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Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Titel: Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juli Rautenberg
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könnte überflüssig sein, denn Niko meldet sich nicht. Ich sollte mir einen Plan B zulegen. Ich drehe den Spieß einfach mal um: Ich überlege mir, was meine Interessen sind, und suche mir dann den passenden Mann dazu.
    Vorsätzlich
    Freitag, 01. Januar um 17:27 Uhr
    Niko hat sich gemeldet! Mit gutem Blabla fürs neue Jahr und etwas noch viel Interessanterem im Warenkorb, einem neuen Termin! Morgen Abend wird er für mich kochen.
    Ich freue mich. Glaube ich. Denn meine Freude ist ein klitzekleines bisschen gedämpft von der Tatsache, dass bis heute Nachmittag gar nichts kam. Nicht mal eine Antwort-SMS auf meinen zaghaften Vorstoß nach dem ersten Date im Planetarium. Hm. Er hatte bestimmt wahnsinnig viel zu tun. Sehr viel Wichtiges. Andererseits: Ich möchte schon auch irgendwann mal das Gefühl haben, dass ich wichtig bin. Um nicht zu sagen: das Wichtigste.
    Und wieder andererseits: Ich denke schon wieder zu viel. Einfach mal treiben lassen! Nichts kaputt denken! Super Vorsatz. (Mir fehlte ohnehin noch einer.) So machen wir das jetzt. Wir werden geduldig.
    Chez Bauhaus
    Sonntag, 03. Januar um 17:33 Uhr
    Ich bin bei Niko. In Socken. Er gibt mir eine Wohnungsführung. Niko ist, das merke ich schnell, sehr stolz auf seine Wohnung. Falsch: Niko ist seine Wohnung. Hier ist alles irgendwie – Architektur. Alles weiß. Alles glatt. Alles schön. Ein runder, weißer Tisch, darauf runde, rote Filzuntersetzer in verschiedenen Größen. Die Bilder hängen nicht an Nägeln, sondern lehnen auf dem glänzendweißen, selbstgestalteten Sideboard. Kein Foto. Keine Pflanze. Nur ein quietschgrün angemaltes Hirschgeweih über der Tür. Designerlampen spenden gedimmtes Licht. De-Phazz säuselt aus den Lautsprecherboxen. Die Wohnung versprüht den Charme eines Museums für Moderne Kunst. Und ich passe hier grundlegend nicht her. Ich bin die Frau, die Gläser umkippt und ihre Jacke nicht an einer Garderobe aufhängt, sondern in die Ecke pfeffert. In meiner Gegenwart hinterlassen Schuhe IMMER Spuren auf dem Teppich, selbst wenn sie gerade aus dem Schuhkarton kommen. Ich bin der personifizierte Albtraum jeder durchdachten Inneneinrichtung, jeder sauberen Oberfläche und jeder Hausfrau.
    Mein Weinglas halte ich deshalb vorsorglich nur in der Hand. Wenn ich es absetze, wird es garantiert einen unschönen Fleck auf dem weißen Tisch hinterlassen. Niko, der mir gegenübersitzt, scheint meine Anspannung zu spüren.
    »Schmeckt das Sushi nicht?«, fragt er mich besorgt.
    Ich stecke mir schnell eine Rolle in den Mund. »Doch, sehr lecker!«, heuchle ich. Ich hasse Fisch. Besonders rohen. Ich entspanne mich, als Niko das Feigenparfait mit filetierten Orangenscheiben bringt. Das schmeckt leider auch nicht besonders. Ich wünsche mir eine Tafel Schokolade, die ich hier aber gar nicht essen könnte, weil ich garantiert alles mit meinen klebrigen Schokoladenfingern vollsauen würde.
    Geführt von Niko erreiche ich nach dem Essen dennoch unfallfrei die Couch und lasse mich auf der vordersten Kante vorsichtig nieder. Gleich wird mein Rotwein umkippen. Ich weiß es. Ich weiß es! Niko scheint meine Sorge zu wittern, er lehnt sich vor und nimmt mir mein Weinglas aus der Hand. Jetzt schmeißt er mich raus. Ganz bestimmt.
    Nein, tut er nicht. Er stellt mein Weinglas auf den Couchtisch aus Plexiglas, dann wendet er sich mir zu und nimmt meine Hände. Und sieht mich an.
    Aha. Jetzt kommt der Kuss. Ich spitze schon mal die Lippen.
    Nein. Kein Kuss. Niko starrt mich an. Händchenhaltend.
    Und starrt. Und starrt. Und starrt immer noch. Wir sitzen jetzt bald 20 Sekunden so da. Ich werde nervös. Meine Hände werden feucht. Meine Augen zucken unruhig. Ich unterdrücke ein Lachen. Niko starrt weiter.
    Tja, das kann wohl noch dauern, das mit dem Kuss. Zeit, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Ich lehne mich ihm entgegen. Schließe die Augen. Wenn er das nicht kapiert …
    Er kapiert es nicht. Nach gefühlten 15 Minuten öffne ich vorsichtig ein Augenlid. Niko hat auch die Augen geschlossen.
    Äh? Und jetzt? Warten wir, bis sich ein Magnetfeld vor uns auftut, das uns zusammenzieht? Hallo? Ist da noch jemand?
    Mir wird das zu bunt. Ich seufze leicht, dann greife ich zu. Und küsse Niko so, wie sich zwei erwachsene Menschen küssen. Mit Zunge. Und so. Niko küsst erfreulicherweise mit, er ist demnach nicht eingeschlafen. Wir küssen eine Weile so rum (es passiert auch nichts weiter, keine Grabschereien, keine Streicheleinheiten, nicht mal von mir, denn Niko

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