Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)
normalerweise tragen kann.
Die ohne Vergangenheit, die haben ein Problem. Wer es mit Mitte 30 noch nicht geschafft hat, wenigstens eine langfristige Beziehung mit Option auf Verlängerung und Elfmeterschießen geführt zu haben, der hat, sagt Mona, ein echtes Problem. Das sind diese großen Jungs mit den Umhängetaschen, die sich weigern, erwachsen zu werden. Denen nicht in den Sinn kommt, dass der Mensch auch einen Fortpflanzungsauftrag hat, solange es die theoretische Möglichkeit gibt, mit dem Bulli eine zweijährige Aussteigertour durch Südostasien zu machen.
Patrick ist genau so einer. Einer, der wegläuft, wenn es ernst wird, und der die Jagd mehr liebt als die Trophäe. Einer, dessen Verhalten mir bekannt vorkommt, der sich in der Hall of Fame meiner gescheiterten Beziehungen einreihen könnte. Ich weiß genau, dass ich verrückt bin nach seiner Unabhängigkeit, seinem eigenen Willen, seiner Ablehnung und seiner Zuneigung.
»Lauf!«, schreit mich meine innere Stimme an und löst in meinem Kopf einen Fliegeralarm aus. Und was macht die Idiotin? Sie bleibt stehen.
Jetzt wird abgerechnet
Freitag, 12. März um 23:54 Uhr
Mein Ringelpiez mit dem Trio infernale geht in die nächste Runde. Ulf schreibt gewohnt meditativ über seine Lieblingsfilme. Arne will mich am liebsten schon gestern getroffen haben, sinniert darüber, wie gut wir uns bestimmt verstehen werden und lässt sich von meiner Zurückhaltung nicht weiter beeindrucken. Patrick fragt, ob wir uns zum Essen treffen, und ich sage eine Sekunde später zu. Zwei Sekunden später bereue ich die Entscheidung, und drei Sekunden später schwöre ich, dieses Mal bestimmt alles anders zu machen.
Ich treffe Patrick in einem thailändischen Restaurant. Er sieht verteufelt gut aus. Ich schmelze augenblicklich dahin. Es ist genau diese Mischung aus Lässigkeit und Stil, die ich wahnsinnig sexy finde. Kapuzenpullover und Jackett, eine perfekt sitzende Jeans und Sneaker. Außerdem die obligatorische Lkw-Planen-Umhängetasche. Das beste Indiz, dass dieser Mann auf die Rote Liste gehört.
Wir unterhalten uns angeregt, Patrick ist witzig, charmant und kurzweilig, wir haben einen tollen verbalen Schlagabtausch, und ich gratuliere mir selbst zu der Entscheidung, heute Abend die gute Unterwäsche angezogen zu haben. Patrick flirtet mit mir, lächelt mich an, macht Komplimente, aber nicht die platten, sondern die versteckten, verborgenen, augenzwinkernden. Ich schmachte. Die Sirenen in meinem Kopf heulen wieder los, und ich drehe die Sicherungen raus. Weil ich mir aber geschworen habe, es dieses Mal anders zu machen, trete ich einen Schritt zur Seite und verlasse die gewohnte Rolle des begeistert klatschenden Fans. Wenn ich normalerweise Männer wie ihn kennenlerne, weiß ich recht schnell, dass hier alles nach seiner Pfeife tanzt. Sein Leben, sein Timing, seine Termine. Von irgendwoher taucht Niko vor meinem geistigen Auge auf. Das zwickt. Dieses Mal werde ich mir keine Verzögerungen bieten lassen. Dieses Mal werde ich mich nicht ganz hinten anstellen, sondern die Plätze in der ersten Reihe beanspruchen, die ich reserviert habe. Ich werde mich an allen anderen in der Schlange vorbeidrängeln und laut und deutlich an der Kasse meine Reservierungsnummer herausposaunen.
Ich frage ihn, ob er Lust hat, mich wiederzusehen. Er senkt den Kopf und blickt mich durch seine langen, wunderschönen Wimpern an: »Vielleicht.« Dann lächelt er.
Ich übersprungshandle prompt mit einem Wimpernklimpern und schmachte eine kleine Weile. Und rufe mich direkt danach zur Raison. »Wie wär’s denn mit Kino?«, hake ich nach.
»Weiß ich noch nicht«, lächelt er wieder und berührt wie zufällig meine Hand. Ich bin verwirrt. Wie immer bei diesen Typen. Hüh oder hott? Was denn nun? Weil ich irgendwie nicht wirklich weiß, was ich als Nächstes machen, tun, sagen oder lassen soll, bestelle ich die Rechnung.
Die Bedienung kommt und fragt: »Zusammen oder getrennt?«
Das ist die Gretchenfrage. Wenn ein Mann an dieser Stelle »Zusammen!« sagt und die Kreditkarte zückt, weiß man, dass man ein gutes Date hatte. Wenn ein Mann an dieser Stelle »Getrennt!« sagt, weiß man, dass das Date nur Mittelklasse war. Soviel zur Theorie. Und nun ab in die Praxis.
Ich blicke ihn an. »Zusammen?«, frage ich mit zur Seite geneigtem Kopf und einem sehr charmanten Lächeln.
»Super, danke. Nett von dir«, sagt er und steckt seinen Geldbeutel wieder ein.
Ich brauche geschlagene zehn Sekunden, um die
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