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Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Titel: Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juli Rautenberg
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ins Gesicht und mache mich auf den Weg zum Supermarkt. Ich hoffe inständig, niemanden zu treffen, den ich kenne.
    Ich schaffe es unerkannt durch die Süßwaren-, Gemüse- und Getränkeabteilung, da nimmt mir einer vor der Frischetheke die Vorfahrt. »Rechts vor Links!«, blöke ich. Natürlich bin ich niemand, der mit Wagen einkaufen geht. Entweder stapele ich meine Einkäufe professionell übereinander, stecke mir alles in die Hosentaschen oder stopfe es in eine der Bananenkisten, die ich in der Obstabteilung mitgehen lasse. Heute habe ich mich für die Stapeltaktik entschieden und verliere bei der Kollision selbstverständlich die Hälfte meiner Fracht. Mann! Was für ein Trottel! Kann der nicht aufpassen?
    »Oh. Hallo!«, ist seine einfallsreiche Antwort. Ich blicke auf. Mein ganz persönlicher Sargnagel, der tiefste Punkt in meinem See der Peinlichkeiten, das Fettnäpfchen meiner jüngsten Vergangenheit, Konrad Paulsen, steht vor mir und hält mir eine 1-Kilo-Tafel Schokolade hin.
    »Die ist wohl runtergefallen«, sagt er, und ich denke erneut über den Einfall von Cora nach, sehr dringend und sehr bald mobile Erdlöcher zu erfinden. Ich werde Großabnehmer.
    »Hallo – Konrad«, stammle ich und frage mich, ob ich mir heute schon die Zähne geputzt habe. Seit der Party am Anfang des Jahres habe ich nicht mehr mit ihm geredet, bis gestern Abend habe ich nicht mal an ihn gedacht! Oder nur sehr selten. Aber jetzt steht er vor mir, und er sieht, im Gegensatz zu mir, gut aus, und außerdem spricht das Warensortiment auf meinem Oberarm Bände. Es sagt: Ich bin allein, ich bin allein, ich bin allein, denn niemand ist da, der mich davon abhält, ein Kilo Schokolade auf einmal zu essen.
    »Warst du nicht gestern auch auf der After-Work-Party?«, fragt mich Konrad freundlich interessiert. Ich nicke unbestimmt. »Du warst so schnell wieder weg.« Ich nicke erneut. »Tja …«, sagt er da, und dann geht uns auch schon der Gesprächsstoff aus. Ich starre auf seinen Wagen, er auf seine Fingernägel, wir nicken, schweigen.
    Schweigen.
    Schweigen.
    Schweigen.
    »Du kannst mich ja mal anrufen«, sagt er. Ich glaub, ich hör nicht richtig. Ich soll ihn mal anrufen? Konrad Paulsen, ehemaliger Stufenfreak, heute erfolgreicher Leckerbissen in Nadelstreifen, will von mir angerufen werden? Ich bin sprachlos. Konrad gibt mir seine Karte. In diesem Moment quietschen hinter mir die Reifen.
    »Hi!!«, frohlockt es. Ich drehe mich um. Und sehe Patrick. Der Typ aus dem Internet. Der seine Rechnungen nicht selbst bezahlt. Er kommt auf mich zu, gibt mir einen Kuss auf die Wange. Konrad staunt. Ich auch.
    »Entschuldige, dass ich mich nach neulich Abend nicht bei dir gemeldet habe«, sagt Patrick in einem wirklich zuckersüßen Tonfall.
    Nee, kein Ding, Patrick – nett aber, dass du mir DIE Tour hier grade auch noch vermasselst. Überhaupt sehr beeindruckend, wie du aus MEINER Abfuhr eine Retourkutsche basteln kannst, und das ohne Vorbereitung und innerhalb von 0,3 Millisekunden.
    Konrad guckt mich mit schiefem Kopf an, und seine Hand zuckt kurz, weil er mir die Visitenkarte wieder wegnehmen will. Ich bin aber schneller und lasse die Karte in der Bauchtasche des wirklich unsagbar hässlichen, anthrazitfarbenen Fleecepullovers verschwinden.
    »Wollen wir uns vielleicht mal wieder treffen?«, fragt mich Patrick, immer noch aufgekratzt. Ich glotze entgeistert in die illustre Runde. »Ich weiß nicht«, stammle ich mit einem Seitenblick auf Konrad. Schwer genug, jemandem eine Absage zu erteilen. Aber dann auch noch mit Publikum! Ich bin heillos überfordert, nicht in der Lage, mich selbst, mein Ego, Konrad UND Patrick gleichzeitig zu verarzten. Ich will Patrick eigentlich sagen: Mit so einem Idioten wie dir treffe ich mich nie wieder! Und schaffe ein mickriges: »Warum nicht?«
    Konrad guckt verständnislos. Patrick souverän.
    »Na dann!«, lächelt Letzterer und küsst mich erneut auf die Wange.
    »Na dann!«, zischt Konrad mit Todesverachtung im Blick.
    »Na dann«, seufze ich, als beide ihre Wagen in entgegengesetzte Richtungen davonschieben. Na dann.
    Nachhaken für Anfänger
    Freitag, 23. April um 10:35 Uhr
    Konrad Paulsen. Wie schaffe ich es eigentlich immer wieder, mich vor Konrad Paulsen so fürchterlich zu blamieren? Und dann auch noch mit Patrick? Der hat sich übrigens gar nicht mehr gemeldet. Also ging es ihm doch einfach nur darum, mir bei Konrad die Tour zu vermasseln. Männer! Die haben einen siebten Sinn dafür, genau in den

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