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Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Titel: Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juli Rautenberg
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mein vierwöchiges Probeabo im Fitnessstudio kündige. Hendrik guckt ein wenig betröppelt (und vorwurfsvoll auf meine immer noch gut sichtbare Plauze), aber ich spendiere ihm zur Versöhnung einen Fitness-Shake. Kurz überlege ich, ob ich ihn danach noch auf ein Bier oder ins Kino oder zu einem romantischen Candle-Light-Dinner mit Rohkostsalat einladen soll, winke dem Schicksal dann aber freundschaftlich zu und fahre nach Hause. Mit dem Fahrrad!

Ich erinnere mich an eine Zeit, in der es noch kein Internet gab. Ja, doch, so alt bin ich schon. Meine Pubertät verbrachte ich ohne Handy, ohne Internet, ohne Facebook und ohne Online-Dating, das muss man sich mal vorstellen.
    Wenn ich auf dem Schulhof einen Jungen entdeckte, in den man sich aus der Ferne verlieben konnte, dann gab es kein StudiVZ, kein Twitter, kein Skype und kein Google, die mir freundlich, schnell und anonym mehr über mein zu stalkendes Opfer verrieten. Ich musste das alles selber machen. Rumfragen, Gerüchte nachverfolgen, Schülerzeitung lesen und bei der Auskunft anrufen. Ich erinnere mich an eine Begegnung der dritten Art, die gegenwärtig definitiv nicht mehr möglich ist und heutigen 16-Jährigen wie ein schlechter Witz vorkommen muss. Ich war 19 und hatte gerade mit meinem Studium in der schrecklichen Einsamkeit der niedersächsischen Provinz begonnen. Auf einer Party lernte ich den bezaubernden Nils Hammert kennen, der am Ende aber leider zu betrunken war, um mir seine Telefonnummer zu geben. Zu dieser Zeit hatte noch nicht jeder ein Handy, Nils Hammert, so stellte ich bei meinen Nachforschungen im Kreise der Kommilitonen fest, jedenfalls nicht. Ich im Übrigen auch nicht. Eine Telefonnummer fürs Festnetz war leider auch nicht über die Komplizen herauszubekommen, aber jemand wusste, dass Nils Hammert wohl noch bei seinen Eltern wohnte. Das an sich würde mir heute schon reichen, um NICHT mehr anrufen zu wollen, aber mit 19 ist man jung und hat noch Zeit für solche Späße.
    Ich fand heraus, dass Familie Hammert in einem Kaff namens Mainsche in der Nähe von Pennigsehl bei Nienburg, irgendwo kurz über dem Steinhuder Meer und damit jwd am Arsch der Welt lebte. Auch das schreckte mich nicht ab, vielleicht, weil Nils Hammert der erste Typ war, der mich auf einer Party angesprochen hatte. So was wird belohnt.
    Ich schnappte mir also das Telefon und rief noch anständig verkatert am Sonntag nach der Party bei der Auskunft an. Mich begrüßte eine fröhlich Kölsch sprechende Dame und fragte nach meinem Begehr.
    »Ja, hallo, ich möchte gerne eine Telefonnummer.«
    »Dafür simmer ja da, Schätzelein«, röhrte mir Roswitha, so hieß das Stimmwunder mit Vornamen, entgegen. Eine Frohnatur. Na prima.
    »Äh, ja, ich möchte gerne die Telefonnummer von Nils Hammert aus Mainsche«, setzte ich meine Mission mutig fort.
    »Himmelherrschaft, wo is dat dann?«, entsetzte sich Roswitha. Ich blieb erst einmal stumm, der Diercke Weltatlas hatte mir nämlich schon verraten, dass ich meinen Liebsten in der Pampa aufzufinden suchte. »Niedersachsen«, murmelte ich verhalten und meinte damit: das Ende der Welt.
    »Also, enne Nils hann isch hier nett … Aber enne Marjit und enne Klaus kann isch anbieten …« Hm. Also, die Namen seiner Eltern hatte er bei unserem Gespräch nun nicht erwähnt, wir sprachen ja anlassbedingt eher über Biersorten.
    Roswitha kam in Fahrt. »Ach, da jibbet es ja noch mehr mit dem Namen … also, da sind noch enne Egon und enne Heide, enne Gudrun und enne Albrecht – die leben wohl allein, die hann enne eijene Eintrach, aber Ihrn Nils … Hannen se den uff Jück kennen jelernt?«
    Ich war etwas verwirrt, weil Roswitha und ich uns näher kamen, gab es aber zu.
    »Aha!«, kombinierte Roswitha blitzgescheit. »Und nu wollense de Telefonnummer.«
    Ich sagte jetzt erst mal gar nichts mehr. Alles, was ich sagte, konnte schließlich gegen mich verwendet werden. Plötzlich zog Roswitha gut hörbar die Luft zwischen den Zähnen ein. »Obacht, Schätzelein!«, raunte sie mir in verschwörerischem Tonfall zu. »Die Hammerts, die wohnen alle in derselben Straße in demm Mainsche! Dat is so enne Inzuchtverein, Schätzelein, dat lässte mal besser sein. Außerdem, isch seh dat hier grade: Die kommen aus de Landwirtschaft! Bauern, Frollein! Finger weg, glaubett mir!«
    Aus Nils Hammert und mir wurde nichts. Roswitha hatte mir zwar am Ende alle Telefonnummern der gesamten Familie Hammert durchgegeben, aber ich habe mich nicht getraut, bei allen

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