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Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Titel: Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juli Rautenberg
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anderen Größenordnungen.
    »Ich möchte weinen«, sage ich stockend.
    »Wein? Haben wir!«, frohlockt Konrad und zieht mich an der Hand in die Küche. Überall in der Wohnung sind totschicke, schwarzgekleidete Menschen, die aufsehenerregende Cocktails in der Hand halten. Sie lächeln mich an, leicht irritiert, was die Vogelscheuche in der H&M-Jeans und dem Little-Miss-Sunshine-T-Shirt hier zu suchen hat. Ich fühle mich wie ein schlechtes Abziehbild von Lisa Plenske.
    »Das sind Arbeitskollegen«, erklärt Konrad.
    »Dann möchte ich lieber doch ein Bier«, erwidere ich ohne ersichtlichen Zusammenhang. Konrad drückt mir eine Flasche Bier in die Hand, dann führt er mich weiter, auf den Balkon. Dort stehen immerhin Menschen, die etwas netter aussehen, legerer gekleidet sind. Okay. Besser. Konrad stellt mich einer Gruppe Jungs vor, alles Freunde vom Hockey. Die Jungs haben alle irgendwelche nordischen Modenamen der Endsiebziger und sind wirklich sehr nett. Konrad bleibt ein Weilchen neben mir stehen, integriert mich, erzählt den anderen begeistert, was ich beruflich mache (er weiß wohl noch nicht, dass ich nahezu kein Geld damit verdiene und mich nur knapp über Existenzminimum halte). Ich entspanne mich langsam. Als mein Bier leer ist, bietet Konrad sich an, neues zu holen. Janne, einer der Hockeyspieler, dreht gerade einen Joint. Gut, zugegeben: Hier gefällt’s mir. Die Party ist streng zweigeteilt, kaum einer der Schwarzgekleideten verirrt sich zu uns nach draußen. Und wenn doch, bleibt er nur ein Weilchen da, tut so, als genieße er die Aussicht und macht sich dann wieder ab in das klimatisierte Innere. Bloß keinen Grillgeruch im Angorapullöverchen einfangen.
    Nach einer Dreiviertelstunde (meine Zunge klebt schon am Gaumen fest, das kann vom Durst oder vom Zug an der Tüte kommen) steht Konrad auf einmal wieder neben mir.
    »Das ist aber ein langsames Bier!«, schmunzele ich, denn das Gras beginnt zu wirken.
    Sven sagt: »Wo warst du denn so lange? Nicht, dass es mich stören würde, wenn du uns Juli überlässt.« Und dann lächelt er mich an. Ich grinse angemessen beschämt zurück. Konrad schüttelt genervt den Kopf, dabei verdreht er die Augen. »Nadine!«, stöhnt er, und die anderen Jungs verstehen anscheinend sofort.
    Janne ist entrüstet. »Wieso lässt du dich von der Alten eigentlich noch schikanieren?«
    »Ach, ich weiß auch nicht«, zuckt Konrad die Achseln. Ich spitze die Ohren. Es wird interessant hier, und ich weiß jetzt schon, dass die Hockeyspieler auf meiner Seite sind. Ich trinke Bier und trage Buttons an der Jacke. Ich bin nett und habe mit ihnen gekifft.
    Mattis, der dritte im Bunde, mischt sich ein. »Das geht jetzt schon seit Monaten so. Dauernd will die was von dir.«
    »Sie tut mir leid, irgendwie«, gibt Konrad zu.
    »War die Trennung für sie so schwer?«, melde ich mich endlich mal zu Wort. Mattis, Sven und Janne brechen in schallendes Gelächter aus. Janne kriegt als Erster wieder Luft. »Nein, die Trennung war überhaupt nicht schlimm für sie! Immerhin hat SIE sich ja von Konrad getrennt!«
    »Ja«, ergänzt Sven mit Lachtränen in den Augen. »Nachdem sie ihn vorher sechs Monate lang mit einem anderen betrogen hat. Seinetwegen hat sie mit Konrad Schluss gemacht.«
    »Aber weißt du, was das Beste ist?«, wiehert Mattis. »Der Typ hat sie nach vier Wochen abgeschossen! Und dann ist sie wieder bei Konrad angekrochen gekommen!«
    Konrad guckt mich zerknirscht an. Ich gucke sensationsgeil zurück. »Ja und?!«, stelle ich die Gretchenfrage.
    »Keine Chance«, sagt Konrad bestimmt. »Ich hab ihr gesagt, dass sie bis nach der Japanreise wieder hier wohnen kann – mit getrennten Schlafzimmern, natürlich – aber für mich ist die Sache gestorben.«
    Und dann zwinkert er wieder so komisch mit seinen Augen. Und die Pferdeherde in meinem Herzen galoppiert um die Wette. Mattis unterbricht Gezwinker und Pferdewettrennen. »Aber lass dich echt nicht mehr einwickeln, Konrad. Die Alte hat dich ja weggeschlossen! Dich hat man ja gar nicht mehr vors Haus gekriegt.« Aha. Das erklärt auch, warum ich Konrad – obwohl er relativ nah bei mir wohnt – nie irgendwo getroffen habe.
    Den Rest des Abends verbringe ich mit den norddeutschen Jungs und Konrad. In regelmäßigen Abständen kommt die böse Hexe und bietet mir vergiftete Schnittchen an. Mattis empfiehlt mir, nur geschlossene Bierflaschen anzunehmen. Als ich beschließe zu gehen, möchte Konrad noch ein paar Schritte mit mir laufen.

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