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Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Titel: Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Solomon Northup
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Geselligkeit in der Brust des stillen Niggers doch sehr ausgeprägt. Im Überschwang seiner Eigenständigkeit, die ohne die Philosophie von Onkel Abram und den Ratschlägen seiner Frau Phebe auskam, besaß er die Tollkühnheit, ohne Pass eine benachbarte Hütte zu besuchen.
     
    Die Gesellschaft, in der er sich befand, war so unterhaltsam, dass er die verstreichenden Stunden nicht zählte und die Sonne im Osten aufging, bevor er dies wahrnahm. Er rannte nach Hause so schnell er konnte und hoffte, das Quartier zu erreichen, bevor die Fanfare ertönen würde; unglücklicherweise erspähte ihn aber auf dem Weg eine Patrouille.
     
    Wie das in den anderen dunklen Orten der Sklaverei gehalten wird, kann ich nicht sagen, aber am Bayou Boeuf gibt es eine Organisation, deren Geschäft es ist zu patrouillieren und jeden Sklaven, der seine Plantage verlassen hatte, zu ergreifen und auszupeitschen. Sie sind beritten, bewaffnet, haben Hunde bei sich und werden von einem Captain befehligt. Sie haben das Recht, entweder per Gesetz oder durch allgemeine Billigung, jeden schwarzen Mann, der außerhalb des Besitzes seines Herrn ohne Pass unterwegs war, nach eigenem Ermessen zu züchtigen und sogar zu erschießen, falls er die Flucht wagen sollte. Jede Patrouille reitet ein bestimmtes Gebiet entlang des Bayous ab. Sie werden von den Pflanzern bezahlt, die ihren Beitrag in Relation zu der Anzahl ihrer Sklaven leisten. Das Geklapper ihrer Hufen hörte man Tag und Nacht und oft sah man sie einen Sklaven vor sich hertreiben oder ihn an einem Seil um seinen Hals zur Plantage seines Besitzers bringen.
     
    Wiley floh vor einer dieser Patrouillen und glaubte, er könnte seine Hütte erreichen, bevor sie ihn ergreifen würden; aber einer der Hunde, ein großer, heißhungriger Bluthund, erwischte ihn am Bein und hielt ihn fest. Die Männer der Patrouille peitschten ihn heftig und brachten ihn als Gefangenen zu Epps. Von ihm erhielt er eine noch stärkere Geißelung bis die Schnitte des Leders und die Bisse der Hunde ihn so steif und wund gemacht hatten, dass er sich kaum noch rühren konnte. Es war ihm so unmöglich, seine Position auf dem Feld zu halten; folglich verging nicht eine Stunde, in der er nicht die Peitsche seines Herrn auf seinem rohen und blutenden Rücken spürte. Seine Leiden wurden bald unerträglich und er beschloss, wegzulaufen. Er teilte seine Absicht nicht mal mit seiner Frau Phebe und begann Vorbereitungen zur Ausführung seines Plans zu treffen.
     
    Nachdem er seine gesamte Wochenration gekocht hatte verließ er die Hütte in einer Sonntagnacht, als alle anderen Bewohner schon schliefen. Als morgens die Fanfare ertönte, erschien Wiley nicht. Man suchte ihn in den Hütten, der Scheune, im Baumwollhaus und in jedem Winkel und jeder Ecke des Geländes. Jeder von uns wurde ausgehorcht nach Hintergründen über sein plötzliches Verschwinden oder seinen derzeitigen Aufenthaltsort. Epps wütete und war außer sich. Dann bestieg er sein Pferd und galoppierte zu den benachbarten Plantagen, um dort nach Wiley zu fragen. Aber die Suche verlief erfolglos. Niemand hatte auch nur die leiseste Ahnung, was aus dem verschwundenen Sklaven geworden war. Die Hunde wurden zu den Sümpfen geführt, konnten dort aber keine Spur aufnehmen. Sie wurden in den Wald geschickt, kamen aber jedes Mal innerhalb kürzester Zeit und ohne Spur zu ihrem Ausgangspunkt zurück.
     
    Wiley war entkommen, und das so klammheimlich, dass alle Jäger in die Irre geführt wurden. Es vergingen Tage und Wochen, in denen nichts von ihm zu hören war. Epps war ständig am Fluchen und Schimpfen. Wenn wir unter uns waren, war seine Flucht das bestimmende Thema. Es gab natürlich auch jede Menge Spekulationen bezüglich seines Verschwindens; einer meinte, dass er vielleicht in den Sümpfen ertrunken sei, zumal er ein miserabler Schwimmer war, ein anderer sagte, dass er von einem Alligator gefressen oder von einer Mokassin gebissen worden sein könnte - deren Biss einen sicheren und schnellen Tod bedeutete. Unser herzliches und wärmstes Mitgefühl war definitiv beim armen Wiley, wo immer dieser auch sein mochte. Von Onkel Abrams Lippen stiegen viele feierliche Gebete gen Himmel, in denen er um Sicherheit für den Wanderer ersuchte.
     
    Drei Wochen später, als uns die Hoffnung, ihn jemals wiederzusehen schon verlassen hatte, stand er plötzlich vor uns. Er berichtete, dass es seine ursprüngliche Absicht gewesen war, die alten Quartiere von Master Buford in South

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