Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)
hat.
Wie ist es denn nun? Hätten meine Dates mit Arne, Patrick und Ulf besser laufen können, wenn ich sie vorher an einem anderen Ort kennengelernt hätte? Angenommen, ich hätte Arne im Supermarkt kennengelernt – hätte er nach dem ersten Date und unserem Rumgeknutsche keinen Terror an meiner Klingelanlage gemacht? Wie wäre es gewesen, wenn ich Patrick live und in Farbe kennengelernt hätte? Wäre ich nicht noch viel eher auf mein altes Beuteschema reingefallen, hätte ich mich nicht noch viel mehr blenden und begeistern lassen? Nur bei Ulf, da kann ich sagen: Den hätte mir meine Intuition in der Realität wahrscheinlich wirklich erspart.
Das Internet ist grundsätzlich kein schlechter Ort, um Männer kennenzulernen. Aber man muss höllisch aufpassen, dass man sich nicht blenden lässt. Von Oberflächlichkeiten, Schaumschlägerei und diesem feinen Nervenkitzel, der dem Medium nun einmal innewohnt. Alles ist so herrlich anonym, man kann sagen, sein und vorgeben, was man will. Man kann sich Männer aussuchen, um die man normalerweise große Bögen macht, man kann sein Profil frisieren, sich schlagfertiger, normaler, schöner machen als man in Wirklichkeit ist. Abgerechnet wird zum Schluss. Erst wenn man sich gegenübersitzt, geht das Kennenlernen los. Erst dann entscheidet sich, ob die Vorauswahl gut war, erst dann weiß man, ob man in die Verlängerung gehen will. Ich wollte nicht. Drei Mal nicht. Und was hab’ ich nun davon? Ein neues Motto.
Auf geht’s in die nächste Runde. Fisch sucht Fahrrad. Mann sucht Frau. Und ich suche die Liebe. Und das auf einer Veranstaltung, auf der betrunkene, verzweifelte, mittelalte, halbattraktive Menschen aufeinander losgelassen werden. Mit Herzen, auf die Brust gepinnt. Mit Hoffnungen im Sektglas. Und wahrscheinlich sehr viel schlechtem Geschmack. Denk ich an Singles in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht.
Wer geht eigentlich auf Singlepartys? Und wieso gehe ich dort hin? Ach ja, richtig, meine Mission, meine göttliche. Ich stelle mir vor, wer normalerweise Singlepartys besucht. Bei einer ersten Umfrage im Freundeskreis stellt sich heraus, dass jeder wohl schon mal auf einer Singleparty war, keiner dieses Vergnügen jedoch wiederholen möchte. Aha. Was sagt das wohl über die Singleparty an sich aus? Dass sie so mies ist, dass man maximal ein Mal hingeht? Dann dürfte es ja eigentlich keine Singlepartys mehr geben. Oder?
Und wer ist eigentlich auf diesen Blödsinn mit »Fisch sucht Fahrrad« gekommen? Ich frage meinen besten Freund Google. Und der weiß, dass der Begriff aus dem amerikanischen Frauenroman Every Woman Loves a Russian Poet , oder deutsch: Der Fisch ohne Fahrrad , von Elizabeth Dunkel stammt. Frau Dunkel hat in ihrem Meisterwerk der Frauenbewegung geschrieben: Eine Frau ohne Mann ist wie ein Fisch ohne Fahrrad. Aha. Wieder was gelernt. Eine Frau braucht also gar keinen Mann. Und deswegen gehe ich auf eine Singleparty? Frau Dunkel, Ihr Zitat humpelt gerade in eine schiefe Argumentationskette!
Ich bezweifle außerdem sehr stark, dass ich auf Singlepartys überhaupt jemanden kennenlerne. Ich erwarte unschöne Menschen, die das Tageslicht meiden, die in Schlagerscheunen zu Wolle Petri Freundschaftsbändchen knüpfen oder in Großraumdiskotheken auf die Wodka-Happy-Hour warten. Muss ich für meine Vorurteile eigentlich zusätzlichen Eintritt zahlen? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass auf Singlepartys die Menschen rumlaufen, die ich generell spannend finde. Obwohl. Im Monat Gemeinsame Interessen bin ich ja auch glamourös mit meinen Erwartungen gescheitert.
It’s my party and I cry if I want to
Sonntag, 11. April um 05:26 Uhr
Was zieht man an zu einer Singleparty mit einem mehr als fragwürdigen Motto? »Schraube sucht Mutter« weckt bei mir Assoziationen der grobschlächtigen Art, und ich beweine meine vor Jahren verschlissene Latzhose. Damit fiele ich sicher kaum auf. Die Mädels holen mich ab und wir kichern uns in Richtung »Club«, von dem wir bisher noch nie gehört haben, dem wir aber aufgeschlossen begegnen. Die Toleranz schwindet bei Mona schon am Eingang, als eine betagte Wasserstoffblondine uns heimatverbunden in breitem Dialekt begrüßt. Der Blick in die Garderobe macht klar: Das Publikum scheint eher übersichtlich zu sein. Aber vorwiegend männlich. Ich schöpfe Hoffnung, Mona Verdacht. Die anderen beiden plaudern mit der Clubbetreiberin, die Muttern verteilt. Schließlich soll man hier seine Schraube finden!
Wir
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