Zwoelf Rosen fuer ein Herz
struppigen Hund gegangen. Einen winzigen Moment lang taten sie mir leid, weil ich ihnen gegenüber unaufmerksam und unhöflich gewesen war, doch dann war der Golden Retriever da. Ganz nah. Weniger als zwei Meter von mir entfernt. Ich rief ihn, er blieb stehen und schaute mich an. Mich! Ich sah in seine treuen, lieben Hundeaugen. Ich konnte nicht widerstehen und ging ein paar Schritte auf ihn zu. Er wedelte mit dem Schwanz und hechelte freundlich, aber er kam nicht näher. Ich ging vorsichtig noch ein Stück auf ihn zu und fast hätten meine Finger sein seidiges Fell berührt ⦠Da ertönte der schrille Pfiff von seinem Frauchen. Und der Hund war wirklich total brav. Er lief sofort weg.
Schade. Richtig schade. Ich war so nah dran gewesen.
9. Kapitel
I n der folgenden, super schnarchigen Erdkundestunde hing ich dem seltsamen Gefühl nach, das die Hundebegegnung in mir hinterlassen hatte. Hatte das alles eine symbolische Bedeutung? Also, dass sich nur der struppige, nasse Mischling für mich begeisterte, während der schöne Hund sich nicht mal streicheln lieÃ? Ich nahm mir vor, das in der Pause mit Pia zu besprechen, obwohl ich mir schon auch etwas blöd vorkam, so eine Vermutung anzustellen. Pia ist ja immer so realistisch und bodenständig und hält nichts von symbolischen Bedeutungen. Vor allem nicht im Zusammenhang mit dem Thema Dominik â¦
»Hey, das ist interessant! Vielleicht ist das ein Hunde-Orakel und es will dir sagen, die Dominik-Sache mal dranzugeben!« Pia grinste und nuckelte weiter an ihrem Kakaotütchen.
Ich war ein bisschen verletzt und konterte: »Nur weil ich zum Spaà mal im Poesiealbum nach Sprüchen gesucht hab, ist das doch jetzt noch lang kein Hunde-Orakel!« Ich merkte, dass ich richtig verletzt war, nicht nur ein bisschen. »Du willst mir immer nur hintenrum klarmachen, dass ich keine Chance hab bei Dominik«, motzte ich deshalb. »Tolle beste Freundin, echt!«
Für meine Verhältnisse total sauer stürmte ich davon. Ich war überzeugt, nicht weit zu kommen, weil Pia mich aufhalten
würde, um sich wieder mit mir zu vertragen. Aber sie blieb einfach stehen. Nuckelte mit ernstem Gesicht an ihrem blöden Kakao und lieà mich einfach davonstürmen.
Jetzt war ich komplett verletzt. Und auch sauer und beschämt und alles durcheinander. Und ich musste mir dringend überlegen, wohin ich hier eigentlich stürmte. Ah, ins Sekretariat da vorne, super Idee! Ich werde meinen Praktikumsplatz offiziell anmelden, dachte ich. Die Frist lief zwar erst nächste Woche ab, aber ich konnte das genauso gut jetzt machen. Also öffnete ich entschlossen die Tür und erschreckte unsere Schulsekretärin beim Essen ihres Vollkornmüslis.
»Iff waff paffiert?«, mümmelte sie alarmiert.
Ich war so auÃer Puste, da dachte sie wohl, es sei ein Notfall. »Nein, äh, ich möchte nur meinen Praktikumsplatz anmelden.«
Die Sekretärin schluckte ihr Müsli hinunter. »Prima, dann trage hier Name, Anschrift und Telefonnummer des Betriebes ein und dort deinen Namen mit Geburtsdatum und Klasse.«
Sie gab mir eine Liste und einen Stift und ich gab mir Mühe, alles ordentlich auszufüllen. Die Sekretärin kaute inzwischen weiter laut ihr knuspriges Vollkornmüsli und schaute mir beim Schreiben zu. Ich war gerade fertig mit »Familienname: Borgmann, Vorname: Annette«, als die Sekretärin wieder mit vollem Mund sagte: »Ach, du bift Annette Borgmann! Hat er diff erreift, diefer ⦠diefer Dominik?«
Zack, vor Schreck ging ein Strich durch die Zeile, in die ich gerade mein Geburtsdatum reinschrieb. Was hatte die da gesagt?? Ich starrte sie an.
»Na dieser Dominik aus der 9a«, wiederholte sie ungeduldig und mit nun leerem Mund, »der Mittelstufensprecher. Der war vor ein paar Tagen hier und wollte wissen, in welche
Klasse du gehst. Und wo euer Klassenzimmer ist. Der wollte dir was Wichtiges geben.«
In meinem Kopf ratterte es einen Moment. Und dann setzten sie ein, die Geigen. Laut und wunderbar. Dominik hat nach mir gefragt! Dominik wollte wissen, wo unser Klassenzimmer ist!! Dominik wollte mir was Wichtiges geben!!!
Die Rosen sind von Dominik!!!!
In meinem absoluten, höchsten Glück fiel mir die Sekretärin nur ganz am Rande auf, die mich ungeduldig ansah und ein paar Mal »Hallo!!« sagte. Ach so, die will eine Antwort! Worauf noch mal? Also fragte ich reichlich
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