Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)
Gleich nach der Frühstückszigarette. Ich lasse mich auf den Platz fallen und lächele begeistert, Moritz hält mir ein Croissant vor die Nase, lässt mich abbeißen und reicht mir eine Zigarette. Wir werden sehr glücklich miteinander werden.
Der Morgen ist wunderbar. Wir trinken viel Kaffee, und irgendwann bin ich auch putzmunter, wir reden, lachen, und er flirtet offen, ehrlich und sehr angenehm mit mir. Ich bin noch verwirrt ob dieser offenkundigen Zuneigung, finde das aber mal ganz in Ordnung. Nach dem Frühstück gehen wir im Park spazieren, und plötzlich nimmt er mich bei der Hand, sieht mich an: »Ist das okay, mir war so danach.«
Na KLAAAAARRR!! Das ist vollkommen okay. Mir war nämlich auch danach, aber ich hätte das nie gemacht, weil ich mich erst gefragt hätte, ob ihm vielleicht nicht danach wäre und wenn ihm nicht danach gewesen wäre, dann … Stopp. Nicht denken. Ihm war danach und mir auch, und jetzt halten wir Händchen. Das ist doch wunderschön.
Und so endet der Tag auch, schön. Und zwar mit einem Kuss vor meiner Haustür und mit Moritz, der sagt: »Sorry, ist fast zu klassisch, rumknutschen vor dem Haus der Angebeteten, aber ich hätte nicht gehen wollen ohne Kuss.«
Ich schwebe die Treppe hoch. Moritz wird morgen nicht anrufen und keine SMS schreiben. Moritz holt mich morgen um halb drei ab, wir fahren zu Ikea, Regale für ihn kaufen. Sein Vorschlag. Ich muss sagen: Das ging ja mal einfach!
FAZIT: Los! Lassen!
Loslassen ist klasse. Eigentlich hab ich die Leute immer ganz furchtbar gehasst, vorrangig meine Freundinnen, und vorrangig die in glücklichen Beziehungen, die als besten Tipp immer zu vermelden hatten: »Du bist zu angestrengt. Das merken die Männer. Das gefällt ihnen nicht. Du musst loslassen!«
Jaaaa, ja. Ich sehe es ja ein. Und wenn ich ehrlich bin, fand ich die letzten Monate auch zeitweise wirklich anstrengend. Es ist anstrengend, die Liebe zu suchen. Aufregend, lustig, abwechslungsreich und manchmal deprimierend, aber irgendwie auch anstrengend. Wenn es gelingt, nicht gleich aus jedem Vollidioten einen Superhelden zu machen, nicht in den kleinsten Eventualitäten große Chancen zu wittern, nicht jede Mücke in einen Elefanten zu verwandeln, dann ist das zwar ein Stückchen langweiliger als vorher, aber irgendwie auch nicht mehr so hektisch. Ich fliege nicht mehr von Blüte zu Blüte, ich tanze nicht mehr auf jeder Hochzeit und hab sogar meine Angst, irgendwo irgendwas zu verpassen, halbwegs in den Griff bekommen. Das ist gut – für eine gewisse Zeit. Zwölf Monate würde ich so niemals aushalten. Das passt nicht, nicht zu mir, nicht zu meinem Tempo. Ich habe kein Chi. Ich mache kein Yoga. Und ich lese keine Bücher zur Selbsterkenntnis. Aber vielleicht schreib ich bald mal eines.
Moritz bringt mein neu entdecktes, gelassenes Leben anständig durcheinander. Er ist erst seit ein paar Tagen in meiner Welt, und ich vernachlässige einfach alles und jeden. Meine Laune ist auf dem absoluten Höhepunkt angekommen. Moritz ist super. Wir lachen viel, wir reden viel, wir halten Händchen und knutschen in freier Wildbahn, und nachts schlafen wir aneinander gekuschelt ein, nachdem wir uns gegenseitig versichert haben, wie grell uns die Sonne aus dem Hintern scheint.
Ich mag mir keinen neuen Mann mehr suchen. Ich habe einen. Mona ist das egal. Mona, die Jeanne d’Arc der Alleinstehenden, schreit entsetzt auf, als ich ankündige, das Projekt vorzeitig zu beenden. »Spinnst du?«, japst sie durchs Telefon. »Nur weil DU jetzt einen gefunden hast, kannst du doch nicht alles hinwerfen!« Ich schweige. Mona dreht auf. »Seit Monaten machen wir diesen Scheiß mit dir mit! Seit Monaten! Das ist nicht nur dein Baby, meine Liebe, das ist UNSERES.« Ihre Stimme bekommt einen bedrohlichen Unterton. »Und du? Du nimmst die erstbeste Babyklappe und wirfst alles weg, was wir uns monatelang erarbeitet haben. Du willst aufhören? Nix da! Du bist noch viel schlimmer, als diese Mütter, die ihre Babys in die Babyklappe legen – du bist wie die Leute, die ihre Haustiere zur Ferienzeit an Autobahnraststätten aussetzen, ja, genau, SO BIST DU!«
Rums. Meine Vorsätze, das Experiment zu beenden, verpuffen im Nichts, als ich an kleine, großäugige, abgemagerte Hundewelpen denke, die in der Augusthitze qualvoll verenden. Danke auch, Mona! Blöde Kuh. Ich grummle beleidigt in mich hinein. »Aber ich weiß auch gar kein gutes Motto mehr!«, starte ich einen letzten verzweifelten Versuch.
»Ich
Weitere Kostenlose Bücher