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Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Titel: Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juli Rautenberg
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Nadine hat gerade mutwillig den Eiscrusher demoliert und fordert Konrad lautstark auf, ihr zu helfen. Konrad lächelt sie an, sagt »Nachher!« und zieht mich ins Treppenhaus.
    Er bringt mich bis zu meiner Bahn. Wir stehen ein wenig bescheuert und mit den Händen tief in den Hosentaschen vergraben an der Haltestelle rum. Keiner hat was Sinnvolles zum Gespräch beizutragen. Als die Bahn um die Ecke biegt, wird Konrad nervös.
    »Jetzt ist es wohl so weit, was?«, murmelt er in seinen Hemdkragen.
    Ich nehme mir ein Herz und werfe Konrad meine Arme um den Hals. Meinen Kopf vergrabe ich in seiner Schulter und nuschle ein verlegenes »Du wirst mir fehlen«.
    »Du mir auch«, sagt er leise, und dann gibt er mir einen Kuss auf den Mund, und dieser Kuss dröhnt so laut, dass der Boden unter meinen Füßen wackelt, und erst da merke ich, dass die Bahn einfährt. Ich steige ein. Ohne mich noch einmal umzusehen. Ich sehe mich nie um, wenn ich von jemandem Abschied nehme, den ich richtig mag. Weil ich mich fürchte, dass der andere schon gegangen ist.
    Als die Bahn langsam losruckelt, beschließe ich, meiner alten Angst in den Arsch zu treten und schaue mich doch noch einmal um. Und da steht Konrad und starrt zu mir rein, beide Hände in den Hosentaschen, und zieht die Schultern hoch. Er lächelt noch einmal schief. Meine Bahn biegt links ab. Weg ist er.
    I just call to say …
    Donnerstag, 10. Juni um 04:15 Uhr
    Ungewöhnliche Uhrzeit. Äh, ja. Seit Sonntag ist Konrad weg. Seitdem denke ich an ihn, ununterbrochen und zehntausendmal schlimmer als jemals zuvor. Klasse. Seit Sonntag ist Konrad weg, und seit Sonntag höre ich keinen Ton von ihm. Nix, nada, niente. Kein Lebenszeichen, keine Brieftaube, nischte. Wieso auch? Wir sind nicht zusammen, er ist verreist, und seine Exfreundin hat er praktischerweise gleich mitgenommen. Und was war da schon? Zwischen mir und Konrad? Ein lächerlicher, postpubertärer Kuss an der Haltestelle der Tram. Nichts, worüber man sich Gedanken machen müsste. Nichts, rein gar nichts.
    Und trotzdem kreisen meine Gedanken um Konrad wie die Motten um das Licht. Konrad, warum gerade Japan? Ich hatte Großes mit dir vor. Trübselig ziehe ich meine hässlichste Jogginghose an und verkrieche mich ins Bett.
    Mitten in der Nacht klingelt in meinem Traum ein Telefon. Erstaunt stelle ich fest, dass es denselben Klingelton wie mein Apparat zuhause hat, und noch erstaunter bin ich, als ich aufstehe und den Hörer abnehme.
    Ich: Ga? Hä? Hage? gähn.
    Stimme: Ja hallo? Juli?
    Ich: Hallo? Was? Hä?
    Stimme: Ich bin’s! Konrad!
    Ich: Konrad? Hä?
    Konrad: Ja, hallo! Ich bin’s! Hab ich dich geweckt?
    Ich: (hellwach) Näää!
    Konrad: Wie spät ist bei euch?
    Ich: Halb vier!
    Konrad: Und da bist du noch wach?
    Ich bin fassungslos. Konrad ruft an, und zwar aus Japan, und zwar nachts um halb vier. Ihn stört die Uhrzeit recht wenig und ich bin ganz schnell milde gestimmt, als Konrad auf meine Frage, warum er zu nachtschlafender Zeit bei mir anruft, antwortet: »Ich wollte halt deine Stimme hören.« Hach.
    Wir plaudern ein paar Minuten, besser gesagt: Konrad plaudert, ich suche verkrampft nach meinen Zigaretten und muss mir am Ende doch eine selber drehen, was geradezu absurd ist, wenn man zwischen Kinn und Schulter einen Telefonhörer einklemmt.
    Die Verbindung ist gut. Sehr gut. Ich hab das Gefühl, Konrad steht direkt neben mir. Konrad erzählt mir davon, wie toll Japan ist, wie schön die Natur, wie nett die Menschen, dass er versucht, von irgendwoher noch einen Kirschblütenzweig für mich zubekommen, und gerade möchte ich mich entspannen und anfangen, das überraschende Gespräch zu genießen, da säuselt es von hinten in Konrads Hörer: »Hase, wo bleibst du denn?«
    Nadine. Jetzt ist es offiziell: Ich hasse diese infame Person! Konrad wird am anderen Ende nervös. »Ich muss Schluss machen.«
    Und dann zischt er leiser in den Hörer: »Es ist nicht so, wie du denkst. Wirklich nicht.«
    Und ich denke: Is klar. Und sage: »Is klar.«
    Und da sagt Konrad, mit so einer ganz weichen Stimme: »Du fehlst mir.«
    Dann ist die Verbindung unterbrochen. Ich verdächtige natürlich Nadine, die Leitung durchtrennt zu haben. Ich bin zu aufgedreht, um zu schlafen. Deswegen mache ich mir einen sehr starken Kaffee und entscheide, gleich wach zu bleiben. Um nachzudenken. Über Konrad.
    Die Ex-Akten
    Freitag, 11. Juni um 11:46 Uhr
    Heute Morgen beim täglichen Frühstück-Facebook-Stalking fiel mir Mia wieder ein. Mia, das ist

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