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Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Titel: Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juli Rautenberg
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steuern in Richtung Freigetränk und verlassen den sicheren Eingangsbereich in Richtung Clubkeller. Ach du Scheiße! Es gibt sicher auch Singlepartys mit Niveau, ganz bestimmt. Diese hier ist aber keine. Tine und Cora – beide sehr glücklich liiert – wischen sich den imaginären Schweiß von der Stirn.
    »Was ein Glück«, sagt Cora, »dass wir dich nur begleiten.«
    »Ja!«, pflichtet Tine ihr bei. »Stell dir vor, wir würden hier wirklich jemanden suchen!«
    Mona und ich tun so, als ob wir das nicht gehört hätten, und stürzen den Willkommensdrink runter. Zur Strafe nicht nur unseren eigenen, sondern auch die von Tine und Cora. Dann wenden wir uns der Versammlung zu. Außer uns sind circa zwanzig Leute anwesend, alle hässlich, alle betrunken, alle sehr, sehr willig. Letzteres trifft wohl auch auf uns zu. Aber nicht hier. Es ist ungelogen eine Ansammlung von Vollpfosten, selbst mit gutem Willen ist hier nichts zu wollen. Der DJ, knappe zwanzig, scheint der Sohn der Eingangsblondine zu sein, anders ist sein Auftritt hier nicht zu entschuldigen. Er wirft schmissige Hits auf, hier und da wedeln vereinzelt selbsternannte »Disco-Foxe« ihre Extremitäten.
    »Hej!«, stößt es mich da von hinten in die Rippen. »Bei mir steht reich und impotent auf dem Schild, und bei dir?«
    Ich schaue meine Mädels entsetzt an. Dann ihn. »Allein – aber nicht verzweifelt!«
    Der Typ guckt ein wenig dämlich und trollt sich dann, die Mädels brechen in Lachen aus. Das hebt die Stimmung. Wir sind hier, wir haben nichts zu verlieren, wir beschließen Spaß zu haben: Wir wünschen uns ein Lied, stellen uns in der Gruppe auf und beginnen zu hotten, was das Zeug hält. Nach einer Minute sind die Step-touch-Groover verschwunden und wir feiern zwei Stunden lang (nachdem wir dem DJ eine Liste mit spielbarer Musik auf einem Zettel haben zukommen lassen) und haben richtig, richtig Spaß!
    Irgendwann fordert die Sucht ihren Tribut, und wir kämpfen uns verschwitzt und glücklich in den Raucherbereich.
    Aha. Hier sind sie, die Männer. Wir entdecken einen Tisch mit nicht ganz schrecklich aussehenden Jungs, die etwas fadenscheinig über ihren Bieren hängen, aber einen netten Eindruck machen. Mit aufgeschlossener Miene latschen wir in ihre Richtung und lassen uns an den Nebentisch plumpsen. »Auf einer platten Party darf man auch platt flirten!«, sage ich mir und frage nach Feuer. Ich gebe es nach getaner Arbeit zurück, dann fragt Mona nach Feuer. Danach Cora. Und danach Tine. Die Jungs bleiben cool, und wir verwickeln sie in ein Gespräch.
    Die sind gar nicht so übel, es ist recht witzig, unser Hauptthema ist die grottenschlechte Party, auf der wir uns alle peinlicherweise befinden. Und als die Peroxid-Tante uns rauswirft, beschließen wir, den Abend noch nicht enden zu lassen.
    Wir landen schließlich im Burger King. Im strengen Licht der Fast-Food-Kette und den nun ernsthafter werdenden Gesprächen stellt sich heraus, dass der junge Mann, den ich ins Kreuzverhör genommen habe, schlappe neun Jahre jünger ist als ich, dass Tines Tischnachbar Frau und Kind hat und der Typ, den Cora freundlicherweise für uns abcheckt, demnächst wieder mit seiner Menschenrechtsorganisation nach Afghanistan muss und zu allem Überfluss auch noch Vegetarier ist. Nur Monas Kerl hängt an ihren Lippen, und sie blinkt auch total entrückt in seine Richtung. Ich gähne, schnappe mir meinen Minderjährigen, und wir retten, was noch zu retten ist mit einer Zigarette im Morgengrauen, ein paar blöden Witzen und freundlichen Umarmungen auf dem Parkplatz.
    Das Letzte, was wir im Rückspiegel sehen, sind Mona und ihr Prinz, sich anlächelnd und einen Muffin teilend. Und das Letzte, was ich in dieser Nacht sehe, sind eine Aspirin und mein Kopfkissen.
    After work? Party?
    Mittwoch, 14. April um 16:31 Uhr
    Welche work?, fragt sich der lachende Betrachter. Nein, auch als Selbstständige hat man zu arbeiten, und so finde ich es mehr als rechtens, mich bei der »After-Work-Singleparty« morgen Abend anzumelden. Ich halte es zwar für ein wenig ungeschickt, zwei so unfriedenstiftende Begriffe wie »Arbeit« und »alleinstehend« euphemistisch mit »Feier« zu verbinden, bin aber für das Konzept offen und bereit, auch die unangenehmen Dinge des Lebens zu bejubeln!
    Morgen Abend also, 18 Uhr. Ich rechne mir gute Chancen aus, da ich nicht abgehetzt im H&M-Kostümchen mit einem in der Bahn aufgemöbelten Make-up erscheinen werde, sondern mir von meinem Arbeitgeber (ich)

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