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Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Titel: Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Solomon Northup
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einzige Fluchtmöglichkeit aus dieser Lage ein Gebilde aus Doppelzüngigkeit und abgebrühter Lüge.
     
    "Davon weiß ich nichts, Master Epps", antwortete ich mit einer Mischung aus Unwissenheit und Überraschung; "Davon weiß ich überhaupt nichts, Sir."
     
    "Warst du nicht vorletzte Nacht bei Shaw drüben?", wollte er wissen.
     
    "Nein, Master", war die Antwort.
     
    "Hast du nicht diesen Kerl, Armsby, gebeten für dich in Marksville einen Brief aufzugeben?"
     
    "Aber nein, Herr, Master, ich habe mit ihm noch keine drei Worte in meinem Leben gewechselt. Ich weiß nicht, was Ihr meint."
     
    "Nun", fuhr er fort, "Armsby hat mir heute erzählt, dass der Teufel unter meinen Niggern sei; dass ich einen hätte, den man besser im Auge behalten sollte, sonst würde er fliehen; und als ich nachbohrte sagte er, dass du hinüber zu Shaw gegangen bist, ihn geweckt und gebeten hast, für dich einen Brief nach Marksville zu bringen. Was hast du dazu zu sagen, hä?"
     
    "Alles, was ich sagen kann, Master", erwiderte ich, "ist, dass dies unwahr ist. Wie sollte ich einen Brief schreiben ohne Tinte und Papier? Es gibt niemanden, dem ich schreiben könnte, denn ich habe keine lebenden Freunde, von denen ich wüsste. Dieser Armsby ist ein verlogener und betrunkener Kerl, sagen alle, und niemand glaubt ihm. Sie wissen, dass ich immer die Wahrheit sage und die Plantage nie ohne einen Pass verlasse. Aber, Master, ich sehe jetzt ziemlich deutlich, was Armsby damit bezwecken will. Hat er sich nicht bei Ihnen als Aufseher beworben?"
     
    "Ja, er wollte, dass ich ihn einstelle", antwortete Epps.
     
    "Da haben wir's, Master", entgegnete ich. "Sie sollen glauben, dass wir alle fliehen möchten und daher einen weiteren Aufseher benötigen. Er hat diese Geschichte frei erfunden, weil er Arbeit braucht. Alles gelogen, Master, verlassen Sie sich drauf."
     
    Epps dachte eine Weile nach, offensichtlich beeindruckt von der Plausibilität meiner Theorie. Dann rief er aus:
     
    "Ich soll verdammt sein, Platt, wenn ich dir nicht glaube. Er hält mich wohl für einen Idioten, wenn er glaubt, mir so einen Bären aufbinden zu können, nicht wahr? Vielleicht glaubt er, dass er mich zum Narren halten kann; vielleicht glaubt er, dass ich nichts in der Birne habe, nicht auf meine Nigger aufpassen kann, was! Dem alten Epps schöntun! Ha, ha, ha! Verfluchter Armsby! Hetz die Hunde auf ihn, Platt!"
     
    Unter vielen anderen Kommentaren über Armsbys tatsächlichen Charakter und seine eigenen Fähigkeiten, auf sein Geschäft und seine Nigger aufzupassen, verließ Master Epps die Hütte. Sobald er weg war warf ich den Brief ins Feuer und sah mit verzagtem und verzweifeltem Herzen zu, wie die Epistel, die mich so viel Mühe und Nachdenken gekostet hatte und von der ich glaubte, dass sie mein Vorbote ins Land der Freiheit sei, sich auf den Kohlen in Rauch und Asche verwandelte. Armsby, dieser verräterische Unhold, wurde kurz darauf von Shaws Plantage vertrieben; was mir sehr gelegen kam, fürchtete ich doch, er könnte die Unterhaltung mit Epps fortsetzen und ihn vielleicht doch noch dazu bewegen, ihm zu glauben.
     
    Ich wusste nicht, wo und wie ich noch nach Erlösung suchen könnte. Die Hoffnung, die mein Herz erfüllte, war zerstört und vernichtet. Der Sommer meines Lebens zog an mir vorüber; ich fühlte, dass ich vorzeitig alterte; dass ein paar weitere Jahre der Plackerei und des Kummers, in Verbindung mit dem teuflischen Gestank der Sümpfe, bald ihr Werk vollenden würden – mich der Umarmung des Grabes, in dem ich vermodern und vergessen werden sollte, zuzuführen. Zurückgewiesen, verraten, abgeschnitten von der Hoffnung der Rettung, konnte ich mich nur noch auf die Erde niederwerfen und meine unsagbaren Seelenqualen beweinen. Die Hoffnung auf Rettung war der einzige Lichtstrahl, der mein Herz trösten konnte. Und dieser Strahl war nun schwach und flackerte; ein weiterer Moment der Enttäuschung würde ihn vollkommen auslöschen und mich in der Dunkelheit der Mitternacht bis an mein Lebensende herumirren lassen.
     

Kapitel 17
     
    Ich habe nunmehr viele für den Leser uninteressante Vorfälle ausgelassen und bin im Jahr 1850 angekommen, das ein schlechtes Jahr für meinen Kameraden Wiley war, den Ehemann von Phebe. Seine schweigsame und beruhigende Art hat ihn bisher in den Hintergrund treten lassen. Obwohl Wiley selten den Mund aufmachte und sich ohne Aufzumucken in seiner seltsamen Umlaufbahn drehte, waren die warmen Elemente der

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