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Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Titel: Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juli Rautenberg
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hält immer noch beharrlich meine Hände fest), und langsam wird mir langweilig. Da unterbricht Niko das leicht monotone Kreisen seiner Zunge, schiebt mich ein Stückchen zurück und streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht. »Hej, Süße«, sagt er mit leicht belegter Stimme, »ich muss morgen total früh raus.«
    Oh. Okay. Nee, is klar. »Dann geh’ ich jetzt wohl mal besser.«
    Er lächelt. »Ja, aber komm wieder.«
    Ich nicke. Okay. Okay, das mach ich.
    Kein Applaus
    Montag, 04. Januar um 10:29 Uhr
    Hm, eigentlich wäre ich ja drauf und dran zu sagen: Ach, was brauch ich neue Dates! Ich habe Niko geküsst, ich bin raus aus der Nummer.
    Aber die roten Filzuntersetzer und die nicht zu verachtende Tatsache, dass Niko sich wieder mal nicht zurückmeldet, nicht auf meine nächtliche E-Mail reagiert, in der ich ihm schrieb, dass ich ihn schon sehr bald sehr gerne wieder küssen will, und natürlich mein mittlerweile öffentlich bekanntes Pech bei Herzensangelegenheiten, drängeln mich in Richtung neues Motto – Gemeinsame Interessen.
    Ich kann nicht wirklich behaupten, dass ich an Theater interessiert bin, wohl aber bin ich an Theater-Interessierten interessiert, weil ich dem Glauben verfallen bin, dass die sich dann auch für mich interessieren, weil mein ganzes Leben ein einziges Theater ist. So in der Art.
    Ein Theater in der Nähe bietet einen kaum zu glaubenden Service an: Will ein alleinstehender, theaterbegeisterter Mensch ein Stück sehen und findet keinen anderen Willigen, kann er sich beim Sorgen-, nein: Kartentelefon an einem Abend seiner Wahl verkuppeln lassen. Sofern es einen anderen verkupplungsbereiten, alleinstehenden, theaterbegeisterten Menschen in der gewünschten Altersklasse gibt. Für mich gibt es diesen Menschen, und ich bin nur einen Tag später bereits mit ihm verabredet. Stutzig macht mich, dass mein Date »Ernst« heißt. Heißen Menschen unter 39 heute noch Ernst? 39, das war meine persönliche Altersobergrenze.
    Im Theaterfoyer mache ich es mir an der Sektbar bequem, da soll ich mein Date des heutigen Abends treffen. Es gongt. Röcke rascheln. Ich bestelle einen Sekt. Mein Date scheint noch nicht da zu sein. Fünf Minuten später gongt es erneut und ich grapsche nach dem Schälchen mit den Erdnüssen. Das kann ein kurzer Abend werden. Es gongt zum Dritten. Da wird plötzlich die Eingangstür aufgerissen und ein Mann hastet herein. Er trägt einen Kamelhaarmantel und einen Hut und zu meinem Erschrecken sogar eine Fliege, und da ich die einzige noch im Foyer sich betrinkende Person bin, hechtet er auf mich zu und japst: »Sind wir heute Abend verabredet?«
    Und ich denke nur: Mist. Ernst stellt sich mir ernst mit einer altmodisch-verklemmten Verbeugung vor und haucht einen Kuss auf meine erdnussklebrige Hand. Das ist also Ernst.
    Und das ist es wirklich, denn ich werde aufgefordert, meinen Sekt leer zu trinken, schließlich wolle man nichts verpassen, schließlich habe man ja auch für den ersten Akt bezahlt, nicht wahr, haha, ein jovialer Schulterklopfer, jetzt wird es ernst, nicht wahr, gleich noch ein Witz, dieser Mann ist eine lebende Comedy-Veranstaltung.
    Wir schleichen auf den ersten Rang und müssen uns, was ich unendlich peinlich finde, durch mehrere Stuhlreihen durchquetschen. Ernst flüstert jeder zerquetschen Person ein »Verzeihung«, »Excusez-moi, Madame« oder »Ich bedaure …« zu. Ich quetsche mich hinterher und denke mir: 39? Im Ernst??? Niemals im Leben ist ein Mann, der »Ich bedaure« sagt, unter 40 – und wenn ich mir Ernst mal genauer ansehe, nicht mal unter 50!! Ich bereite während der ersten drei Akte einen mehrseitigen Beschwerdebrief an die Theaterleitung vor.
    Die Pause erlöst mich von einer mangelhaften Inszenierung, wirft mich aber ohne Umschweife direkt in die nächste Katastrophe hinein. Ernst bestellt Sekt und verwickelt mich in
ein sterbenslangweiliges Gespräch über Investment-Fonds, mit denen er sich »in seiner Freizeit« beschäftigt. Von dieser Freizeit scheint er eine Menge zu haben, dem Muster seines Jacketts zufolge muss er schon berentet sein. Seinen wirtschaftlichen Exkurs spickt er immer wieder mit dezenten Hinweisen, dass man sich von seiner Seite aus gerne näher kommen könne, am Ende legt er sogar seine Hand auf meine. Sie ist faltig. Und kalt. Eine Hand aus dem Grab. Ich frage Ernst, wie alt er eigentlich ist.
    »Ich fühle mich deutlich jünger, als ich aussehe«, raunt er mir anzüglich zu und zwinkert verständnisheischend.
    »Ist

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