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Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Titel: Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juli Rautenberg
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tapse ich durch die Wohnung. Ich probiere es zuerst an der Gegensprechanlage, dann an meinem Handy, aber keiner antwortet. Das Handy weiß stattdessen, dass es vier Uhr in der Früh ist. Na warte. Wenn DAS nicht wichtig ist …
    Ich finde das schnurlose Telefon. Ich bin – obwohl sehr zerknautscht – total sauer. Ich hebe ab. »Wer wagt es?«, donnere ich in einer Lautstärke ins Telefon, von der sich die himmlischen Heerscharen mit ihren Fanfaren noch eine Scheibe abschneiden könnten.
    »Hi, ich bin’s!«, ertönt eine mir vollkommen fremde Stimme.
    »Ich kenne keinen Ich bin’s!« Ich werde wirklich sauer.
    »Na ich! Konrad!« jubelt es von der anderen Seite des Erdballs. Ach du Scheiße. Konrad Paulsen. Um vier Uhr nachts. Am Telefon. Und ich hab seine Stimme nicht erkannt.
    Und Lust auf Telefonieren hab ich auch nicht. Die Erkenntnis überrollt mich schonungslos. Ich stehe da, sperre wie ein Fisch meinen Mund auf und sehe hundertprozentig total grenzdebil aus.
    »Na? Wie geht’s?!«, juchzt Konrad.
    Konrad Paulsen! Was bildet der sich eigentlich ein? Das frage ich ihn am besten gleich mal selber.
    Ich hole tief Luft. »Was bildest du dir eigentlich ein? Weißt du eigentlich, wie spät es hier ist? Es ist vier Uhr mitten in der Nacht! Du kannst doch nicht einfach um vier Uhr nachts hier anrufen?! Schon mal was von Zeitverschiebung gehört?? Das hast du schon mal gemacht, und da fand ich es schon mal echt scheiße, wobei ich mich damals immerhin noch ein bisschen über deinen Anruf gefreut habe, heute muss ich leider sagen: Nä, Konrad, nä! Echt nicht! Drei Wochen lang hör ich keinen Piep von dir, nur diese bescheuerten Massenmails, aber heute rufst du an, ausgerechnet HEUTE Nacht! Ich fass es nicht, ehrlich!«
    Huch. So viel zum Thema »Aufgestaute Emotionen«. Das Thema »Gelassenheit« kehre ich besser gleich unter den Teppich.
    Konrad klingt erstaunlich gefasst. »Wieso ausgerechnet heute Nacht? … Ist jemand bei dir?«
    Ich glaub’, mein Schwein pfeift! Ist das grade sein einziges Problem? »Nein, Konrad, NIEMAND ist bei mir, selbst wenn ich es wollte, da wär niemand, ich übe mich nämlich grade in Gelassenheit, verstehst du, ich lasse los, und das«, ich beginne zu schreien, »klappt mittlerweile schon verdammt gut!!!«
    »Oh.« Das ist alles, was Konrad dazu sagt. »Vielleicht sollten wir das besser klären, wenn ich wieder da bin.«
    Ich grolle noch. »Ja. Im Jahr 2017.«
    Da holt Konrad zum ultimativen Gegenschlag aus. »Nein, so lange wird es nicht dauern. Wir kommen früher zurück! Also ich. Also, Nadine kommt natürlich auch mit, aber das wird dich nicht so sehr interessieren. Also, jedenfalls: Ich komme früher zurück, Mitte August schon. Ist das nicht toll?«
    Ja. Voll toll. »Hmm, ja«, grummele ich anstandsgemäß. Und frage mich: Warum freue ich mich nicht? Warum freue ich mich nicht, dass Konrad früher kommt? Und bin gleichzeitig so sauer, weil er sich nicht gemeldet hat?
    Konrad, der schweigsame Konrad, kommt also früher. Und morgen treffe ich Moritz. Leben ist das, was passiert, während du andere Pläne machst. Das hat mal John Lennon gesagt. Gesungen, um genau zu sein. Verdammte Axt.
    Frühstückerei
    Sonntag, 01. August um 13:33 Uhr
    Oh Mann, bin ich müde. Wer quält sich denn freiwillig am Wochenende zum Frühstück auf die Straße? Da bleibt man im Bett, bis es einem schlecht wird, und dann verspeist man große Mengen Ungesundes vor der »Sendung mit der Maus« – oder was auch immer im Fernsehen läuft. Aber nein, ich gehe aus, in grauer Morgenfrühe und vor allem nach zwei überraschenden Wendungen in meinem Leben, von denen mich mindestens eine um meinen Schönheitsschlaf gebracht hat. Das hat sich gerächt: Mit verquollenen Augen stehe ich vor meinem Badezimmerspiegel. Meine Haut ist aschfahl. Meine Haare weigern sich konsequent, den kosmetischen Anordnungen zu folgen. Das ist kein Bad-Hair-Day, das ist ein Bleib-besser-zuhaus’-du-Vogelscheuche-Tag.
    Eine Stunde und viele verzweifelte Flüche später mache ich mich doch einigermaßen zurechtgezimmert auf den Weg ins Café. Ich habe keine Lust. Nicht heute, nicht nach der Nacht, nicht mit dem Aussehen. Ich möchte Moritz treffen, sehr gerne, aber vielleicht nicht gerade jetzt. Nicht mit Konrads Geflöte im Ohr »Ich komm früüüüher!« und mieser Laune.
    Moritz sitzt schon an einem schönen, schattigen Plätzchen, strahlt mich an und hat mir und sich schon einen großen Milchkaffee bestellt. Ich werde ihn heiraten.

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