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Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Titel: Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juli Rautenberg
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das auch der Grund, warum du eine jüngere Frau suchst?«, stelle ich ihn zur Rede.
    Er grinst nur. Und ich möchte mich spontan auf seinem Revers erbrechen. Schütte den Rest des Sektglases in mich hinein und rülpse gut vernehmlich: »Ernst, das wird mir alles zu blöde. Ich suche keinen Sugardaddy. Und keinen Mann im Kamelhaarmantel!« Dann mache ich mich erhobenen Hauptes vom Acker.
    Jour fixe
    Dienstag, 05. Januar um 18:09 Uhr
    Hat jemand ein Wörterbuch Deutsch-Architekt/Architekt-Deutsch?
    JULI … DU MÖCHTEST MICH BALD WIEDERKÜSSEN? ACH, DU … LASS DICH NIE MIT EINEM ARCHITEKTEN EIN. 70 BIS 80 STUNDENWOCHE. DAS HAUS MUSS FERTIG WERDEN … UND ICH MUSS ENTSCHEIDEN … UND ZWAR HEUTE NOCH, AUS WELCHEM HOLZ DIE TÜRRAHMEN SIND … MORGEN IST JOUR FIXE, ES MUSS VORANGEHEN, ICH BRAUCHE MEHR ZEIT … ZEIT FÜR DICH … FÜR MICH … ABER ICH WEISS NICHT, WOHER NEHMEN. DIE WOCHE IST KOMPLETT VOLL. SONNTAG? SONNTAG … DANN KÜSSE ICH DICH WIEDER … N.
    Sonntag? SONNTAG?! Ich lese da immerzu was von Türrahmen und Holz und Haus. DIESES Haus hier muss gebaut werden, mein guter Freund!! Und was sollen diese albernen Punkte zwischen den Sätzen? Juli … Ja! Hier! Ich bin’s! Ohne Punktpunktpunkt. Bis Sonntag weiß ich ja schon nicht mehr, wie du heißt, weil die Interessenten hier Schlange stehen! Noch nicht jetzt, aber bestimmt bis SONNTAG, das ist nämlich noch eine Ewigkeit hin, du Knallerbse!
    Das möchte ich schreiben. Und dann schreibe ich stattdessen:
    ALSO GUT, DANN SONNTAG. EIN LEICHTES SEUFZEN, WEIL HEUTE ERST DIENSTAG IST.
    Ach, die Liebe ist doch manchmal echt zum Kotzen.
    Sirup
    Donnerstag, 07. Januar um 14:20 Uhr
    Mein Gott, wie mich die Warterei anödet. Und wie sehr mich das Timing nervt! Immer dann, wenn ich kurz davor bin, das Treffen von Sonntag abzusagen, weil ich entweder vergessen habe, warum wir uns eigentlich treffen wollen oder mit wem ich mich eigentlich treffen wollte, schreibt er eine SMS oder eine klitzekleine Mail. Diese klitzekleinen Mails sind deswegen klitzeklein, weil meistens dasselbe darin steht (keine Zeit, trotz starkem Willen, freu mich auf Sonntag, und ach ja, natürlich: Punktpunktpunkt!) und das in maximal 800 Anschlägen verpackt. Dann schreibe ich wieder, durchaus länger, und dann warte ich wieder, und 4902 Stunden später kommt eine erneute klitzekleine Mail.
    Meine Güte! Ich kann mich gar nicht entscheiden, was mich mehr nervt, das nicht vorhandene Tempo oder die nicht vorhandene Intensität – Entschuldigung, aber das soll der Anfang von »Etwas« sein? Nicht falsch verstehen, da IST was. Aber es ist zäh wie Sirup und tropft träge durch meinen Alltag hindurch. Es ist so ziemlich genau das Gegenteil von dem, was ich mir in meiner hochromantisierten Mädchenwolke vorstelle: wildes Begehren, Überraschungen, Impulsivität und Spontaneität.
    Ich sehe ja ein, mein Weg ist nicht immer der beste. Meine Vorstellung ist nicht immer die richtige. Gut, ich versuche den anderen Weg, den Nikolaus-Sirup-Weg, das langsame Begutachten, das ruhige Integrieren der anderen Person in das eigene Leben, und nicht die wilde Leidenschaft, die im schlimmsten Fall in Vegas vor einem drittklassigen Priester im Elvis-Kostüm endet. Alles klar. Immer schön langsam. Wie konnte ich so jemanden beim Speeddaten kennenlernen?!
    Nouvelle Vague
    Sonntag, 10. Januar um 22:41 Uhr
    Ich treffe Niko und wir machen das, was Pärchen oder Leute, die vielleicht bald oder irgendwann mal zu einem Pärchen werden, an einem arschkalten Sonntagabend im Januar eben machen: einen Film gucken.
    Wir treffen uns vor dem Kino. Ich stehe vor ihm, verklemmt, unsicher. Weiß nicht, wie ich ihn begrüßen soll. Einmal geknutscht heißt ja nicht, dass man sich bei der nächsten Begrüßung gleich um den Hals fällt. Am besten ist immer, zu reagieren. Wie geht er auf mich zu?
    Niko scheint eine ähnliche Taktik zu fahren wie ich. Er steht vor mir und glotzt mich an. Die Hände in den Jackentaschen, was ich insofern okay finde, weil er mir allem Anschein nach immerhin nicht die Hand geben will. Niko steht. Und guckt. Und steht. Und ich denke: Äh, hallo?
    Und »Hallo«, sagt er irgendwann. Ich könnte schwören, da waren drei Punkte dahinter. Ansonsten macht er keine Anstalten. Keine Umarmung. Kein Küsschen. Nix. Er guckt mir nur ein Loch in den Kopf. Ich gucke eine Weile uninspiriert zurück, bis ich zu schielen beginne. Dann nehme ich mir, obwohl ich mir felsenfest vorgenommen hatte, das nicht mehr zu tun, erneut ein

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