stimmen der Fords wett, die mir voller Trost und Liebe zusprachen. Es war das Öl und der Wein des Guten Samariters der Pine Woods, das dieser in die verwundete Seele des armen Sklaven, der ohne Gewand und halb tot zu ihm kam, träufelte.
Sie ließen mich in der Hütte, so dass ich mich ausruhen konnte. Gesegnet sei der Schlaf! Er steigt hernieder wie der himmlische Tau und kommt zu allen und jedem, egal ob geknechtet oder frei. Bald hatte er auch meine Brust erfüllt und die Sorgen vertrieben, mit denen sie erfüllt war. Er trug mich fort in das Schattenreich, in dem ich wieder die Gesichter meiner Kinder sah und ihren Stimmen lauschen konnte.
Kapitel 11
Nach einem langen Schlaf wachte ich am Nachmittag auf. Ich fühlte mich erfrischt, aber immer noch wund und steif. Sally kam herein, um mit mir zu reden, während John das Mittagessen kochte. Sally war genau wie ich in großer Angst, denn eines ihrer Kinder war krank und sie hatte Angst, dass es nicht überleben würde. Nach dem Mittagessen ging ich eine Weile auf dem Gelände hin und her und besuchte Sallys Hütte, um nach dem kranken Kind zu schauen. Dann schlenderte ich in den Garten der Herrin. Obwohl in dieser Jahreszeit die Stimmen der Vögel bereits schwiegen und die Bäume in den kälteren Klimazonen bereits ihrer Sommerpracht beraubt waren, blühte hier immer noch eine unglaubliche Vielfalt an Rosen und lange, üppige Reben rankten sich die Zäune empor. Die karminroten und goldenen Früchte hingen halb verborgen zwischen den jüngeren und älteren Pfirsichblüten, den Orangen, Pflaumen und Granatäpfeln; in dieser Region von fast gleichbleibender Wärme fallen die Blätter und blühen die Knospen das ganze Jahr über.
Ich empfang die allergrößte Dankbarkeit für Master und Mrs. Ford und wünschte mir, dass ich ihre Großzügigkeit heimzahlen könnte; ich begann die Reben zu schneiden und das Gras unter den Orangen- und Granatapfelbäumen zu jäten. Letzterer wird ungefähr drei Meter hoch und die Früchte haben den gleichen köstlichen Geschmack wie die Erdbeeren. Orangen, Pfirsiche und Pflaumen sind heimisch in den reichhaltigen, warmen Böden von Avoyelles; nur den Apfel, der in kälteren Breiten am meisten vorkommt, sieht man hier selten.
Mrs. Ford kam sogleich heraus und sagte, dass meine Arbeit sehr lobenswert war, ich aber beim besten Willen nicht in der Verfassung dafür sei. Ich sollte mich in meiner Hütte weiter ausruhen bis mein Herr ins Bayou Boeuf gehen würde, was sicher nicht heute und vermutlich auch nicht morgen wäre. Ich sagte ihr, dass ich mich sicherlich
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