Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)
erzählt! Ehrlich, hast du nicht!«, erwidere ich.
Konrad sagt: »Natürlich, ich hab dir doch erzählt, dass ich manchmal Geschäftsreisen mache.«
»Ach so. Ja, Geschäftsreisen«, gebe ich zu. »Doch, darüber hast du gesprochen. Aber ich dachte innerhalb von Deutschland. Bottrop, Salzgitter, Passau. So was die Richtung.«
»Nee«, sagt Konrad, »in Deutschland bin ich nie unterwegs.«
Ich nicke. »Ach so, jaja. Und wie lange geht deine Geschäftsreise?«
»Drei Monate«, sagt Konrad und schlürft mit dem Strohhalm den Rest aus seinem Eisteeglas. Ich vergesse zu atmen. Mein Blut gefriert in den Adern. Mein Herz-Lungen-System kollabiert. Ich blöderweise nicht. Ich sitze nur da, und mir wird langsam, aber sicher schwarz vor Augen. Mit letzter Kraft bäume ich mich auf: »Das hast du NICHT erzählt!«
»Hab ich nicht? Komisch, ich dachte, ich hätte … Hm«, sagt Konrad und nascht noch einen Krümel von meinem Teller.
»Und jetzt?«, frage ich in meiner Verzweiflung.
»Wie, und jetzt?«, fragt Konrad erstaunt zurück.
»Na ja … äh …«, murmele ich und weiß selbst nicht mehr, was ich eigentlich sagen wollte.
»Ich werde aus Japan ja wieder zurückkommen!«, verspricht Konrad. »Und dann sehen wir weiter.«
Ich nicke. Aha. Und dann sehen wir weiter. Verstehe.
»Und wegen Nadine musst du dir auch keine Sorgen machen.«
Nadine? Who the fuck … Nadine?! Japan? In welche beschissene Geschichte bin ich jetzt wieder reingerutscht?!
»Welche Nadine?«, frage ich Konrad und mir schwillt langsam der Kamm an.
»Na, meine Exfreundin.« Ach so. Na klar. Deine Exfreundin. Sicher. … Exfreundin?!
»Und, äh, wieso muss ich mir wegen der keine Sorgen machen?«
»Weil sie mitfährt.«
»Auf deine GESCHÄFTSREISE?!« Ich werde lauter.
»Hej, wir arbeiten in derselben Abteilung. Die Geschäftsreise war schon lange geplant, und der Urlaub danach auch.«
URLAUB?! Wie viele schockierende Neuigkeiten verträgt ein einziger Mensch über einem Glas Eistee?
»Aber mach dir keine Sorgen!«, versucht mich Konrad ganz entspannt zu beruhigen. »Wir verstehen uns ja noch gut, aber halt nicht mehr SO gut, und da dachten wir, wenn wir den Urlaub im Anschluss an die Geschäftsreise schon gebucht haben, dann machen wir ihn auch.« Aha, denke ich. Und bin wieder mal sprachlos.
»Das Zusammenwohnen klappt ja auch irgendwie.« Äh? Scusi? ZUSAMMENWOHNEN?!
»Du …«, beginne ich vorsichtig, weil ich es wirklich nicht glauben kann. »Du wohnst noch mit deiner Exfreundin zusammen? Entschuldigung, aber wie lange seid ihr doch gleich getrennt? Hast du mir das auch erzählt?«
»Äh, nein, habe ich nicht«, gibt Konrad zu. »Ich dachte, dass du dich aufregst.«
NEIN, Konrad, ich rege mich NICHT auf! Aufregen, pah, das ist was für Anfänger, ich werde gleich HANDGREIFLICH!
»Also, wir sind schon seit vier Monaten nicht mehr zusammen, leben aber noch in derselben Wohnung. Weißt du, das lohnte sich finanziell für Nadine irgendwie nicht, sich noch vor Japan eine neue Wohnung zu suchen.«
Oh. Nein, klar. Verstehe. Ich bin fassungslos. Da treffe ich nach Monaten mal wieder einen interessanten, spannenden, liebevollen und: an MIR interessierten Mann, und der offenbart mir kurz vor seiner dreimonatigen Geschäftsreise und anschließendem Honeymoon mit seiner Exfreundin, dass das Zusammenwohnen mit ihr rein praktische und monetäre Gründe hat.
Was stimmt eigentlich nicht mit mir? Oder mit meinem Leben? Kann mir das mal einer verraten? Womit habe ich DAS eigentlich verdient?
Rivalitäten
Mittwoch, 02. Juni um 19:58 Uhr
Ich bin immer noch ziemlich geschockt. Konrad wandert nach Japan aus. Natürlich nicht wirklich, und natürlich bleibt er nur für drei Monate, aber in Anbetracht der Tatsache, dass seine EXFREUNDIN ihn bei seinem Trip begleitet, sollte ich wohl mit dem Schlimmsten rechnen.
Wieder zusammenkommen IST wie auswandern. Und die KOMMEN wieder zusammen, das ist ja klar wie Kloßbrühe, immerhin leben sie auch noch in derselben Wohnung. Wenn Nadine fand, dass sich eine neue Wohnung alleine vor Japan nicht lohnt, findet sie vielleicht auch, dass sich eine Trennung von Konrad nicht lohnt. Finanziell. Und emotional. Perlen vor die Säue, warum kompliziert, wenn’s auch einfach geht? Und überhaupt. Wer ist eigentlich diese Nadine? Bestimmt so ein blondes, kleines Schneckchen. So eine Tussi, mit der ich in anderthalb Millionen Jahren nicht konkurrieren kann. Nicht konkurrieren will, so, ja, das sollte ich vielleicht mal
Weitere Kostenlose Bücher