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Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Titel: Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juli Rautenberg
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anzurufen und am Ende bei Onkel Albrecht zu landen, der alleine lebt, neue Kartoffelsorten züchtet und darauf wartet, dass ein Mädchen sich zu ihm verirrt. Nä, nä, nä!
    Heute bin ich jedes Mal, wenn ich mehr über einen neuen Interessenten erfahren will, verdammt froh, dass ich nicht wieder für kostengünstige 1,85 D-Mark pro Minute mein Liebesleben mit Callcenteragenten teilen muss. Heute gehe ich ins Internet, erstelle mir ein Profil und suche nach der Liebe. Auf geht’s!
    Pfundskerle
    Samstag, 06. März um 13:24 Uhr
    Ich fühle mich gut. Ich bin endlich und ganz offiziell ein »Single mit Niveau«! Wie lange habe ich DARAUF gewartet. Der Ritterschlag: Du hast Niveau. Jawohl, das habe ich. Und weil ich dazu auch noch über Schamlosigkeit verfüge, verpasse ich meinem Profil einen frechen und ehrlichen Anstrich. Früher kreuzte ich bei Profilen an: Rauche gelegentlich. Und meinte: Nutze jede Gelegenheit. Es war schon so schwer, ein WG-Zimmer als Raucher zu finden, dass ich mir dachte, einen Mann als Raucher zu finden, kann nur unmöglich werden. Ab heute mache ich das anders. Ich rauche. Basta.
    Und weil ich gerade so ehrlich unterwegs bin, stelle ich mich auch den Fragen zu meinem Körper. Ich gebe nicht, wie sonst, nichts an, sondern setze mein Kreuzchen mutig bei »ein paar Pfunde zu viel«. »Mollig« klingt so großmütterlich, kuschelig, nach Sahnetorte, Eierlikör und Schnapspralinen, und das möchte ich schon mal gar nicht. Und über die Bezeichnung »Rubensfigur« verliere ich an dieser Stelle auch kein Wort.
    Meine neue Ehrlichkeit scheint gut anzukommen. Oder die Tatsache, dass ich hier neu bin, denn mein Profil wird in den ersten Tagen von unglaublich vielen Nutzern angeklickt. Auf meinem Profilfoto (Ganzkörper!) ist oben rechts ein kleines Sternchen, dass den Besuchern meiner Seite verrät, dass ich mich erst vor ein paar Tagen angemeldet habe. Dieses Symbol hat dieselbe Wirkung wie Pheromonfallen bei Motten: Es zieht an. Ungefähr drei Duzend Männer haben mich und meinen digitalen Bauchladen bisher besucht. Circa die Hälfte davon schrieb mich an. Ungefähr ein Drittel beherrschte die deutsche Sprache zumindest grundlegend, drei Kandidaten haben es in die engere Auswahl geschafft und dürfen mir weiter schreiben.
    Ulf, 29, ist Referendar und kommt ursprünglich aus Baden-Württemberg. Wir schreiben uns seit fünf Tagen, also seit dem Tag meiner Anmeldung. Ulf ist ausgesprochen nett, ausgesprochen höflich, ausgesprochen schüchtern und leider ausgesprochen langweilig. Er sucht eine »liebe« Frau, was so ziemlich alles beschreibt, was ich nicht bin. Er ist verständnisvoll und ruhig, sucht das kleine Glück und schreibt so einschläfernde E-Mails über den Frühlingsanfang, dass ich mir Streichhölzer zwischen die Lider klemme, sobald er sich bei mir meldet. Leider schaffe ich es nicht, Ulf einfach abzuschießen. Das würde eigentlich ganz einfach gehen, das Portal hat eine »Abschieß-Hilfe« in Form eines unpersönlichen Buttons eingerichtet, den man einfach nur drücken muss, wenn man genug hat. Aber obwohl Ulf ganz und gar uninspirierend ist: Sein Kindchenschema (hilflos, überfordert, großäugig) verursacht bei mir Muttergefühle, ich KANN ihn nicht einfach so in die Wüste schicken. Außerdem besteht dazu auch keine Notwendigkeit, denn Ulf wird in den kommenden zwei Jahren sicher keinen ernstzunehmenden Vorstoß in meine Richtung machen.
    Arne hingegen, 31, Zahnarzt, ist von der ganz schnellen Sorte und schickte mir bereits in der zweiten Mail seine Telefonnummer mit. In der dritten lud er mich zu sich nach Hause ein und in der vierten wieherte er meinen vorsorglich abgelehnten Heiratsantrag einfach zur Seite. Arne ist ein Stresser, ein ungeduldiges kleines Kind, das an Weihnachten alle Geschenke auf einmal aufreißt. Ich gehöre ja selbst nicht zur bedächtigen Sorte, aber seine Euphorie kommt mir irgendwie spanisch vor.
    Patrick zuletzt, der ist mein Liebling. Patrick ist 34, Fotograf, kreativ, eloquent, humorvoll und total kaputt. Bei Patrick klingeln alle internen Alarmsysteme. Denn Patrick entspricht genau dem Typ Mann, vor dem ich augenblicklich Reißaus nehmen sollte.
    Mona verkündete vor Kurzem eine Theorie: In unserem Alter lernt man entweder die Kerle mit oder ohne Vergangenheit kennen. Die mit Vergangenheit haben unschöne Anhängsel wie gescheiterte Ehen, bösartige Exfreundinnen, Unterhaltsklagen und Kinder aus verschiedenen Beziehungen. Die haben mehr im Rucksack, als man

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